Von der Wut ins Wunder

Ich bin wütend.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.
Ich bin wütend, weil ich sie retten wollte.
Ich bin wütend, weil ich mich in ihren Schlingen verloren habe.
Ich bin wütend, weil ich mich so klein gemacht habe, um ihnen zu gefallen.
Ich bin wütend, weil ich geglaubt habe, sie wüssten mehr über mich als ich selbst.
Ich bin wütend, weil ich dachte, ich müsse ihnen folgen, um wertvoll zu sein.
Ich bin wütend, weil ich ihnen vertraut habe, als sie mich brauchten, aber mich verliessen, als ich mich selbst fand.
Ich bin wütend, weil ich die Wahrheit gesehen habe: ihr Ego und ihre Flucht vor dem Leben.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.

Ich bin wütend,
weil ich realisierte, dass auch ich immer aus dem Leben floh,
indem ich andere retten wollte.
Ich bin wütend,
weil ich meine Aufmerksamkeit nach aussen gegeben habe,
statt sie auf mein eigenes Herz zu richten.
Ich bin wütend, weil ich Menschen auf Podeste gestellt habe
und mich selbst darunter.
Wütend, weil ich mich klein gemacht habe,
um geliebt zu werden,
um dazuzugehören,
um gesehen zu werden.

Ich bin wütend,
denn ich habe erkannt, dass es keine Podeste gibt.
Dass wir alle auf Augenhöhe sind.
Dass niemand höher, heiliger oder besser ist.
Ich bin wütend,
bis ich begriff, dass meine Wut mich nicht zerstört,
sondern mich aufweckt.

Wenn Macht sich zeigt

In mir lebt eine Kraft, die ich lange weggesperrt habe.
Ein Teil, der laut ist, roh, stolz und übermächtig.
Er lacht über die Schwäche, will dominieren, will beweisen:
„Ich bin stark. Ich bin mächtiger als du.“

Lange habe ich mich dafür geschämt.
Doch heute sehe ich:
Dieser Anteil ist die Stimme meiner verletzten Macht.
Sie erinnert mich daran, wo ich mich klein gemacht habe,
wo ich mich geduckt habe, um zu gefallen,
wo ich mich selbst verleugnet habe, um niemanden zu überfordern.

Jetzt darf dieser Anteil gesehen werden
nicht um zu herrschen,
sondern um zu heilen.
Denn wahre Macht entsteht,
wenn ich sie nicht mehr gegen andere richte,
sondern mit meinem Herzen verbinde.

Von der Wut ins Wunder

Und dann …
verwandelt sich die Wut.
Sie wird zu Feuer, das mich nicht mehr verbrennt,
sondern wärmt und transformiert.
Sie wird zur Kraft, die mich heimbringt, zurück in meinen Körper.
Zur Energie, die mich erinnert:
Ich bin Schöpferin meines Lebens.
Ich bin hier, um zu leben, nicht, um zu fliehen.

Ich bin dankbar.
Dankbar für alle Lektionen,
für die hellen und die dunklen Wege,
für die verpassten Chancen
und die ergriffenen.
Dankbar für all die Menschen,
die mich lehren durften,
was ich über mich selbst vergessen hatte.

Dankbar, dass ich jetzt auf dem Boden stehe,
den das Leben mir bereitet hat.
Ich atme. Ich lebe. Ich wähle das Leben.

Ich bin dankbar weil diese Wut mich wach gemacht hat.
Ich wähle mich!


Feuer. Fleisch. Feste und pures Leben.

Irgendwann braucht es kein Schweben mehr.
Kein Reinsein, kein brav sein, keine übertriebene Disziplin, kein Kontrollieren.
Sondern:

Feuer. Fleisch. Bier. Tabak und das pure Leben.

„Wie bitte?!“, höre ich euch schon lachen.
„Hat Isabelle jetzt völlig den Verstand verloren oder hat das Feuer der Wut ein paar Hirnzellen mitverbrannt?“
Vielleicht ein bisschen. Aber nur die, die ich sowieso nicht mehr brauche. 😉

Das Feuer hat mir geholfen, Glaubenssätze, Paradigmen und starre Muster zu transformieren. In der westlichen Welt sind wir oft getrennt. Zwischen dem Geistigen und dem Körperlichen. Gerade in der Schweiz spüre ich, wie stark wir im Sicherheitsdenken, im Kontrollieren und im Planen verhaftet sind.

In der andinen Kosmovision ist alles heilig. Das, was schmeckt und duftet, was uns nährt und manchmal auch schmerzt.
Selbst das Chaos des Lebens gehört dazu.
Hier, mitten im Unperfekten, beginnt die Rückkehr zur Ganzheit.

Wie oben beschrieben habe ich genug lange in der Kontrolle, im Kleinhalten und im Aushalten gelebt.
Meine Botschaft ist: Folgt der Freude und lebt euer Leben ganz und echt!

Feuer: die Kraft der Wandlung. Wenn ich darin stehen bleibe, merke ich, dass ich nicht verbrenne, sondern verwandelt werde. Feuer ist in der andinen Kosmovision das Prinzip von Kawsay also reiner Lebenskraft. Es erinnert uns daran, dass nichts verloren geht, sondern sich alles in Wärme, Licht und neues Leben verwandelt.

In der andinen Kosmovision besteht alles aus Energie, Frequenz und Bewusstsein (Yachay).
Jedes Wesen, jedes Element hat ein eigenes Schwingungsfeld, ein lebendiges „Kawsay“. Wenn wir uns verbinden, entsteht Ayni, der heilige Austausch zwischen Mensch, Natur und Kosmos.

Fleisch: Wir bestehen aus Fleisch und Blut. In der andinen Kosmovision gilt alles als lebendig und heilig, auch das Tier, das uns nährt.
Fleisch wird dort als die dichteste Form der Nahrung gesehen, die uns hilft, im Körper anzukommen, uns zu erden und die Lebenskraft (Kawsay) zu halten.
Wenn Fleisch mit Respekt, Bewusstsein und Dankbarkeit verzehrt wird, dient es der Verkörperung (inCARNAción).
Andine Schamanen arbeiten oft in feinstofflichen Ebenen. Um nach solchen Reisen wieder ganz auf der Erde zu landen, nehmen sie mit grosser Achtsamkeit Fleisch zu sich. Auch als Geste der Rückverbindung mit Pachamama.

In anderen Philosophien hingegen wird bewusst auf Fleisch verzichtet,
um sich energetisch zu verfeinern, den Körper zu reinigen und leichteren Zugang zu spirituellen Ebenen oder zum Göttlichen zu finden.
Beides sind Wege der Bewusstheit. Der eine führt tiefer in den Körper, der andere höher in den Geist.

Bier: Während ich diesen Text schreibe, schlürfe ich in dieser Hitze (endlich ist der Sommer da) genüsslich ein Bier. Das Andenbier ist oft handgebraut, mit Mais (Chicha de Jora) und symbolisiert Gemeinschaft, Dank und Freude.
Auch in Europa wurde Bier ursprünglich von Mönchen gebraut, als heiliges Getränk der Erde, das Körper und Geist nährt.
Es steht für Fülle und Verbindung, für das Teilen von Zeit und Geschichten.
Es hilft, Kontrolle loszulassen, das Leben zu feiern und zu geniessen, ohne sich zu verlieren. Leider wird es heute, wie vieles, nur noch konsumiert. Achtsam und mit Genuss, ist es die goldene Flüssigkeit der Sonne, die Wärmt.

