Besuch? Besuch!

Was ist seit dem Sendeschluss geschehen? Wie vielleicht einige im Podcast des Tagis vom 31.1.2025 gehört haben, «Auf und davon» von SRF– der Evergreen im Schweizer TV | Tages-Anzeiger, konnten sich die Kanadier und vor allem die Schweden-Auswanderer nach der Ausstrahlung kaum vor Schweizer Besuch retten. Wir dachten, dass es hier in Ecuador

1. nicht so viele mutige Schweizer gibt, die es trotz der unsicheren Lage wagen, in das Land einzureisen und

2. dass wir ja ausserhalb des Dorfes leben. Da findet uns doch keiner…

Falsch gedacht. Es gibt immer ein paar mutige Schweizer, die den Medien- und den EDA-Berichten trotzen. Beim Nachtessen wurden wir in Baños von zwei Schweizer Reisenden erkannt. Daraus entstanden nicht nur spannende Gespräche und ein mehrmaliger Aufenthalt bei uns, sondern auch gleich zwei schöne Filmprojekte. Die ehemaligen Architekten haben sich zum Videofilmer/ Videograf ausbilden lassen. Hier findet ihr einige Imagefilme auf ihrer Folk_Filmer Instagram Seite.

Einer dieser Filme wurde über das Holzbalkenprojekt «No hay Madera mala» von Leo und seinem Freund Andrés Guerrero gedreht. Mehr dazu findet ihr hier .

Besonders freute es mich, dass Melanie und Marcel auch zu meinem indigenen Freund Alonso gehen konnten. Ihr Ziel ist, kleine Unternehmen und Handwerkern eine Stimme zu geben. Mit dem Werbefilm zeigten sie seine einzigartige Weberkunst auf und stellten sein wundervolles Hostel «Runa Huasi» vor. Herzlichen Dank an euch zwei, wir haben die Zeit mit euch genossen und wünschen euch weiterhin viel Erfolg auf eurem Weg.

Filmprojekt bei Alonso

Runa Huasi Handweber Instagram

Marcel und Melanie beglückten uns mit ihrem Besuch

Wir waren gerade mit unserem Besuch am Mittagessen und haben über die Potcastfolge vom Tagi gewitzelt und natürlich gedacht, dass hier unangemeldet sowieso niemand vorbei kommt. 5 Minuten später Fährt ein Toyota Land Cruiser mit Schweizerkreuz und SG (St. Galler) Nummernschild in die Einfahrt. Da steigt tatsächlich «Michael Schumacher» und Cora aus dem Auto aus. Nein nicht der Rennfahrer, sondern zwei abenteuerlustige Schweizer die mit ihrem Auto von Argentinien bis nach Alaska reisen. Falls ihr sehen wollt, was die Beiden alles schon erlebt haben: Travel & Wildlife – Quer durch Südamerika. Ein Blick in ihr Reiseabenteuer lohn sich.

Michael und Cora

Sie haben uns berichtet, dass sie an einem sehr besonderen Ort, ganz in der Nähe von uns, übernachtet haben. Das «Sumak Kawsay In Situ» basiert auf dem Prinzip des Naturschutzes, der wissenschaftlichen Forschung, Herpetologie, wissenschaftlichem Tourismus, Abenteuertourismus, Umweltbildung, Praktika, Freiwilligenarbeit, Online-Workshops und akademischen Ausflügen.

Diesen Ort wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und hofften insgeheim, dass wir mit dem Besitzer in irgendeiner Weise zusammenarbeiten könnten. Henry begrüsste uns herzlich. Nach kurzer Zeit waren Leo und er nicht mehr zu stoppen. So viele Ideen strömten aus den beiden heraus. Ihr könnt gespannt sein, was da alles noch entstehen wird. Wir hoffen, dass das SRF diese Zusammenarbeit dann auch für «ein Jahr danach» filmen kann. Falls ihr mehr über «Sumak Kawsay In Situ» erfahren möchtet, schaut doch auf Sumak Kawsay In Situ, Instagram oder Sumak Kawsay In Situ | Facebook nach.

