Von der Wut ins Wunder

Ich bin wütend.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.
Ich bin wütend, weil ich sie retten wollte.
Ich bin wütend, weil ich mich in ihren Schlingen verloren habe.
Ich bin wütend, weil ich mich so klein gemacht habe, um ihnen zu gefallen.
Ich bin wütend, weil ich geglaubt habe, sie wüssten mehr über mich als ich selbst.
Ich bin wütend, weil ich dachte, ich müsse ihnen folgen, um wertvoll zu sein.
Ich bin wütend, weil ich ihnen vertraut habe, als sie mich brauchten, aber mich verliessen, als ich mich selbst fand.
Ich bin wütend, weil ich die Wahrheit gesehen habe: ihr Ego und ihre Flucht vor dem Leben.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.

Ich bin wütend,
weil ich realisierte, dass auch ich immer aus dem Leben floh,
indem ich andere retten wollte.
Ich bin wütend,
weil ich meine Aufmerksamkeit nach aussen gegeben habe,
statt sie auf mein eigenes Herz zu richten.
Ich bin wütend, weil ich Menschen auf Podeste gestellt habe
und mich selbst darunter.
Wütend, weil ich mich klein gemacht habe,
um geliebt zu werden,
um dazuzugehören,
um gesehen zu werden.

Ich bin wütend,
denn ich habe erkannt, dass es keine Podeste gibt.
Dass wir alle auf Augenhöhe sind.
Dass niemand höher, heiliger oder besser ist.
Ich bin wütend,
bis ich begriff, dass meine Wut mich nicht zerstört,
sondern mich aufweckt.

Wenn Macht sich zeigt

In mir lebt eine Kraft, die ich lange weggesperrt habe.
Ein Teil, der laut ist, roh, stolz und übermächtig.
Er lacht über die Schwäche, will dominieren, will beweisen:
„Ich bin stark. Ich bin mächtiger als du.“

Lange habe ich mich dafür geschämt.
Doch heute sehe ich:
Dieser Anteil ist die Stimme meiner verletzten Macht.
Sie erinnert mich daran, wo ich mich klein gemacht habe,
wo ich mich geduckt habe, um zu gefallen,
wo ich mich selbst verleugnet habe, um niemanden zu überfordern.

Jetzt darf dieser Anteil gesehen werden
nicht um zu herrschen,
sondern um zu heilen.
Denn wahre Macht entsteht,
wenn ich sie nicht mehr gegen andere richte,
sondern mit meinem Herzen verbinde.

Von der Wut ins Wunder

Und dann …
verwandelt sich die Wut.
Sie wird zu Feuer, das mich nicht mehr verbrennt,
sondern wärmt und transformiert.
Sie wird zur Kraft, die mich heimbringt, zurück in meinen Körper.
Zur Energie, die mich erinnert:
Ich bin Schöpferin meines Lebens.
Ich bin hier, um zu leben, nicht, um zu fliehen.

Ich bin dankbar.
Dankbar für alle Lektionen,
für die hellen und die dunklen Wege,
für die verpassten Chancen
und die ergriffenen.
Dankbar für all die Menschen,
die mich lehren durften,
was ich über mich selbst vergessen hatte.

Dankbar, dass ich jetzt auf dem Boden stehe,
den das Leben mir bereitet hat.
Ich atme. Ich lebe. Ich wähle das Leben.

Ich bin dankbar weil diese Wut mich wach gemacht hat.
Ich wähle mich!


Feuer. Fleisch. Feste und pures Leben.

Irgendwann braucht es kein Schweben mehr.
Kein Reinsein, kein brav sein, keine übertriebene Disziplin, kein Kontrollieren.
Sondern:

Feuer. Fleisch. Bier. Tabak und das pure Leben.

„Wie bitte?!“, höre ich euch schon lachen.
„Hat Isabelle jetzt völlig den Verstand verloren oder hat das Feuer der Wut ein paar Hirnzellen mitverbrannt?“
Vielleicht ein bisschen. Aber nur die, die ich sowieso nicht mehr brauche. 😉

Das Feuer hat mir geholfen, Glaubenssätze, Paradigmen und starre Muster zu transformieren. In der westlichen Welt sind wir oft getrennt. Zwischen dem Geistigen und dem Körperlichen. Gerade in der Schweiz spüre ich, wie stark wir im Sicherheitsdenken, im Kontrollieren und im Planen verhaftet sind.

In der andinen Kosmovision ist alles heilig. Das, was schmeckt und duftet, was uns nährt und manchmal auch schmerzt.
Selbst das Chaos des Lebens gehört dazu.
Hier, mitten im Unperfekten, beginnt die Rückkehr zur Ganzheit.

Wie oben beschrieben habe ich genug lange in der Kontrolle, im Kleinhalten und im Aushalten gelebt.
Meine Botschaft ist: Folgt der Freude und lebt euer Leben ganz und echt!

Feuer: die Kraft der Wandlung. Wenn ich darin stehen bleibe, merke ich, dass ich nicht verbrenne, sondern verwandelt werde. Feuer ist in der andinen Kosmovision das Prinzip von Kawsay also reiner Lebenskraft. Es erinnert uns daran, dass nichts verloren geht, sondern sich alles in Wärme, Licht und neues Leben verwandelt.

In der andinen Kosmovision besteht alles aus Energie, Frequenz und Bewusstsein (Yachay).
Jedes Wesen, jedes Element hat ein eigenes Schwingungsfeld, ein lebendiges „Kawsay“. Wenn wir uns verbinden, entsteht Ayni, der heilige Austausch zwischen Mensch, Natur und Kosmos.

Fleisch: Wir bestehen aus Fleisch und Blut. In der andinen Kosmovision gilt alles als lebendig und heilig, auch das Tier, das uns nährt.
Fleisch wird dort als die dichteste Form der Nahrung gesehen, die uns hilft, im Körper anzukommen, uns zu erden und die Lebenskraft (Kawsay) zu halten.
Wenn Fleisch mit Respekt, Bewusstsein und Dankbarkeit verzehrt wird, dient es der Verkörperung (inCARNAción).
Andine Schamanen arbeiten oft in feinstofflichen Ebenen. Um nach solchen Reisen wieder ganz auf der Erde zu landen, nehmen sie mit grosser Achtsamkeit Fleisch zu sich. Auch als Geste der Rückverbindung mit Pachamama.

In anderen Philosophien hingegen wird bewusst auf Fleisch verzichtet,
um sich energetisch zu verfeinern, den Körper zu reinigen und leichteren Zugang zu spirituellen Ebenen oder zum Göttlichen zu finden.
Beides sind Wege der Bewusstheit. Der eine führt tiefer in den Körper, der andere höher in den Geist.

Bier: Während ich diesen Text schreibe, schlürfe ich in dieser Hitze (endlich ist der Sommer da) genüsslich ein Bier. Das Andenbier ist oft handgebraut, mit Mais (Chicha de Jora) und symbolisiert Gemeinschaft, Dank und Freude.
Auch in Europa wurde Bier ursprünglich von Mönchen gebraut, als heiliges Getränk der Erde, das Körper und Geist nährt.
Es steht für Fülle und Verbindung, für das Teilen von Zeit und Geschichten.
Es hilft, Kontrolle loszulassen, das Leben zu feiern und zu geniessen, ohne sich zu verlieren. Leider wird es heute, wie vieles, nur noch konsumiert. Achtsam und mit Genuss, ist es die goldene Flüssigkeit der Sonne, die Wärmt.

Tabak: Der reine Tabak, auch Mapacho genannt, hat keine Zusatzstoffe und hilft, zu reinigen, im innen und aussen. Er klärt Hucha, also schwere Energien, und reinigt auch den Körper. Der Abuelo Tabak begleitet mich schon länger auf meinem Weg, auch in der Impulswelt und wirkt sogar Online über den Kontinent hinweg. Er erinnert mich an Demut, männliche Kraft und Schutz, Klarheit, Präsenz und vieles mehr.

Für mich, die unbewusst immer aus dem Leben fliegen wollte, ist die verkörperte andine Kosmovision genau das richtige. Körper, Erde, Freude und Bewusst-Sein!

Auch dir wünsche ich:

Folge der Freude!
lache!
tirnke!
liebe!
nicht im Rausch, sondern in der heiligen Präsenz.
Wahre Erdung geschieht nicht im Kopf,
sondern in der Berührung, im sehen der Geschenke des Lebens,
im gemeinsamen Mahl,
am Feuer oder dem Bier, das wir teilen.
Dort beginnt das Leben und ich entscheide mich bewusst dafür!