Tabak: Der reine Tabak, auch Mapacho genannt, hat keine Zusatzstoffe und hilft, zu reinigen, im innen und aussen. Er klärt Hucha, also schwere Energien, und reinigt auch den Körper. Der Abuelo Tabak begleitet mich schon länger auf meinem Weg, auch in der Impulswelt und wirkt sogar Online über den Kontinent hinweg. Er erinnert mich an Demut, männliche Kraft und Schutz, Klarheit, Präsenz und vieles mehr.

Für mich, die unbewusst immer aus dem Leben fliegen wollte, ist die verkörperte andine Kosmovision genau das richtige. Körper, Erde, Freude und Bewusst-Sein!

Auch dir wünsche ich:

Folge der Freude!
lache!
tirnke!
liebe!
nicht im Rausch, sondern in der heiligen Präsenz.
Wahre Erdung geschieht nicht im Kopf,
sondern in der Berührung, im sehen der Geschenke des Lebens,
im gemeinsamen Mahl,
am Feuer oder dem Bier, das wir teilen.
Dort beginnt das Leben und ich entscheide mich bewusst dafür!

Prost !

Isabelle Alvarado – Wut-Wunder-Brückenbauerin
alvawelt.ch | Impulswelt | Ecuador & Schweiz

PlataNo

Warum gerade ein Buch?
Was schenkt uns in dieser schnelllebigen Zeit noch Ruhe und Erdung? Für mich ganz klar: Bücher.

Ich will keine schnellen Impulse setzen, sondern Samen der Langsamkeit säen – die tief wurzeln und leise wachsen. Das, was ich hier in Ecuador endlich gelernt habe.

Die Vision
Ich erinnere mich. Ich war etwa 20 Jahre alt, als ich mich zum ersten Mal auf eine Visionsreise begab. Da war sie: ein glitzernder Sternenhimmel, ein rauschender Wasserfall,
Bananenbäume im Wind und Menschen im Kreis um ein loderndes Feuer. Dieses Bild liess mich nicht mehr los. Dabei lebte ich damals in der Schweiz, weit weg von Bananenbäumen.

Die Fülle mit meiner Vision in unserem Wohnzimmer vereint

Ich war schon immer eine Suchende – nicht für Antworten, sondern für Tiefe. Ich wollte das Leben begreifen, nicht nur funktionieren.

Der Ruf der Welt
Das Reisefieber wurde mir wohl in die Wiege gelegt, inspiriert von meiner Mutter, meinen Grosseltern und meinem Patenonkel. Ich nehme dich in diesem Buch mit an wundervolle Orte, in magische Momente, zu Erkenntnissen, um an die eigene Verbundenheit zu erinnern.

Auf meiner Reise begegnete ich nicht nur Bananenbäumen, sondern auch meinem zukünftigen Mann. In seiner alten Heimat kam ich erstmals mit der Dschungelmedizin in Berührung. Der Schamane, der mich damals begleitete, sah mir in die Augen und sprach:
„Du wirst in Zukunft mit Schamanen arbeiten. Du wirst das westliche Wissen mit der Weisheit der Anden verbinden. Du wirst Brücken bauen, die heilen.“

In der Ruhe liegt die Kraft
Was ich damals mit der Medizin erlebte, war unbeschreiblich: Eine Stille in meinem Körper, wie ich sie nie zuvor gefühlt hatte. Keine Nervosität, kein Müssen. Nur Sein. Ich hätte Buddha selbst sein können.
Zurück in der Schweiz begann der innere Lärm erneut. Doch ich hatte etwas im Gepäck: eine Ahnung davon, was dieses Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“ wirklich meint.

Jetzt weiss ich: Langsamkeit bedeutet nicht Stillstand, sondern Ankommen. Im Körper. Im Jetzt. In der Wahrheit unter dem Lärm.

Fülle mit Wurzeln
Ich habe viel gelernt – über transgenerationale Muster, über die unsichtbaren Fäden, die Systeme zusammen- oder festhalten. Doch mein Fundament fühlte sich oft wurzellos an. In Ecuador war das anders: Dort spürte ich Boden. Wurzeln. Ruhe. Und ich hörte den Ruf meines Herzens.

PlataNO – mehr als eine Banane
Ich lebe heute in einem Land, das ein Drittel der Welt mit Bananen versorgt. Doch für mich ist der Plátano kein Exportgut, sondern ein Symbol für Fülle.

Der Wasserfall steht für das Im-Fluss-Sein. Das Feuer für meinen inneren Funken – der auflodert, wenn ich meine Ideen, Geschichten und Visionen teile.

PlataNO ist eine Welt, in der das Leben nicht im Hamsterrad verloren geht, sondern geborgen unter Bananenbäumen ruht und in Feuerkreisen Geschichten erzählt, die uns erinnern:

Wir sind vollständig.
Wir sind verbunden.
Wir sind frei.

PlataNO – der Weg in die wahre Fülle
„Plata» steht hier umgangssprachlich für Geld. PlataNO bedeutet für mich nicht: kein Geld zu haben. Sondern: den Mut zu haben, dem Geld nicht länger hinterherzurennen – und bewusst Nein zu sagen.

Ein Nein zum Hamsterrad. Ein Nein zur Angst, nicht gut genug zu sein.

PlataNO ist kein Mangel. Es ist eine Haltung. Eine innere Rebellion gegen ein System, das uns und Pachamama langsam zerstört.

Was wahre Fülle wirklich bedeutet
Wahre Fülle hat nichts mit Zahlen auf dem Konto zu tun. Sie beginnt in der Tiefe – dort, wo wir uns selbst begegnen. In der Verbindung zur Erde, zu anderen, zu unserer Essenz.

Die Süsse des Lebens keimt nicht in Gier – sondern im Vertrauen. Sie wächst nicht durch Kontrolle, sondern auf einem Boden, der alle nährt.

Eines ist klar: Geld ist kein Feind, sondern ein Werkzeug. Und in liebevollen Händen kann es Wunder bewirken.

Mission
Dieses Buch ist durchwoben mit Impulsen, die helfen, inneren Mangel zu erkennen, aus der Ohnmacht zu erwachen – und Schritt für Schritt in die eigene Kraft zurückzukehren.

Es ist ein Ja zur Langsamkeit. Ein Ja zum Mut, Nein zu sagen – zu allem, was uns nicht mehr dient. Denn genau dort, wo das No beginnt, wächst das Ja zu dir selbst.

Für mich ist Finanzielle Fülle ein natürlichen Ausdruck gelebter Fülle. Deshalb möchte ich durch den Schutz von Ländereien und die Unterstützung weniger privilegierter Menschen neue Räume schaffen – Räume, in denen niemand mehr auf einen Retter wartet, sondern erkennt:

Ich bin bereits der Schöpfer meines Lebens.

PlataNO ist mehr als ein Buch.
Es ist eine Bewegung.
Eine Einladung, gemeinsam loszugehen – zurück zum Wesentlichen, zur Verbindung, zur Fülle in dir.