Spannend, spannender Sumak Kawsay In Situ

Zum zweiten Mail durfte Leo an der Universidad de Las Américas UDLA in Quito bei den Architekturstudenten einen Vortrag halten. Mit dabei sein Freund Andrés Guerrero mit dem Leo sowie nun auch Henry das «Andes Swiss Wodwork Team» gegründet haben. Andrés Vortrag über «No hay Madera mala» war sehr spannend. Wisst ihr wie viele Holzarten es in Europa gibt? Und wie viele in Ecuador? In Europa sind es ca. 88 heimische Arten, in Ecuador eindrückliche 2200 Arten. Ecuador birgt so viel Potential und Möglichkeiten. Hier gehts zum Projekt von Leo und seinen Kollegen vom ASWT.

Während die beiden den Vortrag an der Uni hielten wurde ich zu Jasmin und Isabel eingeladen.

Jasmin ist die Tochter von Isabel. Isabel wuchs in Quito auf und wanderte der Liebe wegen in die Schweiz aus. Nun sind sie sicher 1x im Jahr in Ecuador in den Ferien. Ich freue mich auf weitere Begegnungen mit euch. Herzlichen Dank für die Einladung und das tolle Mittagessen.

Andrés, Leo, Isabel, Jasmin und ich

Gleichzeitig erhielten wir die Nachricht von Lastenia, dass ein Mann aus der Schweiz vor der Türe steht. Noch ein unangemeldeter Gast. Sonst sind wir ganz oft zu Hause, aber eben an diesem Tag waren wir in Quito. Leider reiste der Besuch am nächsten Tag zurück nach Zürich. Dadurch konnten wir uns nicht persönlich austauschen. Über Videocall geht das aber auch prima. Sein Anliegen war, dass Leo ihm in zwei Jahren ein Holzhaus in Loja baut. Das binationale Paar möchte nämlich in ein paar Jahren auch nach Ecuador auswandern. Wir sind gespannt was durch diesen Kontakt noch entstehen wird.

Weiter haben uns zwei Schweizer-Ecuadorianer NGOs kontaktiert. Der Verwaltungsrat wird uns im Juni besuchen kommen und seine Projekte vorstellen. Wir könnten allenfalls als Koordinatoren und Kontrollinstanz für sie tätig sein. Wir freuen uns auch auf diesen Besuch und die angebotenen Möglichkeiten.

Iraida und Michi aus Luzern trafen wir zu einem Tagesausflug im Dschungel. Iraida wurde in Ecuador geboren, wuchs aber in Spanien auf. Nach 20 Jahren besuchte sie mit ihrem Mann ihren Geburtsort wieder. Wir hatten interessante Gespräche und Spass zusammen. Iraida dreht Youtube Videos über ihr leben in der Schweiz. (5) Hallo From Suiza – YouTube

Michi, Iraida und wir bei Indichuri

Nicht nur dank auf und davon bekamen wir Besuch, sondern auch von Freunden aus der Schweiz und Deutschland. Wir erhielten Fanpost, Geschenke und sogar ein Song wurde für uns geschrieben . Und ganz aktuell geniessen wir den den Besuch meiner Eltern. Sie verweilen einen Monat bei «Alvawelt». Ich bin sehr dankbar, dass sie diese weite Reise auf sich genommen haben und unsere neue Heimat mit uns gemeinsam entdecken.

Wir sind immer froh um helfende Hände im Garten und um erfahrene Handwerker, denn das Haus hat sich, durch all die Projekte, die Ausbildung und den Besuche, noch nicht von selbst fertig gebaut.

Daher gilt: Spontan ist schön, angekündigt noch schöner. Hilfe und Besuch sind immer willkommen!

Herzliche Grüssen die Alvarados

Holz neu denken! Wie Schweizer Handwerkskunst auf Ecuadorianische Vielfalt trifft

Nach unserer Entscheidung, wieder in Ecuador zu leben, liess mich ein Gedanke nicht mehr los: Wie wäre es, das schweizerische duale Bildungssystem – zunächst für Zimmereileute – im Land zu etablieren? Doch zwischen Idee und Umsetzung liegt ein langer Weg.

Vor Ort wurde mir schnell die Realität der ecuadorianischen Holzwirtschaft bewusst: Massivholz ist sehr teuer – nicht nur im Einkauf, sondern auch in seiner ökologischen Bilanz. Denn die hohe Nachfrage gefährdet unsere wertvollen Primär- und Tropenwälder. Ich erforschte den ecuadorianischen Markt und stiess auf das, was die Grundlage moderner europäischer Zimmermannsbaukonstruktionen ist, nämlich auf BSH (Brettschichtholz) aus Fichte, Kiefer und Tanne. Obwohl diese Balken eine ausgezeichnete Qualität aufweisen, sind sie aufgrund ihrer Produktionskosten nicht mit den traditionellen Bauprodukten (Beton und Stahl) auf dem Markt konkurrenzfähig. Aus diesem Grund gab ich die Suche auf und konzentrierte mich vollumfänglich auf das Erwerben des Diplomabschlusses «Maestro artesano en carpinteria de construcciones».