Prost !

Isabelle Alvarado – Wut-Wunder-Brückenbauerin
alvawelt.ch | Impulswelt | Ecuador & Schweiz

PlataNo

Warum gerade ein Buch?
Was schenkt uns in dieser schnelllebigen Zeit noch Ruhe und Erdung? Für mich ganz klar: Bücher.

Ich will keine schnellen Impulse setzen, sondern Samen der Langsamkeit säen – die tief wurzeln und leise wachsen. Das, was ich hier in Ecuador endlich gelernt habe.

Die Vision
Ich erinnere mich. Ich war etwa 20 Jahre alt, als ich mich zum ersten Mal auf eine Visionsreise begab. Da war sie: ein glitzernder Sternenhimmel, ein rauschender Wasserfall,
Bananenbäume im Wind und Menschen im Kreis um ein loderndes Feuer. Dieses Bild liess mich nicht mehr los. Dabei lebte ich damals in der Schweiz, weit weg von Bananenbäumen.

Die Fülle mit meiner Vision in unserem Wohnzimmer vereint

Ich war schon immer eine Suchende – nicht für Antworten, sondern für Tiefe. Ich wollte das Leben begreifen, nicht nur funktionieren.

Der Ruf der Welt
Das Reisefieber wurde mir wohl in die Wiege gelegt, inspiriert von meiner Mutter, meinen Grosseltern und meinem Patenonkel. Ich nehme dich in diesem Buch mit an wundervolle Orte, in magische Momente, zu Erkenntnissen, um an die eigene Verbundenheit zu erinnern.

Auf meiner Reise begegnete ich nicht nur Bananenbäumen, sondern auch meinem zukünftigen Mann. In seiner alten Heimat kam ich erstmals mit der Dschungelmedizin in Berührung. Der Schamane, der mich damals begleitete, sah mir in die Augen und sprach:
„Du wirst in Zukunft mit Schamanen arbeiten. Du wirst das westliche Wissen mit der Weisheit der Anden verbinden. Du wirst Brücken bauen, die heilen.“

In der Ruhe liegt die Kraft
Was ich damals mit der Medizin erlebte, war unbeschreiblich: Eine Stille in meinem Körper, wie ich sie nie zuvor gefühlt hatte. Keine Nervosität, kein Müssen. Nur Sein. Ich hätte Buddha selbst sein können.
Zurück in der Schweiz begann der innere Lärm erneut. Doch ich hatte etwas im Gepäck: eine Ahnung davon, was dieses Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“ wirklich meint.

Jetzt weiss ich: Langsamkeit bedeutet nicht Stillstand, sondern Ankommen. Im Körper. Im Jetzt. In der Wahrheit unter dem Lärm.

Fülle mit Wurzeln
Ich habe viel gelernt – über transgenerationale Muster, über die unsichtbaren Fäden, die Systeme zusammen- oder festhalten. Doch mein Fundament fühlte sich oft wurzellos an. In Ecuador war das anders: Dort spürte ich Boden. Wurzeln. Ruhe. Und ich hörte den Ruf meines Herzens.

PlataNO – mehr als eine Banane
Ich lebe heute in einem Land, das ein Drittel der Welt mit Bananen versorgt. Doch für mich ist der Plátano kein Exportgut, sondern ein Symbol für Fülle.

Der Wasserfall steht für das Im-Fluss-Sein. Das Feuer für meinen inneren Funken – der auflodert, wenn ich meine Ideen, Geschichten und Visionen teile.

PlataNO ist eine Welt, in der das Leben nicht im Hamsterrad verloren geht, sondern geborgen unter Bananenbäumen ruht und in Feuerkreisen Geschichten erzählt, die uns erinnern:

Wir sind vollständig.
Wir sind verbunden.
Wir sind frei.

PlataNO – der Weg in die wahre Fülle
„Plata» steht hier umgangssprachlich für Geld. PlataNO bedeutet für mich nicht: kein Geld zu haben. Sondern: den Mut zu haben, dem Geld nicht länger hinterherzurennen – und bewusst Nein zu sagen.

Ein Nein zum Hamsterrad. Ein Nein zur Angst, nicht gut genug zu sein.

PlataNO ist kein Mangel. Es ist eine Haltung. Eine innere Rebellion gegen ein System, das uns und Pachamama langsam zerstört.

Was wahre Fülle wirklich bedeutet
Wahre Fülle hat nichts mit Zahlen auf dem Konto zu tun. Sie beginnt in der Tiefe – dort, wo wir uns selbst begegnen. In der Verbindung zur Erde, zu anderen, zu unserer Essenz.

Die Süsse des Lebens keimt nicht in Gier – sondern im Vertrauen. Sie wächst nicht durch Kontrolle, sondern auf einem Boden, der alle nährt.

Eines ist klar: Geld ist kein Feind, sondern ein Werkzeug. Und in liebevollen Händen kann es Wunder bewirken.

Mission
Dieses Buch ist durchwoben mit Impulsen, die helfen, inneren Mangel zu erkennen, aus der Ohnmacht zu erwachen – und Schritt für Schritt in die eigene Kraft zurückzukehren.

Es ist ein Ja zur Langsamkeit. Ein Ja zum Mut, Nein zu sagen – zu allem, was uns nicht mehr dient. Denn genau dort, wo das No beginnt, wächst das Ja zu dir selbst.

Für mich ist Finanzielle Fülle ein natürlichen Ausdruck gelebter Fülle. Deshalb möchte ich durch den Schutz von Ländereien und die Unterstützung weniger privilegierter Menschen neue Räume schaffen – Räume, in denen niemand mehr auf einen Retter wartet, sondern erkennt:

Ich bin bereits der Schöpfer meines Lebens.

PlataNO ist mehr als ein Buch.
Es ist eine Bewegung.
Eine Einladung, gemeinsam loszugehen – zurück zum Wesentlichen, zur Verbindung, zur Fülle in dir.

P.S. Damit wir täglich an unsere Vision und die Fülle erinnert werden, hat ein junger Künstler aus dem Dorf unsere Wohnzimmerwände in ein Kunstwerk verwandelt.
Danke, Ronny – glaube an dich und deinen Wert!
Kunst ist kein Hobby, sondern eine Superkraft.
Schaut doch mal auf seinem Instagram vorbei und schenkt ihm ein bisschen Support!


Recuerdo…

Ich erinnere mich.
Jeden Tag ein bisschen mehr. Und es fällt mir schwer, all das in Worte zu fassen.
Denn meine Erlebnisse – meine Geschichten – fühlen sich zu gross an, um sie einfach so zu erzählen. Sie sind wie heilige Goldschätze. Kostbar. Ungewöhnlich.
Anders als das, was man Alltag nennt.

Ich weiss: Viele werden mich nicht verstehen – und genau das ist in Ordnung.
Wer mutig vorangeht, wer fühlt, statt funktioniert, wird oft verurteilt oder missverstanden. Aber vielleicht…vielleicht gibt es da ein paar Menschen, die sich beim Lesen erinnern…

Und wenn auch nur in (m)einem einzigen Herzen
ein Samen zu keimen beginnt –
dann hat sich das Teilen für mich gelohnt.

In den letzten 1,5 Jahren hier in Ecuador habe ich mehr Magie erlebt als je zuvor.
Ich kann nicht länger schweigen – die Erinnerungen werden laut, der Ruf, meine Geschichte mit der Welt zu teilen, wird unüberhörbar.

Und heute – am Tag, an dem meine Eltern abgereist sind – sammle ich all meinen Mut und beginne zu erzählen. Denn eine neue Geschichte beginnt genau hier – indem ich die alte würdige und meine Ahnen ehre.

Und ich beginne, mich zu erinnern – an das, was längst vergessen wurde.
Ich sehe frühere Leben, fühle die Ursprache in mir erwachen, erkenne viele, viele Zeichen und erhalte Visionen.

Ein Schlüsselerlebnis offenbarte sich mir im Februar. In mitten meiner Dunkelheit war sie da: Pachamama. Ihre Urkraft hielt mich sanft in ihren weichen, erdigen Armen, wie immer voller Liebe und Fülle.