P.S. Damit wir täglich an unsere Vision und die Fülle erinnert werden, hat ein junger Künstler aus dem Dorf unsere Wohnzimmerwände in ein Kunstwerk verwandelt.
Danke, Ronny – glaube an dich und deinen Wert!
Kunst ist kein Hobby, sondern eine Superkraft.
Schaut doch mal auf seinem Instagram vorbei und schenkt ihm ein bisschen Support!


Recuerdo…

Ich erinnere mich.
Jeden Tag ein bisschen mehr. Und es fällt mir schwer, all das in Worte zu fassen.
Denn meine Erlebnisse – meine Geschichten – fühlen sich zu gross an, um sie einfach so zu erzählen. Sie sind wie heilige Goldschätze. Kostbar. Ungewöhnlich.
Anders als das, was man Alltag nennt.

Ich weiss: Viele werden mich nicht verstehen – und genau das ist in Ordnung.
Wer mutig vorangeht, wer fühlt, statt funktioniert, wird oft verurteilt oder missverstanden. Aber vielleicht…vielleicht gibt es da ein paar Menschen, die sich beim Lesen erinnern…

Und wenn auch nur in (m)einem einzigen Herzen
ein Samen zu keimen beginnt –
dann hat sich das Teilen für mich gelohnt.

In den letzten 1,5 Jahren hier in Ecuador habe ich mehr Magie erlebt als je zuvor.
Ich kann nicht länger schweigen – die Erinnerungen werden laut, der Ruf, meine Geschichte mit der Welt zu teilen, wird unüberhörbar.

Und heute – am Tag, an dem meine Eltern abgereist sind – sammle ich all meinen Mut und beginne zu erzählen. Denn eine neue Geschichte beginnt genau hier – indem ich die alte würdige und meine Ahnen ehre.

Und ich beginne, mich zu erinnern – an das, was längst vergessen wurde.
Ich sehe frühere Leben, fühle die Ursprache in mir erwachen, erkenne viele, viele Zeichen und erhalte Visionen.

Ein Schlüsselerlebnis offenbarte sich mir im Februar. In mitten meiner Dunkelheit war sie da: Pachamama. Ihre Urkraft hielt mich sanft in ihren weichen, erdigen Armen, wie immer voller Liebe und Fülle.

Ihre Stimme sprach:
„Mein Erdenkind, erinnere dich!
Komm zurück zu deiner Essenz.
Zu deiner Wahrheit.“

Vor allem aber habe ich erkannt:
Ich muss die Welt nicht auf meinen Schultern tragen –
die Welt trägt mich.

Und dann waren sie da – unsere sechs Katzen. Zwei von ihnen kamen leise zu mir, legten sich in meinen Schoss und blickten mich an mit einer Ruhe, die alles sagte.

„Wir sind da. Du bist nicht allein.
Wir gehen mit dir – gemeinsam mit Mutter Erde.
Wir helfen dir, das Vergessene wieder ans Licht zu holen.“

Und sie stellten mir nur eine Frage:
„Wer bist du?“

Ich antwortete:
Ich bin die, die mit den Tieren heilt.
Ich bin die, die sich erinnert.
Ich bin die, die Brücken baut.

Oft habe ich mich gefragt:
Was mache ich hier?
Warum bin ich genau in Río Negro gelandet – einem kleinen Dorf mit kaum 2000 Seelen, in dem ich mich manchmal unverstanden und alleine fühle?
Und warum haben meine Kinder genau die Namen, die sie heute tragen?

Ich muss nicht verstehen. Ich darf fühlen.
Ich darf der inneren Kraft vertrauen, die mich trägt, leitet und so klar ruft.

Mit jedem Schritt, den ich tiefer ins Vertrauen gehe, fügen sich weitere Puzzleteile meines Weges zusammen. Langsam erkenne ich ein Bild.

Ein wichtiger Teil davon offenbarte sich mir durch den Film „Amarukan“ von Ñaupany Puma. Damals, als ich schwanger war – kurz nachdem wir uns für den Namen Amaru entschieden hatten und noch bevor er geboren wurde – empfahl mir eine Freundin diesen Film.

Er berührte etwas Tiefes in mir, doch wirklich verstehen konnte ich ihn damals nicht.
Ich ahnte nur: Da ist etwas was meine Seele tief berührt!

Vor ein paar Wochen wurde mir „Amarukan“ erneut auf Youtube vorgeschlagen –
und diesmal war es anders.
Diesmal fühlte ich nicht nur – ich erinnerte mich. Ich verstand!

„El retorno de la Pachamama“
die Rückkehr von Mutter Erde.

SIE war es, die mich immer wieder rief.
SIE war es, die mir zuflüsterte, wer ich wirklich bin.
Amaru half mir, mich wieder mit meiner Urkraft und Mutter Erde zu verbinden.
Und plötzlich ergab alles Sinn.

Die Kosmovision von Amarukan

Im Zentrum des Films und der Andinen Weisheit steht die Rückkehr der grossen Schlange Amaru, ein uraltes Symbol der Transformation, der Heilung und des Gleichgewichts.
In der andinen Kosmovision ist Amaru die Brücke zwischen Himmel, Erde und Unterwelt –
ein Wesen der Erinnerung, das uns hilft, unsere wahre Herkunft und Verbindung zur Natur wiederzufinden.

„Amarukan“ steht für das Wiedererwachen dieser Energie, für eine neue Zeit des Erwachens, der Rückverbindung mit Pachamama, für die kollektive Erinnerung an unsere Wurzeln und unsere Verantwortung als Hüter des Lebens.

Die Vision von Ñaupany Puma

Ñaupany Puma ist spiritueller Führer aus den Anden und dem Amazonas und Botschafter einer neuen Zeit. Seine Vision ist die Rückkehr zur heiligen Verbindung mit Pachamama
der lebendigen Erde, der großen Mutter, die uns nährt, trägt und heilt.

Er ruft dazu auf, uns zu erinnern, wer wir wirklich sind:
Teil der Natur, nicht getrennt von ihr. Er spricht vom Erwachen der Menschheit – vom Erwachen der Herzen.

Für Ñaupany ist es Zeit, dass wir nicht mehr gegen die Erde leben – sondern mit ihr.
Dass wir zuhören, erinnern und zurückkehren – in die Arme von Pachamama.

Und plötzlich weiss ich:
Ich bin genau dort, wo ich sein soll. In der Mitte der Welt, am Äquator, im Herzen Ecuadors.

Hier, im ökologischen Korridor zwischen Llanganates und Sangay, wo auch Río Negro liegt,
befindet sich eine der artenreichsten Regionen unseres Planeten.
Ich lebe also – im wahrsten Sinne – in einem der „reichsten“ Gebiete der Erde.

Viele fragen mich ungläubig:
Wie kannst du aus einem der wohlhabendsten Länder der Welt
nach Ecuador ziehen?

Und ich antworte:
Weil ich den wahren Reichtum erkenne.
In den Kulturen, in der Sprache,
in der Vielfalt der Tiere,
in der Tiefe der Geschichte
und vor allem – in der lebendigen Natur.

Ich habe den Ruf von Pachamama gehört.
Und ich habe beschlossen, ihre Botschaft weiterzutragen – hinaus in die Welt.

„Amaru’kan“ bedeutet Ameri’ka.
Und auch hier merke ich:
Es geht nicht nur ums Wissen – sondern ums Verstehen mit dem Herzen.