Und dann kam die Wendung: Ich begegnete dank dieser Ausbildung Andrés Guerrero, einem passionierten Handwerker in dritter Generation. Mit seiner Erfahrung in der Herstellung von Türen, Böden und anderen Holzprodukten, sprach er in seinem Abschlussprojekt über seine Vision „No hay Madera mala»(es gibt kein schlechtes Holz). Das traf einen Nerv – und stiess bei mir auf offene Türen. Diese offene Tür ermöglichte mir einen weiteren Schritt in Richtung Dualschulsystem zu nehmen.

Unsere gemeinsame Frage: Wie können wir Fachleute im Holzbau ausbilden, wenn weder Nachfrage noch erschwingliche Materialien vorhanden sind? Unsere Antwort: Wir produzieren selbst – und zwar mit einheimischen Holzarten. In Andrés‘ Werkstatt begannen wir mit der Fertigung einfacher Leimbinder. Noch ohne Hightech, jedoch mit erfolgreichen Resultaten. Diese konnten wir bei diversen Universitäten vorstellen und somit Aufmerksamkeit auf uns ziehen.

Doch warum auf Fichte, Tanne und Kiefer beschränken, wenn Ecuador über 2’000 nutzbare Holzarten beheimatet? Eine davon: Pigüe (Piptocoma discolor) – ein schnell wachsendes Sekundärwaldgewächs, das schon nach zehn Jahren erntereif ist. Es ist in ganz Südamerika verbreitet und wird traditionell für einfache Bauten und Obstkisten verwendet. Doch genau dieses Handwerk stirbt aus – verdrängt durch Plastik und Karton.

Unser Ziel: Pigüe und ähnliche Arten in den modernen Holzbau zu integrieren – von Leimbindern über Massivholzböden bis hin zu hochwertigen Möbelstücken. So entsteht nicht nur ein neuer Markt, sondern auch eine verlässliche Einkommensquelle für ländliche Familien, die bislang kaum Perspektiven haben.

Was als kleine Vision begann, hat bereits erste Kreise gezogen: Mit an Bord sind der anerkannte Architekt Oscar Jara, der spezialisiert ist für seine Arbeit mit Totora-Schilf, sowie Henry Sánchez, Gründer der wissenschaftlichen Station Sumak Kawsai In Situ. Gemeinsam bilden wir das Andes-Swiss Woodwork Team – ein offenes Netzwerk für Fachleute und Forschende im Bereich Naturschutz und nachhaltiger Baustoffe.

Erste Partnerschaften mit Universitäten sind entstanden, und wir dürfen künftig Workshops zum Thema Holz anbieten. Das ist ein wichtiger Schritt, um die duale Ausbildung nach Schweizer Vorbild auch in Ecuador Realität werden zu lassen.

Derzeit arbeiten wir an einem Pilotprojekt: Eine Holzkonstruktion in extremer Feuchtigkeit, errichtet in der ökologischen Reserve Sumak Kawsai In Situ im „Langanates-Sangay“-Korridor. Gebaut wird nach Schweizer Standards – getestet im tropischen Regenwald. Ein Experiment, das Zukunft schreiben könnte.

Dank dem, dass wir nun im Austausch mit diversen Universitäten sind, haben wir die Möglichkeit unsere empirischen Entdeckungen auch auf technische Daten hin zu prüfen und Architekten als Übermittler des neuen Produktes zu gewinne. Die unendlichen Möglichkeiten des Holzes werden somit im Land gestreut.

Ein herzliches Dankeschön an Folk Fimer für den tollen Imagefilm

Mach aus deinem Geld kein totes Holz – sondern lebendige Zukunft!

Investiere in Pigüe statt in Plastik – für Wälder, Wissen und Wandel!

Wir freuen uns über jede Unterstützung – sei sie gross, klein, glänzend oder genial. Zusammen bringen wir Holz, Herz und Hirn in Bewegung. Schreibe uns unter leoalvague2@yahoo.com um gemeinsam an einer neuen Zukunft zu bauen.