Ihre Stimme sprach:
„Mein Erdenkind, erinnere dich!
Komm zurück zu deiner Essenz.
Zu deiner Wahrheit.“

Vor allem aber habe ich erkannt:
Ich muss die Welt nicht auf meinen Schultern tragen –
die Welt trägt mich.

Und dann waren sie da – unsere sechs Katzen. Zwei von ihnen kamen leise zu mir, legten sich in meinen Schoss und blickten mich an mit einer Ruhe, die alles sagte.

„Wir sind da. Du bist nicht allein.
Wir gehen mit dir – gemeinsam mit Mutter Erde.
Wir helfen dir, das Vergessene wieder ans Licht zu holen.“

Und sie stellten mir nur eine Frage:
„Wer bist du?“

Ich antwortete:
Ich bin die, die mit den Tieren heilt.
Ich bin die, die sich erinnert.
Ich bin die, die Brücken baut.

Oft habe ich mich gefragt:
Was mache ich hier?
Warum bin ich genau in Río Negro gelandet – einem kleinen Dorf mit kaum 2000 Seelen, in dem ich mich manchmal unverstanden und alleine fühle?
Und warum haben meine Kinder genau die Namen, die sie heute tragen?

Ich muss nicht verstehen. Ich darf fühlen.
Ich darf der inneren Kraft vertrauen, die mich trägt, leitet und so klar ruft.

Mit jedem Schritt, den ich tiefer ins Vertrauen gehe, fügen sich weitere Puzzleteile meines Weges zusammen. Langsam erkenne ich ein Bild.

Ein wichtiger Teil davon offenbarte sich mir durch den Film „Amarukan“ von Ñaupany Puma. Damals, als ich schwanger war – kurz nachdem wir uns für den Namen Amaru entschieden hatten und noch bevor er geboren wurde – empfahl mir eine Freundin diesen Film.

Er berührte etwas Tiefes in mir, doch wirklich verstehen konnte ich ihn damals nicht.
Ich ahnte nur: Da ist etwas was meine Seele tief berührt!

Vor ein paar Wochen wurde mir „Amarukan“ erneut auf Youtube vorgeschlagen –
und diesmal war es anders.
Diesmal fühlte ich nicht nur – ich erinnerte mich. Ich verstand!

„El retorno de la Pachamama“
die Rückkehr von Mutter Erde.

SIE war es, die mich immer wieder rief.
SIE war es, die mir zuflüsterte, wer ich wirklich bin.
Amaru half mir, mich wieder mit meiner Urkraft und Mutter Erde zu verbinden.
Und plötzlich ergab alles Sinn.

Die Kosmovision von Amarukan

Im Zentrum des Films und der Andinen Weisheit steht die Rückkehr der grossen Schlange Amaru, ein uraltes Symbol der Transformation, der Heilung und des Gleichgewichts.
In der andinen Kosmovision ist Amaru die Brücke zwischen Himmel, Erde und Unterwelt –
ein Wesen der Erinnerung, das uns hilft, unsere wahre Herkunft und Verbindung zur Natur wiederzufinden.

„Amarukan“ steht für das Wiedererwachen dieser Energie, für eine neue Zeit des Erwachens, der Rückverbindung mit Pachamama, für die kollektive Erinnerung an unsere Wurzeln und unsere Verantwortung als Hüter des Lebens.

Die Vision von Ñaupany Puma

Ñaupany Puma ist spiritueller Führer aus den Anden und dem Amazonas und Botschafter einer neuen Zeit. Seine Vision ist die Rückkehr zur heiligen Verbindung mit Pachamama
der lebendigen Erde, der großen Mutter, die uns nährt, trägt und heilt.

Er ruft dazu auf, uns zu erinnern, wer wir wirklich sind:
Teil der Natur, nicht getrennt von ihr. Er spricht vom Erwachen der Menschheit – vom Erwachen der Herzen.

Für Ñaupany ist es Zeit, dass wir nicht mehr gegen die Erde leben – sondern mit ihr.
Dass wir zuhören, erinnern und zurückkehren – in die Arme von Pachamama.

Und plötzlich weiss ich:
Ich bin genau dort, wo ich sein soll. In der Mitte der Welt, am Äquator, im Herzen Ecuadors.

Hier, im ökologischen Korridor zwischen Llanganates und Sangay, wo auch Río Negro liegt,
befindet sich eine der artenreichsten Regionen unseres Planeten.
Ich lebe also – im wahrsten Sinne – in einem der „reichsten“ Gebiete der Erde.

Viele fragen mich ungläubig:
Wie kannst du aus einem der wohlhabendsten Länder der Welt
nach Ecuador ziehen?

Und ich antworte:
Weil ich den wahren Reichtum erkenne.
In den Kulturen, in der Sprache,
in der Vielfalt der Tiere,
in der Tiefe der Geschichte
und vor allem – in der lebendigen Natur.

Ich habe den Ruf von Pachamama gehört.
Und ich habe beschlossen, ihre Botschaft weiterzutragen – hinaus in die Welt.

„Amaru’kan“ bedeutet Ameri’ka.
Und auch hier merke ich:
Es geht nicht nur ums Wissen – sondern ums Verstehen mit dem Herzen.

Ein weiteres Puzzleteil hat sich kürzlich gezeigt: Ñaupany Puma lebt nur etwa 2,5 Stunden von uns entfernt. Diese Erkenntnis hat mich tief berührt. Inzwischen stehe ich mit ihm in Kontakt. Und in den kommenden Wochen werden wir ihn und seine Familie besuchen.

Schon seit Jahresbeginn bin ich mit einer kleinen Gruppe aus Ecuadorianern und Indigenen aus Salasaka „en el camino“ – auf dem Medizinweg zurück zu Pachamama.

Ein Weg des Erinnerns, der Hingabe, der Heilung. Auf diesem Pfad durfte ich bereits mehrere Apus – die heiligen Berge und ihre Geister – besteigen und ihre Präsenz spüren.

Jeder Apu ist ein Meister. Jeder Schritt bringt mich näher zu mir selbst –denn ich erinnere mich. Und am 21. Juni, zu Inti Raymi, dem Fest der Sonne, werden wir erneut einen heiligen Apu besteigen – um das Licht der neuen Zeit zu begrüssen.

Es gibt so viele Geschichten, die in mir leben und erzählt werden wollen.
Deshalb habe ich mich entschieden, ein Buch zu schreiben.

Mehr dazu dann im nächsten Blogpost.

Und wenn auch nur in (m)einem einzigen Herzen
ein Samen zu keimen beginnt –
dann hat sich das Teilen für mich gelohnt.
..
(Isabelle Alvarado)

Besuch? Besuch!

Was ist seit dem Sendeschluss geschehen? Wie vielleicht einige im Podcast des Tagis vom 31.1.2025 gehört haben, «Auf und davon» von SRF– der Evergreen im Schweizer TV | Tages-Anzeiger, konnten sich die Kanadier und vor allem die Schweden-Auswanderer nach der Ausstrahlung kaum vor Schweizer Besuch retten. Wir dachten, dass es hier in Ecuador

1. nicht so viele mutige Schweizer gibt, die es trotz der unsicheren Lage wagen, in das Land einzureisen und

2. dass wir ja ausserhalb des Dorfes leben. Da findet uns doch keiner…

Falsch gedacht. Es gibt immer ein paar mutige Schweizer, die den Medien- und den EDA-Berichten trotzen. Beim Nachtessen wurden wir in Baños von zwei Schweizer Reisenden erkannt. Daraus entstanden nicht nur spannende Gespräche und ein mehrmaliger Aufenthalt bei uns, sondern auch gleich zwei schöne Filmprojekte. Die ehemaligen Architekten haben sich zum Videofilmer/ Videograf ausbilden lassen. Hier findet ihr einige Imagefilme auf ihrer Folk_Filmer Instagram Seite.

Einer dieser Filme wurde über das Holzbalkenprojekt «No hay Madera mala» von Leo und seinem Freund Andrés Guerrero gedreht. Mehr dazu findet ihr hier .

Besonders freute es mich, dass Melanie und Marcel auch zu meinem indigenen Freund Alonso gehen konnten. Ihr Ziel ist, kleine Unternehmen und Handwerkern eine Stimme zu geben. Mit dem Werbefilm zeigten sie seine einzigartige Weberkunst auf und stellten sein wundervolles Hostel «Runa Huasi» vor. Herzlichen Dank an euch zwei, wir haben die Zeit mit euch genossen und wünschen euch weiterhin viel Erfolg auf eurem Weg.