Ein weiteres Puzzleteil hat sich kürzlich gezeigt: Ñaupany Puma lebt nur etwa 2,5 Stunden von uns entfernt. Diese Erkenntnis hat mich tief berührt. Inzwischen stehe ich mit ihm in Kontakt. Und in den kommenden Wochen werden wir ihn und seine Familie besuchen.

Schon seit Jahresbeginn bin ich mit einer kleinen Gruppe aus Ecuadorianern und Indigenen aus Salasaka „en el camino“ – auf dem Medizinweg zurück zu Pachamama.

Ein Weg des Erinnerns, der Hingabe, der Heilung. Auf diesem Pfad durfte ich bereits mehrere Apus – die heiligen Berge und ihre Geister – besteigen und ihre Präsenz spüren.

Jeder Apu ist ein Meister. Jeder Schritt bringt mich näher zu mir selbst –denn ich erinnere mich. Und am 21. Juni, zu Inti Raymi, dem Fest der Sonne, werden wir erneut einen heiligen Apu besteigen – um das Licht der neuen Zeit zu begrüssen.

Es gibt so viele Geschichten, die in mir leben und erzählt werden wollen.
Deshalb habe ich mich entschieden, ein Buch zu schreiben.

Mehr dazu dann im nächsten Blogpost.

Und wenn auch nur in (m)einem einzigen Herzen
ein Samen zu keimen beginnt –
dann hat sich das Teilen für mich gelohnt.
..
(Isabelle Alvarado)

The end?

Nicht ganz. Obwohl die sechs Folgen von «Auf und davon» abgeschlossen sind, setzt sich unser Abenteuer in Ecuador natürlich fort. «Ein Jahr danach» wird voraussichtlich im Januar 2026 ausgestrahlt.

Jedoch ist die Zukunft der DOK-Sendung unsicher geworden. Aus Spargründen plant das SRF, das Format an externe Produktionsfirmen zu übertragen. Nach 16 Jahren erfolgreicher Auswanderungsgeschichten ist das natürlich bedauerlich und für die betroffenen Mitarbeiter, welche z.T. seit Beginn dabei sind, herausfordernd. Die Ungewissheit über den weiteren Verlauf ist sicherlich zermürbend. Der enge Kontakt zu SRF hat bei mir die Wahrnehmung verändert. Ich sehe die Menschlichkeit, den grossen Produktionsaufwand und das noch grössere Engagement aller Beteiligten. Ich hoffe für alle, dass es bald eine gute Lösung gibt und Klarheit herrscht.

Nun zu Folge 4:

Ja, da kam grosser Besuch von meiner Mama. Sie blieb einen Monat und wir hätten sie gerne noch länger bei uns behalten. Und was ist mit meiner lustigen Schwiegermama 😀 Natürlich gibt Lastenia nun gerne Kurse, um die Kleider effizient von Hand zu waschen :).

Vor Folge 4 hatten wir auch Kontakt zu den Auswanderern aus Sizilien und durften sie über Videocall besser kennenlernen. Das sind zwei ganz coole Socken und wir freuen uns über diese «Auf und davon» Bekanntschaft. Bei jeder weiteren Folge haben wir zusammen mitgefiebert und uns über Kritik und Lob ausgetauscht. Patrick äusserte, dass er Leo bei ihrem Umbau auch hätten brauchen können. Daraufhin antworteten wir, dass wir solch zwei lustigen, fleißigen Bienchen auch bei uns immer noch gut gebrauchen könnten 🙂 Wir sind auf jeden Fall sehr stolz auf alle Auswanderer dieser Staffel. So viel Courage, so viel Loslassen, so viel Engagement, Herzblut und Humor. Die Vielfältige Kombination ist dem SRF gelungen.

Folge 5:

In Folge 5 hätte man noch viel mehr präsentieren können. Aber knappe 10 Minuten für jedes Paar sind einfach zu wenig für all die emotionalen Ereignisse die wir erlebt haben. Naturkatastrophen, scheinbare Enteignung vom Land, Verteilung von Spenden und Stromausfälle.

Da meine Mutter nun schweizweit bekannt ist, ist es nicht erstaunlich, dass sie von besorgten Bürgern angesprochen wurde. Einige äusserten sogar, dass sie sich so Sorgen machen, dass sie nicht mehr schlafen konnten. Gott sei Dank geht es uns allen sehr gut.

Folge 6:

Und schon die letzte Folge der Staffel. Zum Glück hat der Staat an Weihnachten die Stromrationierung aufgehoben. Über die Landenteignung haben wir keine weiteren Neuigkeiten aber sind auch da positiv gestimmt.

So viele Stunden Videomaterial, so viele emotionale Momente und nun ist alles zu Ende. Würden wir es wieder tun? Ganz bestimmt! Die Begleitung der Auswanderung durch das SRF war für uns eine grosse Bereicherung und auch trotz kurzer Sendezeit pro Folge haben sie ein wunderschönes Werk zusammengeschnitten. Die harte Arbeit wurde belohnt, seit 2014, als das Zählsystem umgestellt wurde, ist es die Staffel mit den höchsten Einschaltquoten.

Wenn ihr euch nicht sicher seid, was ihr an den Freitagabenden nun machen sollt, findet ihr hier die Übersicht mit der Playlists aller Staffeln, einschliesslich der Spezialfolgen.

Auf und davon – Playlist SRF

Im nächsten Blogeintrag erzählen wir euch, wen wir dank «Auf und davon» alles schon treffen durften und was für weitere Erfolge wir feiern konnten.

Herzliche Grüsse aus Ecuador

The show must go on…

Mehr als ein Jahr lang hat uns das SRF-Team von „auf und davon“ in unserem neuen Leben begleitet. Am 3. Januar 2025 wurde schliesslich die erste Folge ausgestrahlt – ein Moment, auf den wir mit grosser Vorfreude hingefiebert hatten. Während ich die Szenen unseres früheren Lebens in der Schweiz verfolge, überkommt mich ein Gefühl, das sich anfühlt wie eine Reise in die Vergangenheit. Es ist fast so, als wäre diese Zeit in der Schweiz eine längst vergessene Erinnerung, die nun in lebhaften Bildern wieder zum Leben erweckt wird.

Ich blicke aus dem Fenster ins Grüne, während die Grillen zirpen und die warme Abendluft hereinströmt. Hier, in unserem neuen Zuhause, sind wir angekommen. Ich bin dankbar, diesen mutigen Schritt gewagt zu haben.

Herzlich möchten wir allen Menschen danken, die in der ersten Folge offen waren vor der Kamera mitzuwirken. Über die Feedbacks haben wir uns sehr gefreut und mich hat überrascht, dass viele von euch sogar von Fremden auf der Strasse zur Sendung angesprochen wurden. Überall hörte ich das selbe. Die Schweiz schaut «auf und davon» 🙂

In der zweiten Folge: Unsere Ankunft und die Koffer-Odyssee

In der zweiten Folge unserer Reise durftet ihr hautnah miterleben, wie wir voller Freude “nur” fünf Koffer vermissten. Diese Erleichterung war jedoch nur der Schlusspunkt einer langen Abreise-Odyssee, die leider nicht gefilmt werden konnte.

Am Abend des 3. Dezember 2023 standen wir wegen Schneemassen und Flug-Annullierung vor der Herausforderung, gleich zweimal unsere insgesamt 13 Koffer und 4 Sperrgepäckstücke einzuchecken. Leider war zu diesem kritischen Zeitpunkt kein Kameramann vor Ort, wodurch wir die chaotischen Szenen nicht festhalten konnten.