Filmprojekt bei Alonso

Runa Huasi Handweber Instagram

Marcel und Melanie beglückten uns mit ihrem Besuch

Wir waren gerade mit unserem Besuch am Mittagessen und haben über die Potcastfolge vom Tagi gewitzelt und natürlich gedacht, dass hier unangemeldet sowieso niemand vorbei kommt. 5 Minuten später Fährt ein Toyota Land Cruiser mit Schweizerkreuz und SG (St. Galler) Nummernschild in die Einfahrt. Da steigt tatsächlich «Michael Schumacher» und Cora aus dem Auto aus. Nein nicht der Rennfahrer, sondern zwei abenteuerlustige Schweizer die mit ihrem Auto von Argentinien bis nach Alaska reisen. Falls ihr sehen wollt, was die Beiden alles schon erlebt haben: Travel & Wildlife – Quer durch Südamerika. Ein Blick in ihr Reiseabenteuer lohn sich.

Michael und Cora

Sie haben uns berichtet, dass sie an einem sehr besonderen Ort, ganz in der Nähe von uns, übernachtet haben. Das «Sumak Kawsay In Situ» basiert auf dem Prinzip des Naturschutzes, der wissenschaftlichen Forschung, Herpetologie, wissenschaftlichem Tourismus, Abenteuertourismus, Umweltbildung, Praktika, Freiwilligenarbeit, Online-Workshops und akademischen Ausflügen.

Diesen Ort wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und hofften insgeheim, dass wir mit dem Besitzer in irgendeiner Weise zusammenarbeiten könnten. Henry begrüsste uns herzlich. Nach kurzer Zeit waren Leo und er nicht mehr zu stoppen. So viele Ideen strömten aus den beiden heraus. Ihr könnt gespannt sein, was da alles noch entstehen wird. Wir hoffen, dass das SRF diese Zusammenarbeit dann auch für «ein Jahr danach» filmen kann. Falls ihr mehr über «Sumak Kawsay In Situ» erfahren möchtet, schaut doch auf Sumak Kawsay In Situ, Instagram oder Sumak Kawsay In Situ | Facebook nach.

Spannend, spannender Sumak Kawsay In Situ

Zum zweiten Mail durfte Leo an der Universidad de Las Américas UDLA in Quito bei den Architekturstudenten einen Vortrag halten. Mit dabei sein Freund Andrés Guerrero mit dem Leo sowie nun auch Henry das «Andes Swiss Wodwork Team» gegründet haben. Andrés Vortrag über «No hay Madera mala» war sehr spannend. Wisst ihr wie viele Holzarten es in Europa gibt? Und wie viele in Ecuador? In Europa sind es ca. 88 heimische Arten, in Ecuador eindrückliche 2200 Arten. Ecuador birgt so viel Potential und Möglichkeiten. Hier gehts zum Projekt von Leo und seinen Kollegen vom ASWT.

Während die beiden den Vortrag an der Uni hielten wurde ich zu Jasmin und Isabel eingeladen.

Jasmin ist die Tochter von Isabel. Isabel wuchs in Quito auf und wanderte der Liebe wegen in die Schweiz aus. Nun sind sie sicher 1x im Jahr in Ecuador in den Ferien. Ich freue mich auf weitere Begegnungen mit euch. Herzlichen Dank für die Einladung und das tolle Mittagessen.

Andrés, Leo, Isabel, Jasmin und ich

Gleichzeitig erhielten wir die Nachricht von Lastenia, dass ein Mann aus der Schweiz vor der Türe steht. Noch ein unangemeldeter Gast. Sonst sind wir ganz oft zu Hause, aber eben an diesem Tag waren wir in Quito. Leider reiste der Besuch am nächsten Tag zurück nach Zürich. Dadurch konnten wir uns nicht persönlich austauschen. Über Videocall geht das aber auch prima. Sein Anliegen war, dass Leo ihm in zwei Jahren ein Holzhaus in Loja baut. Das binationale Paar möchte nämlich in ein paar Jahren auch nach Ecuador auswandern. Wir sind gespannt was durch diesen Kontakt noch entstehen wird.

Weiter haben uns zwei Schweizer-Ecuadorianer NGOs kontaktiert. Der Verwaltungsrat wird uns im Juni besuchen kommen und seine Projekte vorstellen. Wir könnten allenfalls als Koordinatoren und Kontrollinstanz für sie tätig sein. Wir freuen uns auch auf diesen Besuch und die angebotenen Möglichkeiten.

Iraida und Michi aus Luzern trafen wir zu einem Tagesausflug im Dschungel. Iraida wurde in Ecuador geboren, wuchs aber in Spanien auf. Nach 20 Jahren besuchte sie mit ihrem Mann ihren Geburtsort wieder. Wir hatten interessante Gespräche und Spass zusammen. Iraida dreht Youtube Videos über ihr leben in der Schweiz. (5) Hallo From Suiza – YouTube

Michi, Iraida und wir bei Indichuri

Nicht nur dank auf und davon bekamen wir Besuch, sondern auch von Freunden aus der Schweiz und Deutschland. Wir erhielten Fanpost, Geschenke und sogar ein Song wurde für uns geschrieben . Und ganz aktuell geniessen wir den den Besuch meiner Eltern. Sie verweilen einen Monat bei «Alvawelt». Ich bin sehr dankbar, dass sie diese weite Reise auf sich genommen haben und unsere neue Heimat mit uns gemeinsam entdecken.

Wir sind immer froh um helfende Hände im Garten und um erfahrene Handwerker, denn das Haus hat sich, durch all die Projekte, die Ausbildung und den Besuche, noch nicht von selbst fertig gebaut.

Daher gilt: Spontan ist schön, angekündigt noch schöner. Hilfe und Besuch sind immer willkommen!

Herzliche Grüssen die Alvarados

Holz neu denken! Wie Schweizer Handwerkskunst auf Ecuadorianische Vielfalt trifft

Nach unserer Entscheidung, wieder in Ecuador zu leben, liess mich ein Gedanke nicht mehr los: Wie wäre es, das schweizerische duale Bildungssystem – zunächst für Zimmereileute – im Land zu etablieren? Doch zwischen Idee und Umsetzung liegt ein langer Weg.

Vor Ort wurde mir schnell die Realität der ecuadorianischen Holzwirtschaft bewusst: Massivholz ist sehr teuer – nicht nur im Einkauf, sondern auch in seiner ökologischen Bilanz. Denn die hohe Nachfrage gefährdet unsere wertvollen Primär- und Tropenwälder. Ich erforschte den ecuadorianischen Markt und stiess auf das, was die Grundlage moderner europäischer Zimmermannsbaukonstruktionen ist, nämlich auf BSH (Brettschichtholz) aus Fichte, Kiefer und Tanne. Obwohl diese Balken eine ausgezeichnete Qualität aufweisen, sind sie aufgrund ihrer Produktionskosten nicht mit den traditionellen Bauprodukten (Beton und Stahl) auf dem Markt konkurrenzfähig. Aus diesem Grund gab ich die Suche auf und konzentrierte mich vollumfänglich auf das Erwerben des Diplomabschlusses «Maestro artesano en carpinteria de construcciones».

Und dann kam die Wendung: Ich begegnete dank dieser Ausbildung Andrés Guerrero, einem passionierten Handwerker in dritter Generation. Mit seiner Erfahrung in der Herstellung von Türen, Böden und anderen Holzprodukten, sprach er in seinem Abschlussprojekt über seine Vision „No hay Madera mala»(es gibt kein schlechtes Holz). Das traf einen Nerv – und stiess bei mir auf offene Türen. Diese offene Tür ermöglichte mir einen weiteren Schritt in Richtung Dualschulsystem zu nehmen.

Unsere gemeinsame Frage: Wie können wir Fachleute im Holzbau ausbilden, wenn weder Nachfrage noch erschwingliche Materialien vorhanden sind? Unsere Antwort: Wir produzieren selbst – und zwar mit einheimischen Holzarten. In Andrés‘ Werkstatt begannen wir mit der Fertigung einfacher Leimbinder. Noch ohne Hightech, jedoch mit erfolgreichen Resultaten. Diese konnten wir bei diversen Universitäten vorstellen und somit Aufmerksamkeit auf uns ziehen.