Zusätzlich kamen wir am nächsten Tag durch gefrorene Teile am Flugzeug verspätet am Flughafen Schiphol an, was uns wieder in eine unerwartete Situation brachte. Das SRF durfte wegen „Spionageverdachts“ den Sprint durch den Flughafen nicht filmen. Eine wirklich nervenaufreibende Abreise, die uns alle auf Trab hielt!

Für all jene, die das gesamte Abenteuer rund um unsere Abreise in Detail nachlesen möchten, haben wir die Blogeinträge weiter unten verlinkt. Dort könnt ihr die Höhen und Tiefen noch einmal Revue passieren lassen – viel Spass beim Lesen!

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 1)

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 2)

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 3)

Halbzeit: Folge 3 von 6 ist auf Sendung!

Es ist kaum zu fassen, aber der 3. Freitag im neuen Jahr steht wieder vor der Tür und mit ihm die nächste Folge unserer gemeinsamen Reise. Die Spannung steigt, denn für uns alle sind die ausgestrahlten Episoden auch eine Überraschung. Auch wir haben vorab keinen Blick auf die Folgen werfen können, was das Ganze umso aufregender macht.

Mehrmals hat das SRF während der Dreharbeiten die Reise nach Ecuador auf sich genommen. Und wenn man bedenkt, wie viel Material dort entsteht, ist es beeindruckend, wie wenig letztlich in der Sendung zu sehen ist. Eine der grössten Herausforderungen für das SRF besteht zweifelsohne darin, die besten Szenen auszuwählen – oder wie man so schön sagt: „Kill your Darlings“. Es schmerzt, schöne und emotionale Momente herauszuschneiden, um die Sendezeit von etwa 44 Minuten einzuhalten. Früher waren es fünf Protagonisten, die gleichzeitig begleitet wurden. Daher sind wir besonders dankbar, dass jetzt nur noch drei Familien pro Jahr in den Fokus rücken dürfen.

Eine interessante Tatsache am Rande: Weder wir noch die anderen Auswanderfamilien erhalten für unsere Teilnahme Geld. Doch der wahre Lohn für uns liegt nicht im finanziellen Aspekt, sondern in der Möglichkeit, das grösste Abenteuer unseres Lebens professionell begleitet und gefilmt erleben zu dürfen.

Wir sind gespannt auf die letzten drei Folgen und freuen uns gemeinsam mit euch die Highlights unserer Auswanderung zu geniessen!

Und falls es euch langweilig ist, bis zum nächsten Freitag, dann könnt ihr hier noch einige unserer Interviews nachlesen.

Liebe Grüsse aus Rio Negro eure Alvarados

SRF-Auswanderer erzählen: «Hier in Ecuador haben wir unser Traumleben gefunden» | blue News

Luzerner Familie wandert nach Ecuador aus | zentralplus

Ecuador: Die Familie Alvarado aus Luzern ist ausgewandert. – 20 Minuten

Isabelle und Leo lieben Auswandern nach Ecuador, doch eine Schwierigkeit gibt es – FOCUS online (mit Focus haben wir kein Interview gegeben, das haben sie ohne unser Wissen publiziert)

«DOK»-Serie «Auf und davon»: Start der 16. Staffel – Medienportal – SRF

Ankunft im neuen Leben – Tierisch viel los

Bereits am nächsten Morgen unserer Ankunft im neuen Leben erhielten wir Zuwachs. Nein, ich war nicht heimlich schwanger, sondern ein Fellfreund machte unser Familienglück fast komplett.
Von der Tierschutzorganisation Unidog Baños bekamen wir einen Anruf, dass ein kleines Büsi zur Adoption freigegeben wurde. Kurzentschlossen fuhren wir zu der besagten, kleinen zitternden Katze und wir alle verliebten uns auf Anhieb in Minou, welche etwas mehr als 2 Monate alt war. Wir bemerkten gleich, dass sie nicht so reibungslos läuft und dass ihr Schwanz sichtlich gebrochen war. Die Hüften schienen dasselbe Problem zu haben. Aber jetzt weiss ich endlich, warum es „Catwalk“ heisst. Minou hat durch ihre Blessuren einen sehr eigenen und speziellen „Catwalk“. Schon nach ein paar Stunden gewöhnte sie sich an unsere wilden Buben und wir bemerkten, wie dankbar sie war, an so einem sicheren und geborgenen Ort sein zu können. Das Büsi gehört offiziell Inti. Er hat sich schon lange 4! Katze gewünscht. Er besass bereits seit Januar 2023 in Rio Negro eine Katze namens Guadeloupe. Vor einem Jahr war sie noch ganz klein. Bei der Ankunft erkannte sie uns leider nicht mehr. Sie lebt hauptsächlich draussen und kommt nur für Futter zu uns.

Plötzlich bemerkten wir das Guadeloupe das erste Mal rollig war. Wir wollten natürlich keinen weiteren Nachwuchs, geschweige denn 4 Katzen. Wir sperrten sie in einen Katzenkäfig ein, den wir damals für Minou gekauft hatten und stellten sie mit Futter und Wasser in die Abstellkammer bis der Tierarzt am nächsten Tag kommen könnte, um ihr ein Verhütungsmittel zu Spritzen. Am nächsten Morgen war es verdächtig ruhig. Nur die Grillen zirpten draussen… Als wir die Kammer öffneten, sahen wir, dass die Katze sich durch den Katzenkäfig (der hauptsächlich aus Schaumstoff und Plastik besteht) durchgefressen hatte und aus dem offenen Fenster geflohen war. Wir hofften dennoch, dass der Tierarzt vor dem Kater da sein würde. Wir entdeckten sie im zweiten Stock unseres Hauses. Die Rolligkeit war nach der Spritze vorbei und wir wollten sie bei der nächsten Gelegenheit kastrieren. Hier in Ecuador sind die vielen Haus- und Strassentiere ein riesengrosses Problem. Auch das Filmen für Dominic und Regina vom SRF war eine grosse Herausforderung. Nicht wegen der beissenden Hunde, sondern, weil es überall Hundedreck auf den Strassen und Trottoirs gibt. Nicht ein Spiessruten-, sondern ein Hundedreck-Ausweichlauf stand auf dem Filmprogramm. Hoffentlich bekommen wir bald eine Eingebung, wie wir Hundedreck in Gold umwandeln können. So wäre dieses eklige Problem bald beseitigt und wir hätten unsere Kasse gefüllt.

Zurück zur rolligen Katze. Nach der Spritze, dachten wir, dass die Gefahr für ein paar Wochen gebannt ist und wir die beiden Katzen gemeinsam zur Kastration bringen würden. Natürlich falsch gedacht. Guadeloupe war nach gefühlt einer Woche schon wieder rollig und dieses Mal sass der Kater friedlich neben ihr. Ohalätz in etwas mehr als 2 Monaten werden wir sehen, ob Intis Wunsch von 4 Katzen nun doch in Erfüllung geht… Auf jeden Fall ist unsere kleine Minou eine richtige Schmusekatze und bereichert unser Leben sehr und wir sind offen für das was noch auf uns zu kommen mag.