Doch warum auf Fichte, Tanne und Kiefer beschränken, wenn Ecuador über 2’000 nutzbare Holzarten beheimatet? Eine davon: Pigüe (Piptocoma discolor) – ein schnell wachsendes Sekundärwaldgewächs, das schon nach zehn Jahren erntereif ist. Es ist in ganz Südamerika verbreitet und wird traditionell für einfache Bauten und Obstkisten verwendet. Doch genau dieses Handwerk stirbt aus – verdrängt durch Plastik und Karton.

Unser Ziel: Pigüe und ähnliche Arten in den modernen Holzbau zu integrieren – von Leimbindern über Massivholzböden bis hin zu hochwertigen Möbelstücken. So entsteht nicht nur ein neuer Markt, sondern auch eine verlässliche Einkommensquelle für ländliche Familien, die bislang kaum Perspektiven haben.

Was als kleine Vision begann, hat bereits erste Kreise gezogen: Mit an Bord sind der anerkannte Architekt Oscar Jara, der spezialisiert ist für seine Arbeit mit Totora-Schilf, sowie Henry Sánchez, Gründer der wissenschaftlichen Station Sumak Kawsai In Situ. Gemeinsam bilden wir das Andes-Swiss Woodwork Team – ein offenes Netzwerk für Fachleute und Forschende im Bereich Naturschutz und nachhaltiger Baustoffe.

Erste Partnerschaften mit Universitäten sind entstanden, und wir dürfen künftig Workshops zum Thema Holz anbieten. Das ist ein wichtiger Schritt, um die duale Ausbildung nach Schweizer Vorbild auch in Ecuador Realität werden zu lassen.

Derzeit arbeiten wir an einem Pilotprojekt: Eine Holzkonstruktion in extremer Feuchtigkeit, errichtet in der ökologischen Reserve Sumak Kawsai In Situ im „Langanates-Sangay“-Korridor. Gebaut wird nach Schweizer Standards – getestet im tropischen Regenwald. Ein Experiment, das Zukunft schreiben könnte.

Dank dem, dass wir nun im Austausch mit diversen Universitäten sind, haben wir die Möglichkeit unsere empirischen Entdeckungen auch auf technische Daten hin zu prüfen und Architekten als Übermittler des neuen Produktes zu gewinne. Die unendlichen Möglichkeiten des Holzes werden somit im Land gestreut.

Ein herzliches Dankeschön an Folk Fimer für den tollen Imagefilm

Mach aus deinem Geld kein totes Holz – sondern lebendige Zukunft!

Investiere in Pigüe statt in Plastik – für Wälder, Wissen und Wandel!

Wir freuen uns über jede Unterstützung – sei sie gross, klein, glänzend oder genial. Zusammen bringen wir Holz, Herz und Hirn in Bewegung. Schreibe uns unter leoalvague2@yahoo.com um gemeinsam an einer neuen Zukunft zu bauen.

The end?

Nicht ganz. Obwohl die sechs Folgen von «Auf und davon» abgeschlossen sind, setzt sich unser Abenteuer in Ecuador natürlich fort. «Ein Jahr danach» wird voraussichtlich im Januar 2026 ausgestrahlt.

Jedoch ist die Zukunft der DOK-Sendung unsicher geworden. Aus Spargründen plant das SRF, das Format an externe Produktionsfirmen zu übertragen. Nach 16 Jahren erfolgreicher Auswanderungsgeschichten ist das natürlich bedauerlich und für die betroffenen Mitarbeiter, welche z.T. seit Beginn dabei sind, herausfordernd. Die Ungewissheit über den weiteren Verlauf ist sicherlich zermürbend. Der enge Kontakt zu SRF hat bei mir die Wahrnehmung verändert. Ich sehe die Menschlichkeit, den grossen Produktionsaufwand und das noch grössere Engagement aller Beteiligten. Ich hoffe für alle, dass es bald eine gute Lösung gibt und Klarheit herrscht.

Nun zu Folge 4:

Ja, da kam grosser Besuch von meiner Mama. Sie blieb einen Monat und wir hätten sie gerne noch länger bei uns behalten. Und was ist mit meiner lustigen Schwiegermama 😀 Natürlich gibt Lastenia nun gerne Kurse, um die Kleider effizient von Hand zu waschen :).

Vor Folge 4 hatten wir auch Kontakt zu den Auswanderern aus Sizilien und durften sie über Videocall besser kennenlernen. Das sind zwei ganz coole Socken und wir freuen uns über diese «Auf und davon» Bekanntschaft. Bei jeder weiteren Folge haben wir zusammen mitgefiebert und uns über Kritik und Lob ausgetauscht. Patrick äusserte, dass er Leo bei ihrem Umbau auch hätten brauchen können. Daraufhin antworteten wir, dass wir solch zwei lustigen, fleißigen Bienchen auch bei uns immer noch gut gebrauchen könnten 🙂 Wir sind auf jeden Fall sehr stolz auf alle Auswanderer dieser Staffel. So viel Courage, so viel Loslassen, so viel Engagement, Herzblut und Humor. Die Vielfältige Kombination ist dem SRF gelungen.

Folge 5:

In Folge 5 hätte man noch viel mehr präsentieren können. Aber knappe 10 Minuten für jedes Paar sind einfach zu wenig für all die emotionalen Ereignisse die wir erlebt haben. Naturkatastrophen, scheinbare Enteignung vom Land, Verteilung von Spenden und Stromausfälle.

Da meine Mutter nun schweizweit bekannt ist, ist es nicht erstaunlich, dass sie von besorgten Bürgern angesprochen wurde. Einige äusserten sogar, dass sie sich so Sorgen machen, dass sie nicht mehr schlafen konnten. Gott sei Dank geht es uns allen sehr gut.

Folge 6:

Und schon die letzte Folge der Staffel. Zum Glück hat der Staat an Weihnachten die Stromrationierung aufgehoben. Über die Landenteignung haben wir keine weiteren Neuigkeiten aber sind auch da positiv gestimmt.

So viele Stunden Videomaterial, so viele emotionale Momente und nun ist alles zu Ende. Würden wir es wieder tun? Ganz bestimmt! Die Begleitung der Auswanderung durch das SRF war für uns eine grosse Bereicherung und auch trotz kurzer Sendezeit pro Folge haben sie ein wunderschönes Werk zusammengeschnitten. Die harte Arbeit wurde belohnt, seit 2014, als das Zählsystem umgestellt wurde, ist es die Staffel mit den höchsten Einschaltquoten.

Wenn ihr euch nicht sicher seid, was ihr an den Freitagabenden nun machen sollt, findet ihr hier die Übersicht mit der Playlists aller Staffeln, einschliesslich der Spezialfolgen.

Auf und davon – Playlist SRF

Im nächsten Blogeintrag erzählen wir euch, wen wir dank «Auf und davon» alles schon treffen durften und was für weitere Erfolge wir feiern konnten.

Herzliche Grüsse aus Ecuador

The show must go on…

Mehr als ein Jahr lang hat uns das SRF-Team von „auf und davon“ in unserem neuen Leben begleitet. Am 3. Januar 2025 wurde schliesslich die erste Folge ausgestrahlt – ein Moment, auf den wir mit grosser Vorfreude hingefiebert hatten. Während ich die Szenen unseres früheren Lebens in der Schweiz verfolge, überkommt mich ein Gefühl, das sich anfühlt wie eine Reise in die Vergangenheit. Es ist fast so, als wäre diese Zeit in der Schweiz eine längst vergessene Erinnerung, die nun in lebhaften Bildern wieder zum Leben erweckt wird.

Ich blicke aus dem Fenster ins Grüne, während die Grillen zirpen und die warme Abendluft hereinströmt. Hier, in unserem neuen Zuhause, sind wir angekommen. Ich bin dankbar, diesen mutigen Schritt gewagt zu haben.

Herzlich möchten wir allen Menschen danken, die in der ersten Folge offen waren vor der Kamera mitzuwirken. Über die Feedbacks haben wir uns sehr gefreut und mich hat überrascht, dass viele von euch sogar von Fremden auf der Strasse zur Sendung angesprochen wurden. Überall hörte ich das selbe. Die Schweiz schaut «auf und davon» 🙂

In der zweiten Folge: Unsere Ankunft und die Koffer-Odyssee

In der zweiten Folge unserer Reise durftet ihr hautnah miterleben, wie wir voller Freude “nur” fünf Koffer vermissten. Diese Erleichterung war jedoch nur der Schlusspunkt einer langen Abreise-Odyssee, die leider nicht gefilmt werden konnte.