Ein weiterer Fellfreund macht unser Familienglück seit 2 Wochen richtig komplett. In der Schweiz hatte ich eine Vision, dass ein schwarzer junger Hund, den wir auf der Strasse Richtung Puyo entdecken würden, auf uns wartet. Diese Vision ist inzwischen Realität geworden und unser junger Strassenhund Oliver ist seit der Stunde 0 nicht nur ein guter Wachhund, sondern auch ein toller Spielfreund für unsere Katze Minou. Die zwei sind den ganzen Tag am Herumtollen und teilen sich nicht nur den Fressnapf sondern auch die neu gebaute Hundehütte zusammen. Hier auf dem Land sind unsere Tiere frei und scheinen in dem saftigen Grün der Landschaft glücklich zu sein.
Ein weiteres Tier, nicht mit Fell, sondern mit Federn, wurde uns geschenkt. Nach einem meiner Besuche beim Schwiegervater stapfte ich also mit meinen hellgelben Stiefeln und einem Huhn unter dem Armen zu unserem Haus zurück. Zu Recht intervenierte Leo, denn wir hätten ja noch keinen Hühnerstall. Also brachte ich das schöne Huhn kurzerhand wieder zu meinem Schwiegervater zurück. Letzthin bei einem Restaurantbesuch im Dorf, wollte mir die Köchin auch gleich ein paar Hühner schenken. Ich denke, das ist hier ein originelles, übliches Geschenk. Wenn wir dann den Hühnerstall gebaut haben, freue ich mich auf meine neuen Tiere. Hühner finde ich nämlich auch ganz interessant. Dann wirds sicherlich so bunt wie bei der Geschichte mit Findus und Petterson. Minou ist nämlich vom Charakter her schon sehr ähnlich wie Findus :).

Wenn ihr bedenkt, wie unsere Abreise war, dann könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie viel wir nur im ersten Monat in unserem neuen Leben erlebt haben. Eins unserer «Abenteuer» war, dass sich Amaru leider alleine in unserem Haus eingesperrt hatte, so dass wir das Glas unserer Haupttüre einschlagen mussten. Wir waren also diesmal die eigenen Einbrecher. Das verrückte ist ja, dass hier alle Fenster vergittert sind und somit niemand rein oder raus kann – ausser die rollige Katze natürlich… Auch der Autokauf verlief nicht reibungslos. Wegen verdacht auf Geldwäscherei wurde das Geld ohne unser Wissen nicht auf eine ecuadorianische Bank überwiesen. Wir verzweifelten fast. Das spannende daran ist, dass wir nun gesehen haben, dass das Geld zuerst über Amerika nach Ecuador geleitet wird. Na ja, nur dank meiner lieben Schwester, welche direkt auf die Schweizer Bank gegangen ist, haben wir nun unser aller, aller erstes Auto vor unserer Haustüre stehen. Es ist ein weisser kleiner Chevrolet Pickup. Nochmals herzlichen Dank liebe Caroline für deine grosse Unterstützung. Dieses neue Gefährt beschert uns ungewohnte Freiheit und viele neue (Arbeits-)Möglichkeiten.

Die Dreharbeiten mit dem SRF waren nicht nur aufregend und anstrengend wegen der vielen Hundekacke sondern auch emotional, da ja der ganze Stress der Abreise und des Loslassens, noch auf mir lastete. Vor der Kamera war ich oft am Weinen. Vor Freude, vor Erleichterung, vor Erschöpfung. Regina fragte mich dann, weshalb ich so viele Tränen vergiessen würde und ich meinte, dass es so überwältigend wäre, dass ich nun meinen grossen Traum, den ich damals vor 20 Jahren im Geografieunterricht geträumt hatte, leben darf! Auch eine Trauer war da, denn ich weiss, dass ganz viele Menschen ihre Träume nicht leben können oder den Mut dazu nicht finden.

Loslassen, Freiheit pur, komplettes Familien- und Tierglück sowie viel Natur und Arbeit im und ums Haus, das ist das Fazit des ersten Monats in Ecuador. Wir fühlen uns sehr wohl und zu Hause.

Im nächsten Blog erzähle ich euch gerne über den Schulstart von Inti, über die verschiedenen Schuluniformen, die vielen Hausaufgaben, Schulprinzessinnen, von speziellen Weihnachtsbäumen und ecuadorianischen Weihnachtstraditionen.

Wir hoffen, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet und wir wünschen euch, dass auch ihr im 2024 eure Träume lebt!

Alles Gute
Familie Alvarado

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 3)

Wir akzeptierten unser Schicksal und ich war schon gespannt, was denn nun als Nächstes auf uns warten würde.
Na gut, wenigstens mussten wir uns nicht mehr beeilen. Wir liessen alle Menschen, die eher aus dem Flugzeug aussteigen mussten, vor und packten gemütlich unsere Siebensachen. Als letzte kamen wir zum Bus, der uns zum Flughafen fuhr. Wir schauten zuerst wo “Baggage claim” geschrieben war und dann erblickte ich sogleich eine Frau mit einem Schild mit der Schrift UIO. UIO bedeutet Quito!! Was? Quito? Wir sagten laut Quito? Und sie erwiderte: “Run, you have 20 minutes”. Rennt, ihr habt 20 Minuten!!! What? Und schon wieder ging die Rennerei von vorne los. Da standen auch schon Regina und Dominic, “rennt, rennt” schrien sie uns zu.
Inzwischen rannten wir zu sechst los. Unsere Rennkünste waren schon fortgeschritten. Leo, der alles Könner, mit Amaru auf den Schultern, einem Rucksack, seinem Laptop in der Laptoptasche und einem Handgepäck und ich mit jeweils zwei Handgepäcken und Rucksack als Zusatzgewicht. Inti hab ich wirklich noch nie so weit und schnell rennen gesehen.