Am Abend des 3. Dezember 2023 standen wir wegen Schneemassen und Flug-Annullierung vor der Herausforderung, gleich zweimal unsere insgesamt 13 Koffer und 4 Sperrgepäckstücke einzuchecken. Leider war zu diesem kritischen Zeitpunkt kein Kameramann vor Ort, wodurch wir die chaotischen Szenen nicht festhalten konnten.

Zusätzlich kamen wir am nächsten Tag durch gefrorene Teile am Flugzeug verspätet am Flughafen Schiphol an, was uns wieder in eine unerwartete Situation brachte. Das SRF durfte wegen „Spionageverdachts“ den Sprint durch den Flughafen nicht filmen. Eine wirklich nervenaufreibende Abreise, die uns alle auf Trab hielt!

Für all jene, die das gesamte Abenteuer rund um unsere Abreise in Detail nachlesen möchten, haben wir die Blogeinträge weiter unten verlinkt. Dort könnt ihr die Höhen und Tiefen noch einmal Revue passieren lassen – viel Spass beim Lesen!

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 1)

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 2)

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 3)

Halbzeit: Folge 3 von 6 ist auf Sendung!

Es ist kaum zu fassen, aber der 3. Freitag im neuen Jahr steht wieder vor der Tür und mit ihm die nächste Folge unserer gemeinsamen Reise. Die Spannung steigt, denn für uns alle sind die ausgestrahlten Episoden auch eine Überraschung. Auch wir haben vorab keinen Blick auf die Folgen werfen können, was das Ganze umso aufregender macht.

Mehrmals hat das SRF während der Dreharbeiten die Reise nach Ecuador auf sich genommen. Und wenn man bedenkt, wie viel Material dort entsteht, ist es beeindruckend, wie wenig letztlich in der Sendung zu sehen ist. Eine der grössten Herausforderungen für das SRF besteht zweifelsohne darin, die besten Szenen auszuwählen – oder wie man so schön sagt: „Kill your Darlings“. Es schmerzt, schöne und emotionale Momente herauszuschneiden, um die Sendezeit von etwa 44 Minuten einzuhalten. Früher waren es fünf Protagonisten, die gleichzeitig begleitet wurden. Daher sind wir besonders dankbar, dass jetzt nur noch drei Familien pro Jahr in den Fokus rücken dürfen.

Eine interessante Tatsache am Rande: Weder wir noch die anderen Auswanderfamilien erhalten für unsere Teilnahme Geld. Doch der wahre Lohn für uns liegt nicht im finanziellen Aspekt, sondern in der Möglichkeit, das grösste Abenteuer unseres Lebens professionell begleitet und gefilmt erleben zu dürfen.

Wir sind gespannt auf die letzten drei Folgen und freuen uns gemeinsam mit euch die Highlights unserer Auswanderung zu geniessen!

Und falls es euch langweilig ist, bis zum nächsten Freitag, dann könnt ihr hier noch einige unserer Interviews nachlesen.

Liebe Grüsse aus Rio Negro eure Alvarados

SRF-Auswanderer erzählen: «Hier in Ecuador haben wir unser Traumleben gefunden» | blue News

Luzerner Familie wandert nach Ecuador aus | zentralplus

Ecuador: Die Familie Alvarado aus Luzern ist ausgewandert. – 20 Minuten

Isabelle und Leo lieben Auswandern nach Ecuador, doch eine Schwierigkeit gibt es – FOCUS online (mit Focus haben wir kein Interview gegeben, das haben sie ohne unser Wissen publiziert)

«DOK»-Serie «Auf und davon»: Start der 16. Staffel – Medienportal – SRF

Ein anderer Abschied

Vor einem Jahr feierten wir mit vielen von euch unseren Abschied bei MeinRad. Ich muss schon sagen, das feine, frische Essen vermisse ich sehr und bedanke mich hiermit nochmals besonders für die Spontanität und Hilfsbereitschaft von Armin und allen, die uns mitgeholfen haben, um diesen Abschiedstag zu einem wundervollen Erlebnis zu machen. In der ersten Staffel der SRF-Sendung «Auf und davon» wird ein Ausschnitt des Abschiedsfests zu sehen sein. So viel darf ich euch schon verraten.

Auch ein Jahr später bin ich an einem Abschiedsfest. Eines der anderen Art. Zwischen dem 31.10. und 3.11. feiert ganz Ecuador » el Día de los Difuntos». Den Tag oder eben die Tage der Toten. Seit einigen Jahren hat auch der amerikanische Kommerz mit «Halloween» Einzug gehalten und die Kinder feiern im Dorf mit Kostümen und Süssigkeiten.

Der 2. November ist der wichtigste Tag im Jahr im Dorf Salasaka. Das Kichwa-Volk feiert Aya Killa Raymi, ein Fest der Vorfahren, das die jahrtausendealten Erinnerungen und Traditionen der Gemeinschaft bewahrt. Alle, aber wirklich alle, kommen auf den Friedhof. Speziell für diesen Anlass fertigen sie neue Hüte und Kleider an. Die Gräber werden geschmückt und auch «Guaguas de Pan» Babybrote, die aussehen wie ein «Grittibänz» und das traditionelle Getränk Colada Morada werden extra für das Fest zubereitet. Auch diese werden als Gaben auf das Grab gelegt. Alle putzen sich heraus und der hochprozentige Alkohol, gegrillte Meerschweinchen, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen und Reis dürfen natürlich nicht fehlen. Auch ich wurde wie eine Indigene angezogen. Der Rock aus Schafwolle hat einen Wert von über 1000 USD und der Schal ist auch aus dessen Material. Es fühlt sich wunderbar an, mit diesen Kleidern an das Fest gehen zu dürfen. So viele Farben, so viele Eindrücke. Dort nahm ich auch bewusst von meinem Onkel Abschied. Nach kurzer Krankheit ist er am 31.10.24 in die Anderswelt zurückgekehrt. Ruhe in Frieden, lieber Roli.

Ich danke dem lieben Alonso und seiner Familie herzlich, dass wir diesen speziellen Tag mit ihnen verbringen konnten. Über Alonso, sein Leben und sein wundervolles Hostel möchte ich in einem späteren Blogeintrag berichten.

Damit wir von uns zu Hause ins Dorf gelangen, müssen wir drei Brücken überqueren. Von einer dieser Brücken durften wir Ende Oktober auch Abschied nehmen und wir waren 3 Tage von der Aussenwelt abgeschnitten. Eine Schlammlawine hat Teile der Brücke «Coral» mitgerissen. Die zweite Brücke ist auch beschädigt und droht einzustürzen, und die dritte Brücke ist schon ca. 65-jährig und sollte auch längst unterhalten werden. Das Positive ist, dass wir nun nicht mehr als «sichere Zone» gelten und somit wohl endgültig die Landenteignung vom Tisch ist… Diesbezüglich können wir euch noch nichts Konkreteres mitteilen. Wir wissen einfach, dass unsere Nachbarin einen Brief erhalten hat, indem sie die Landenteignung ihres Grundstücks angekündigt haben. Wir haben bis jetzt nichts erhalten. Aber die Gerüchteküche brodelt natürlich weiter.

Die Brücke würde laut Stadtpräsident in 3 Monaten wieder aufgebaut. Die Menschen, die auf unserer Seite wohnen, taten sich zusammen. Mithilfe vieler Bewohner konnte ein provisorisches Rohr organisiert werden und mit der Schlagbohrmaschine von Leo auch viel schneller als gedacht zusammengebaut werden. Zuerst machten sich alle lustig über diese kleine Maschine, aber danach waren alle beeindruckt über die Leistung, die sie erbringen kann. Ich denke, diese Maschine repräsentiert auch meinen kleinen Mann. Kleiner Mann mit grosser Leistung haha 😉 Was er alles grosses leistet, könnt ihr dann hoffentlich in der SRF-Sendung sehen.

Dieses Zusammenarbeiten heisst hier «Minga» und wird noch oft praktiziert. Die Nachbarn kommen zusammen, um in einem Projekt zu helfen oder andere zu unterstützen.

Wir sind gespannt, wann und ob die neuen Brücken zustande kommen.

Bei uns gab es in den letzten Monaten nicht nur Abschiede, sondern auch grossen Zuwachs. Unser Büsi Minou wollten wir gerade kastrieren, danach kamen die Unwetter und wir waren 3 Wochen von der Aussenwelt abgeschnitten. Genau zu dieser Zeit wurde sie zum ersten Mal rollig und der Nachbarskater nutzte die Gunst der Stunden. Minou wurde schwanger. Ich durfte zum ersten Mal Geburtshelferin sein. Die liebe Minou hat Hüftprobleme und alle vier Kater kamen mit einer Steissgeburt zur Welt. Das eine Bein des Kätzchens hing schon zwei Stunden aus Minou heraus und die Geburt wollte nicht vorwärtsgehen. Wir merkten, dass Minou sehr erschöpft war. Dann entschlossen wir uns für einen Kaiserschnitt und fuhren Richtung Baños. Normalerweise haben wir ca. 40min bis zum Tierarzt. An diesem Sonntag gab es so viel Verkehr, dass wir sage und schreibe 4h im Stau standen. In diesen vier Stunden half ich 3 von 4 Katern auf die Welt. Wir sind nun stolze Besitzer von 6 Katzen und 2 Hunden…

Unsere zweite Katze Guadalupe hatte schon wieder eine Fehlgeburt. Auch sie wurde zur fast selben Zeit Rollig. Jedoch kann sie keine Kätzchen austragen. Die zwei Katzen teilen sich nun das Stillen der 4 Kater auf. Co-Parenting der anderen Art. Wir werden hier also fast täglich mit erstaunlichem und unvorhergesehenem überrascht. Wir erleben hier so viel, dass ich gar nicht zum Schreiben komme. Zum Glück wird bald die SRF-Sendung ausgestrahlt, damit ihr einen Einblick in unser Leben haben könnt. Am Sonntag werden wir das Filmteam zum letzten Mal bei uns begrüssen dürfen. Ich hoffe auch beim letzten Besuch können wir euch spannende Aufnahme liefern.

Herzliche Grüsse aus der vielpfotigen Alvawelt.

Ist die Landenteignung vom Tisch?

Laut unserem Anwalt schon. Jedoch ist immer noch unklar, wo die vom Unglück betroffenen Menschen aus Rio Verde ihre neue Heimat finden werden. Bis dahin, können wir noch nicht definitiv aufatmen. Denn, der jetzige Stadtpräsident handelt in vielen Dingen unberechenbar. Es gibt viele Vermutungen und Gerüchte, die bei uns im Umlauf sind.

Den Gesetzesartikel, den Leo in einer schlaflosen Nacht entdeckt hat, ähnelt dem des Raumplanungsgesetzes der Schweiz. Hier in Ecuador gilt auch, Kulturland vor Bauland. Da das Land der Alvarados schon seit über 60 Jahren für die Anpflanzung von Zitrusfrüchten und Mandarinenplantagen genutzt wird, gilt Alvarados Terreno definitiv auch als Kulturland. Auch nahmen wir weitere Massnahmen vor, die wir momentan noch nicht nach Aussen tragen dürfen. Wir haben das Möglichste getan und unser Anwalt hat uns tatkräftig unterstützt. Ich denke auch, dass der Besuch des SRF im Dorf Eindruck gemacht hat. Das SRF begleitete uns bei den Spendenübergaben, interviewte den Gemeindepräsidenten und konnte hautnah unsere Emotionen über die geplante Enteignung aufzeichnen. Die zwei Drehtage waren nicht nur für uns, sondern auch für das TV-Team intensiv.

Im Umlauf sind nicht nur Gerüchte über den Stadtpräsidenten, sondern natürlich auch über uns. So heisst es z.B. dass wir diese Spendenverteilung nur durchführen, weil Leo bei den nächsten Wahlen als Gemeindepräsident kandidieren will. Die gemachten Erfahrungen zeigen, dass wir lieber unsere eigenen Träume realisieren und unser Familienleben geniessen möchten, als Spielball der Politik, Korruption und der Unzufriedenheit der Bevölkerung zu werden. Dieses Gerücht können wir mit einem Schmunzeln definitiv dementieren.

Wir helfen, weil wir das Glück haben es zu können!

Gestern verteilten wir nochmals finanzielle Unterstützung an bedürftige Menschen aus unserer Region. Auch dieses Mal erschütterte mich die Armut, die Krankheiten und Schicksalsschläge der einzelnen Menschen. Wir besuchten eine Frau, ca. 60-jährig. Ihre rheumatoide Arthritis ist so fortgeschritten, dass sie nur noch liegen kann. Ihre Finger und Beine sind so verkrümmt, dass es nur schon beim Hinsehen schmerzt. Die Tochter besucht sie, ca. alle 2 Tage, eine Nachbarin kümmert sich um das Essen und das Windeln wechseln. Die Dame war so berührt von unserer Grossherzigkeit und überschüttete uns mit guten Wünschen, liebevollen Worten, Gottessegen und Dankbarkeit und natürlich vielen Tränen. Gerne hätte ich ihr noch länger Gesellschaft geleistet, aber es warteten noch andere Menschen auf uns. Auch mir liefen bei der Verabschiedung natürlich wieder die Tränen herunter. Trotz Krankheit und Leid ist diese Frau so stark.

Der Nächste Besuch war bei einer Familie, die Gemüse verkauft. Nur die Tochter war zu Hause, denn ihre finanzielle Lage sei so schlecht, dass sie sich nicht mal eine Busfahrt leisten konnte, um ihren Eltern beim Verkauf mitzuhelfen. Bis nach Baños, also eine 40 min Busfahrt, kostet eine Fahrkarte 1.50 USD. Von hier bis nach Quito kosten ein Busbillett 5 USD. Für die meisten Schweizer unvorstellbar, dass es nicht mal mehr für ein Busticket reicht. Mit grosser Dankbarkeit nahm die junge Dame die finanzielle Hilfe an. Weitere Kranken- und Altenbesuche standen an. Eine Frau im Alter von 91 Jahren durften wir mit etwas Geld beschenken. Sie hört und sieht nicht mehr aber nahm uns trotzdem wahr. Das einzige, was sie sagte, war ob wir sie zu einem Ausflug mitnehmen würden. Hier gibt es weder Spitex noch Altersheime. Man kann von Glück reden, wenn die Kinder einem hier mit dem nötigsten im Alter Pflegen. In diesem Fall ist es die Enkeltochter, welche die alte Dame bei sich aufgenommen hat und pflegt.

Der bewegendste Besuch war aber bei einer Frau, die ihren 13-jährigen Sohn in der Schlammlawine von Rio Verde verloren hat. Nur durch ganz viel Glück hat sie und ihr 3-jähriger Sohn überlebt. Sie berichtete, dass der Schlamm sie nach vorne stiess und sie so aus der Gefahrenzone «herausgedrückt» wurden. Sie war nun über einen Monat im Spital, da sie durch die Rettung des kleineren Sohnes ein Bein gebrochen hatte. Ihr wurde in diesem Monat psychologische Hilfe angeboten, aber es kam, wie so oft, niemand. Die Gemeinde versicherte ihr bei unserem Besuch, dass sie sich bemühen würden, dass bald möglichst jemand zur psychologischen Betreuung zur Verfügung stehen würde. Sie berichtete ausserdem, dass ihr Mann nicht nur den gemeinsamen Sohn verloren habe, sondern auch seine Eltern, Geschwister und Grosseltern. 7 Familienmitglieder wurden unter dem Schlamm begraben. Wir gaben ihr Geld und sie erwiderte: «Kein Geld der Welt kann meinen Schmerz lindern, kein Geld der Welt kann meinen Sohn zurückgeben.» Trotzdem ist sie dankbar für unseren Besuch und unsere Hilfe. Es gibt keine Worte für diese unbeschreiblichen Schicksalsschläge und meiner Meinung nach keine Heilung für den unbeschreiblichen Schmerz. Auch Zeit heilt in den meisten Fällen keine Wunden, jedoch bin ich überzeugt, dass wir die Fähigkeit haben, mit dem Schmerz und der Trauer leben zu lernen. Was ich ihr sagen konnte war, dass sie und wir für ihren Sohn weiter Leben, dass wir das Leben zu seinen Ehren LEBEN. Wir leben! Sie meinte, sie müsse und wolle weitermachen, denn sie habe ja noch ihren 3-jährigen Sohn.

Auch hier, gibt es keine Lebensversicherung, kein Care Team, keine Krankschreibung, keine Sozialhilfe oder Betreuung in solchen Fällen. Ihr Mann ist am Arbeiten. Sie müssen weiter machen. Es geht ums überleben. Da ist keine Zeit für zu viele Gedanken oder Krank sein.