Da kam schon die erste Hürde. Die Passkontrolle. Regina und Dominic konnten ohne Anstehen durch die Kontrolle. Wir wurden leider angewiesen an den Schalter für Familien zu gehen und wie könnte es anders sein, dort stand bereits eine Schlange wartender Menschen. Verflixt nochmals. Nach vehementem Nachdruck, dass wir bald unseren Flieger verpassen würden und nur noch 15 Minuten hätten, konnten wir an einen freien Schalter wechseln um dann sogleich durch den ganzen Schiphol Airport zu spurten. Vor lauter Aufregung sahen wir manchmal die Bezeichnungen zu den Gates nicht und Dominic lotste uns gekonnt durch den Schilderwald. Wir blieben ihm dicht auf den Fersen. Regina rannte bereits wie eine Weltmeisterin zum Gate, um den Flieger für uns aufzuhalten.
Endspurt, wir sahen von weitem schon das Gate. Intis Kräfte versagten, also nahm Dominic Amaru auf die Schultern (er ist ja Kameramann und Gewicht auf den Schultern gewohnt) und Leo nahm Inti auf den Rücken. Wir rannten schweissüberströmt zu unserem Ziel.
Leider, leider durften und konnten wir diese Strapaze und diese Rennerei wieder nicht auf Kamera festhalten. Regina versuchte am Gate noch das Handy zu zücken, aber es wurde ihr verboten. Sie könnte ja eine russische Spionin sein. Ja, das ist kein Witz und wurde so vom Steward kommuniziert. Wie gesagt, exklusive Einblicke bekommt ihr wirklich nur auf “Alvawelt” 😁.
Im Flieger angekommen nahmen wir Platz. Ich schaute zu Leo, er war kreidebleich und voller Schweisstropfen. Was für Strapazen, was für ein Held. Dann rief Leo durchs ganze Flugzeug auf Spanisch: “Vielen Dank für eure Geduld, wir haben es geschafft!”. Sogleich kamen wir ins Gespräch mit anderen Ecuadorianern. Als sie von unserer Auswanderung erfuhren, meinten sie, wir würden sicherlich nach einem Jahr schon wieder zurück in Europa sein. Mal sehen, was die Zukunft bringt, aber so schnell steigen wir nicht mehr in einen Flieger. Das ist gewiss.
Nachdem wir uns auf unseren Sitzen installiert hatten, ertönte der Lautsprecher. Nein, dieses Mal war es eine gute Nachricht für uns. Der Pilot meinte, sie würden noch 20 min warten, da noch 20 Gepäckstücke eingeladen würden. YESSS !! Unser Gepäck sowie das von SRF kommt also auch mit. Was für eine Erleichterung!
Der Flieger hob ohne Probleme ab. Nach ca. 3 Stunden fingen die Ohrenschmerzen von Amaru an. Oje, nicht auch das noch. Das kennen wir doch zu gut. Zum Glück gibt es im Flieger nun Internet. Wir kontaktierten sogleich unseren Heiler aus Ecuador per Whatsapp und innerhalb von 15 Minuten ging es Amaru schon besser. Er fiel in einen 5-stündigen Schlaf und als er aufwachte, waren die Schmerzen weg und er wieder wie der Alte. Der Landeanflug glückte und oh Wunder, sogar pünktlich. Nicht nur wir haben Gas gegeben, auch der Flieger düste in schnellst Geschwindigkeit über den Atlantik.

Wird es nochmals spannen? Sind wirklich alle Gepäckstücke angekommen und kommen sie ohne Probleme durch den Zoll?
Regina und Dominic installierten sich bereits beim Ausgang, um unsere Ankunft mit den hoffentlich 17 Gepäckstücken zu filmen. Ja, ab da gibt es Filmmaterial. Juhu aber leider mussten die beiden sich noch ewig gedulden, denn natürlich konnte es nicht anders sein als das zwei Koffer und unsere Betten in Amsterdam geblieben sind. Ein langes hin und her und noch längere Warterei war vorprogrammiert. Wir sind um 16 Uhr gelandet und um 17.45 Uhr kamen wir endlich aus dem Flughafen. Die Gepäckträger in Ecuador unterhielten unsere Jungs und mich und halfen uns auch gekonnt den Zoll zu umgehen. Diese «Botones» wissen, wie man gutes Trinkgeld macht. In der Ankunftshalle begrüssten uns Angel und Jessica herzlich. Den Rest könnt ihr ab dem 3.01.2025 beim SRF weiterschauen…

Nein, Spass bei Seite, also die Sendung wird wirklich erst in einem Jahr ausgestrahlt, weil das SRF noch ca. 3x nach Ecuador kommt und das Schneiden des vielen Filmmaterials sehr aufwändig ist und es sogar eine eigens komponierte Filmmusik dazu gibt. Hinter und vor der Kamera zu stehen war für uns enorm interessant, aufwändig, zeitintensiv und lustig. Regina ist schon seit 15 Jahren dabei und ich danke ihr für diese spannenden Geschichten die sie so toll im TV mitgestaltet und begleitet. Hoffentlich bieten wir euch nicht nur eine (eben leider nicht auf Kamera) spannende Abreise, sondern auch alltägliches aus Ecuador.

Schon im Auto, tief durchatmend, den Sonnenuntergang geniessend, erhielt Jessca einen Anruf. Sie gab das Telefon an Leo. Er meinte zum Fahrer: «Zurück zum Flughafen bitte». Beim Sondergepäck, als letztes Gepäck tauchte unser Übergepäck auf. So, aber jetzt gings definitiv los nach «Centinela del Oriente». Vier Stunden später kamen wir mit einem Privatbus und dem SRF endlich bei Angel und Jessica in Baños de Agua Santa in ihrem zu Hause an. Am nächsten Tag wartete eine Überraschung auf meine Buben. Die weitere Reise nach Rio Negro und wer nun noch bei uns wohnt, erfahrt ihr dann im nächsten Blog.

Ich möchte meiner Familie und speziell meinen beiden Buben ganz herzlich für diese aussergewöhnliche Geduld, die die beiden an den Tag und an die Nacht gelegt haben, danken. Wie gesagt, war Leo wieder einmal mein Held und wir haben diese aussergewöhnliche Abreise doch mit viel Humor, Sport, Geduld und Zuversicht gemeistert.

Wir wünschen euch allen schöne Festtage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Mögen eure Träume etwas leichter zu euch fliegen und eure Reise durchs 2024 reibungslos sein.

Herzliche Grüsse von uns allen

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 2)

Das Telefon gezückt und Amon, sowie Katja kontaktiert. Erst gerade halfen die beiden noch beim Check-in von vorhin. Sie wohnen in der Nähe des Flughafens und zu unserem Glück konnten sie inert 15 min wieder hier sein. Danke nochmals herzlich für eure wichtige Hilfe. Auch für die Schokolade, die nach so viel rennen und Strapazen herzlich willkommen war.

Angekommen in der Gepäckausgabe sahen wir zuerst das riesige Chaos aber dann erblickten wir sogleich unsere 17 Gepäckstücke. Zu unserem grossen Glück waren alle fein säuberlich auf zwei Waggons verteilt aufgestapelt. Nur zwei Koffer gehörten nicht uns. Also luden wir sie kurzerhand ab.

Könnten wir vielleicht die Wagen selber mitnehmen und so in den zweiten Stock befördern? Beim Infoschalter der Gepäckausgabe meinten die anwesende Frau, dass es keine Porters mehr gäbe, da ja überall Chaos herrsche. Doch die Dame hatte Mitleid mit uns und ein Kollege machte etwas illegales. Er fuhr mit seinem Karren und den Waggons zum Arrival 2. Wir hofften fest, dass der Zoll nicht auf uns aufmerksam wurde und die 13 Koffer sowie 4 Sperrgepäcke kontrolliert werden würden. Da er ja was verbotenes tat, sauste er auch so schnell wie möglich durch den Zoll. Konnte er uns die Gepäckstücke auch noch in den 2. Stock fahren? Nein, der Chef bekam Wind vom illegalen Akt und stoppte ihn vor den Liften. Er half uns dennoch alle Koffer mitten in den wartenden Leuten der Ankunftshalle abzuladen und da tauchten auch schon unsere zwei helfenden Engel Katja und Amon auf. Mit 5 Gepäckwagen transportierten wir also so schnell wie möglich alles zum Check-in der KLM. Die Frau hätte schon um 20 Uhr Feierabend gehabt aber da wir so ein komplizierter Fall waren musste sie gefühlte 5 Telefonate führen und natürlich Überstunden schuften. Das grösste Problem war, dass wir das Übergepäck noch nicht bezahlt hatten. Daher gab es noch eine grössere Verwirrung. Danke liebe SWISS. Dazu kam, das die Dame am KLM Schalter keine Ahnung von Sperr- oder Übergepäck hatte (wir sind, zumindest bei KLM, nun Profis). Sie musste also immer wieder den Support anrufen. Sie meinte, wir hätten zu schweres Gepäck, es dürfe nur 23 kg betragen. Ich musste ihr auf der Homepage der KLM zeigen, dass Übergepäck 32 kg betragen darf. Nicht nur meine Rennkünste sondern auch meine Nerven wurden strapaziert. Es war schon bald 21 Uhr, die Kinder hatten Hunger und waren müde. Es war ja nicht schon genug Aufregung auszuwandern und ein neues Leben zu starten, oder?