Rio Negro hat einen Bingo-Abend organisiert, damit Geld gesammelt werden konnte für diese Familie. Das ist das einzige, was man hier tuen und erhalten kann. Es sind so komplette anderen Welten, die ich aus der Schweiz kenne und die ich nun auch dank euch erfahre. Dank eurer Grosszügigkeit darf ich den Menschen aus dieser Region auf einer tieferen Ebene begegnen, welche sonst v.a für Ausländer verschlossen bleiben würde. Ich trage so viel Trauer über das Erlebt, aber auch so viel Dankbarkeit in meinem Herzen.

Ich danke euch für eure grosse Hilfsbereitschaft und für euer Vertrauen in meine Familie und mich. Das Geld oder die Esswaren und Maschinen gehen ohne Umwege direkt an die Menschen in Not.

Wir kamen von unserer Spendenrunde nach Hause, unsere beiden Jungs erwarteten uns schon mit einer Umarmung. Ein voll gedeckter Tisch mit Esswaren stand uns zur Verfügung, ein warmes Bett wartete auf uns und das Zirpen und Quaken der Tiere wiegte uns beruhigend in den Schlaf.

Ein neuer Tag bricht an. WIR LEBEN. Wir leben zu Ehren aller zu früh verstorbenen Menschen, zu Ehren alle Menschen, die aus Krankheitsgründen nicht mehr aus ihren Betten aufstehen können. Wir leben und sind so dankbar, dürfen wir das Leben leben, dass wir uns so lange erträumt haben!

Leben wir unser Leben in vollen Zügen!

Andy bei der Arbeit
Wir verteilten nicht nur Geld oder Esswaren, sondern für diesen Zimmermann auch Maschinen
Das Haus des Onkels mit den Plantagen
Hier geniessen wir die Vielzahl der leckeren Früchte aus Tio Luchos Plantage
Auch Krankheitsbesuche standen auf dem Programm. Unser Nachbar hatte einen schlimmen Motorradunfall und meine Fussreflexzonenmassagen halfen ihm, beim Heilungsprozess. Auch er wurde weder von Physiotherapeuten noch Ärzten begleitet.
Und dann noch was Erfreuliches. Ich gebe nun jeden Mittwoch für die Kinder im Dorf Improtheater mit etwas Englischunterricht. Auch das ist eine grosse Mutprobe für mich. Das Leben ist ein Spiel. Spielen und leben wir es!

Und nun sind wir auch betroffen…

Bevor ich zum Drama übergehe, möchte ich euch nochmals ganz herzlich für eure enorm grosszügigen und zahlreichen Spenden für Rio Negro danken. Wir sind am Freitag 40 Essenspakete verteilen gegangen und morgen werden nochmals 10 Pakete an betroffene Menschen und Familien verteilt. Ich bin überwältigt von eurem Vertrauen, eurer Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Muchisimas gracias! Sobald es wieder Hilfe benötigt, werden wir mit den Spendengeldern weiter unterstützen.

So nun zur angekündigten Alvarado Tele Novela…

Nein, es ist keine Rutschung bei uns niedergegangen, auch sind wir Gott sei Dank nicht in den Wassermassen versunken. Glücklicherweise sind wir nach fast 3 langen Wochen auch nicht mehr von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Strasse nach Baños ist seit Mittwoch wieder durch eine provisorische Brücke passierbar. Aber auch das Erdbeben, dass Leo bei seinem Blitzbesuch in Quito vergangenes Wochenende erlebt hat, ist nichts zum «Vulkanausbruch» das indessen über die Familie Alvarado niedergeht.

Wovon spreche ich denn genau? Die Flut an heiss kochenden Gerüchten und sprudelnden Vermutungen ähnelt wirklich einem Vulkanausbruch. Seit 3 Tagen herrscht Ausnahmezustand in «La Martinez», im Wohnviertel, wo wir zu Hause sind.

Die Menschen in Rio Verde, welche ihr Zuhause, ihre Familien und ihr Hab und Gut durch die Schlammlawine verloren haben, müssen so schnell wie möglich umgesiedelt werden. So weit, so gut.

ABER das soll nun auf unseren Ländereien der Alvarados passieren – ohne unser Mitwissen oder eine Vorwarnung. Die Provinz Tungurahua will wirklich unsere Ländereien enteignen. Über die ganze Situation sind wir nie von offizieller Seite informiert worden, sondern die Menschen aus dem Dorf haben uns verwundert gefragt, ob denn das, was sie in den News lesen und hören, wahr sei. Sie hätten die Neuigkeiten vor mehr als einer Woche im Radio gehört und ein Zeitungsartikel ist uns auch in die Hände gefallen: https://www.eluniverso.com/noticias/ecuador/miduvi-destinara-mas-de-4-millones-para-construir-casas-y-reubicar-a-afectados-por-deslizamiento-en-rio-verde-nota/?outputType=amp .

Weiter wurde beobachtet, dass mehrere Menschen unsere Ländereinen ohne Einwilligung besucht hätten und sogar illegal Vermessungen vorgenommen haben. Die Alvarados, das sind alle Erben des Grossvaters Finado Alfonso, sind davon betroffen. Das sind, inklusive uns, 10 Familien. Die Familie Alvarado existiert, seit es das Dorf Rio Negro gibt. Also ca. 70 Jahre. Das Land, auf dem wir unser Haus gebaut haben, ist dabei nicht betroffen, unsere Umgebung würde aber nachhaltig verändert werden, weil wir unmittelbar daneben wohnen. Ausserdem haben wir vom Abuelo eine halbe Hektare geerbt, die jetzt enteignet werden würde.

Ca. 150 Familien aus Rio Verde sollen nun auf unsere 10 ha Land umgesiedelt werden. Erschrocken über diesen Verlauf, rief der Bruder von Leo den Stadtpräsidenten an, um zu fragen, ob die Gerüchte wahr sind. Dieser erwiderte kühl, dass es stimme. Auch als Leo und seine Familienmitglieder ihn auf der Strasse persönlich angesprochen haben, wiederholte er, dass es korrekt sei. Als sie fragten, warum sie nicht informiert wurden, sagte er kaltblütig, er schulde niemandem eine Erklärung.

Seit dem ist Leo nur am Telefon. Sei es mit Anwälten oder Familienmitgliedern. Eine Enteignung ist dann machbar, wenn das Notrecht eintritt. Dies beinhaltet, dass die Ländereien unproduktiv, also nicht für Fruchtfolge geeignet sind und als «verlassen» gelten. Dass das Land überhaupt infrage kommt, scheint uns nicht nachvollziehbar, denn es gibt ganz viele Fruchtplantagen mit Zitronen, Mandarinen und Orangenzitronen, sowie weiteren Früchten. Die Argumentation des Stadtpräsidenten von Baños war, dass es nur 2 Personen betreffe, die Umgesiedelt werden müssten, damit 150 Familien platz bekämen. Die Betroffenen sind der Vater von Leo und der Onkel. Auf dem Papier scheint das logisch und als «einfache Lösung», doch die Realität sieht anders aus. Die beiden Männer sind auf diesem Land geboren, und es betrifft nicht nur sie zwei, sondern etwa 50 Menschen. Die Cousine, mein Schwager und Onkel sind vor vergossener Tränen kaum wiederzuerkennen. Alle kämpfen mit Kopfschmerzen oder Bauchweh. Es wird hier heftig durchgerüttelt.

Das Absurdeste von allem ist, dass es Ländereien ca. 100 m entfernt gibt, die wirklich verlassen und ungepflegt sind und die Parameter idealer erfüllen würden. Unsere Ländereine seien aber die günstigsten. Diese «Verlassenen Ländereinen» gehören Reichen Menschen aus Quito und Ambato, welche das Land vermutlich aus Spekulationsgründen gekauft hatten. Laut Stadtpräsident ist das Verfahren schon am Laufen und den vulnerablen Menschen von Rio Verde wurden schon das Blaue vom Himmel versprochen.

Wir sind sprachlos und doch wie immer voller Zuversicht. Auch das SRF ist momentan anwesend, um unser Familien-telenovela-Drama hautnah mitzufilmen. Die schlaflosen Nächte sind nicht immer negativ. Leo hat dadurch hoffentlich, mit der Hilfe des Internets, eine Lösung gefunden wie die Landenteignung aufgelöst werden kann… Wir halten euch auf dem Laufenden.