Schlussendlich waren die 17 Gepäckstücke aufgegeben, bezahlt und wir nahmen in der Eiseskälte den Shuttlebus zu unserem Hotel, welches uns SWISS spendierte. Da dann aber wieder, danke liebe SWISS (ohne Ironie). Im Hotel warteten zwei Herren auf uns, die uns um 21.45 Uhr noch eine Fertigpizza in den Ofen schoben. Wir bezogen unser komfortables Hotelzimmer. Glücklicherweise schliefen die Jungs gleich ein. Meine Gedanken kreisten. All diese Aufregung. Für was war dies wohl alles wieder gut?

Tagwach war um 4 Uhr und nach einem Gipfeli standen wir wieder in der Eiseskälte um mit den Shuttle an den Flughafen zu fahren.

Angekommen am Gate warteten wir auf das SRF. Regina und Dominic begrüssten uns herzlich. Wir freuten uns riesig auf das Abenteuer mit ihnen. Nein, leider konnten sie die Strapazen vom Vortag nicht filmen. Ihr bekommt hier also exklusive Eindrücke.

Wir waren alle zuversichtlich, dass nun die Reise reibungslos klappen würde. Unser Kontingent an Strapazen war doch nun sicherlich schon aufgebraucht, oder?

Endlich, wir konnten pünktlich in den Flieger einsteigen und warteten gespannt auf den Abflug nach Amsterdam. Ich postete noch ein Foto mit den Spruch: “Ready to go” und in dem selben Moment ertönt der Lautsprecher.  Die Pilotin teilte uns nicht mit, dass wir gleich Abflugfhähig sind sondern, dass eine Flüssigkeit im Triebwerk eingefroren sei und wir leider nicht losfliegen können, solange der Ingenieur nicht hier war, den Flieger begutachtet und das Problem nicht gelöst ist. In den 16 Jahren als Pilotin sei ihr so etwas noch nie passiert. Sie vermute, dass wir mit einer Verspätung von ca. 40 min losfliegen würden und hoffe für uns alle, dass wir die Anschlussflüge erwischen würden. Wir hatten gerade mal 1.5 Stunden Zeit um in Schiphol Airport in den Anschlussflieger nach Quito umzusteigen. Die Personen, welche schonmal am Flughafen Schiphol waren, wissen wie weitläufig dieser riesige Flughafen ist.
Ich persönlich rechnete schon damit, dass wir einen schönen Ausflug nach Amsterdam machen können. So schlimm wäre das nicht, wir hatten ja tolle Begleitung des SRF dabei. Aber nein, das Gepäckt…und nein, ich wäre schon sehr froh gewesen, wenn wir endlich bald in Ecuador ankommen würden. Hier muss ich schon mal meinen Kindern ein Kränzchen binden. Sie waren den Vortag und auch jetzt im Flugzeug so geduldig. Bravo Jungs.  Nach ca. 1.5 Stunden Verspätung und dem OK des Ingenieurs konnten wir endlich abfliegen. Der Anschluss war nun sicherlich verpasst, oder doch nicht?

Kurz vor Landeanflug las ein Flugbegleiter alle verpassten Anschlüsse herunter:

– Miami, missed connection

– Bogota, missed connection

– Paris, missed connection

– Kathmandu, missed connecton

– etc.

Dann hörte er auf. Wir konnten unser Glück kaum fassen, Quito hat er nicht herunter gelesen…

Sogleich ertönt das Mikrofon nochmals, ein Räuspern und zum Schluss sagt er:

– Quito, missed connection

Teil 3 folgt

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 1)

Schnee, so weit das Auge reicht. Petrus hat wohl den Wunsch unserer beiden Buben gehört, welche unbedingt nochmals schlitteln gehen wollten. Vom Sonnenberg, wo Grossmami und Grosspapi leben, schlittelten die Buben mit der Cousine Richtung Kriens hinunter. Dort trafen wir meine Eltern und die Familie meiner Schwester in einem italienischen Restaurant. Als wir alle schon unser Essen auf dem Tisch hatten, erhielten wir die Nachricht von KLM. Der Flug für den nächsten Tag wurde wegen schlechten Wetterverhältnissen in Amsterdam annulliert.

Der Appetit war uns vergangen und das Verabschieden kam nicht so heraus wie wir es uns gewünscht hatten. Wir stapften also etwas enttäuscht und ratlos durch den Schnee, nach Hause zu Susanne. Sie hat uns nach der Wohnungsabgabe an der Kleinmattstrasse bei sich in Kriens für 2 Wochen aufgenommen und beherbergt. Dafür möchten wir dir liebe Susanne nochmals ganz herzlich danken.

Da das Chaos in Amsterdam herrschte, konnten wir auch niemanden von KLM erreichen. Sie wollten uns zuerst auf den Flug am nächsten Morgen um 7 Uhr umbuchen. Dies wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, da wir für unsere 17 Gepäckstücke keinen Bus zur Verfügung gehabt hätten und schon um 3 Uhr Morgens in Kriens hätten Losfahren müssen.

Wir brachten also unsere Jungs ins Bett und sagten zu ihnen, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass wenn etwas nicht klappt, etwas Besseres auf uns warten würde. Kurz danach erhielten wir die Nachricht, dass wir auf einen Swiss Flug umgebucht wurden, der um 17.30 Uhr nach Amsterdam losfliegen würde. Dankbar und voller Vorfreude machten wir uns ans Fertigpacken. Einen grossen Haken hatte die Umbuchung jedoch. Das Handgepäck bei KLM darf 12 kg betragen, bei Swiss nur 8 kg. Auf 4 Handgepäck macht das also schon 16 kg aus. Ein zusätzlicher Koffer musste kurzfristig her und das Handgepäck umgeräumt werden. Und das alles am Tag der Abreise. Zum Glück kamen uns noch Freunde zu Hilfe und sogar ein Schweizer Gardist ist extra für uns aus Rom angereist. Nicht um uns zu beschützen, sondern um Koffer zu tragen und uns auf den Flughafen zu eskortieren. Vielen, vielen Dank lieber Lukas. Auch ein herzliches Dankeschön an Peter, der mit seinem tollen orangen Mercedesbus unsere 17 Gepäckstücke heil an den Flughafen transportiert hat.

Am Flughafen angekommen, startete das Check-in. Wir hatten zum Glück viele Freunde, die uns mit all dem Bagage und den Kindern zu Hilfe kamen. Wir waren nervös. Hat die Waage bei uns zu Hause korrekt angezeigt? 23 kg in jedem Gepäckstück, ist das Handgepäck nun nur noch 8 kg? Ja, alles hat geklappt und kein Koffer musste geöffnet oder umgeräumt werden. Nach einer gefühlten Stunde Check-in wollten wir also noch das Übergepäck bezahlen. Bei Swiss meinten sie, das müssten wir nicht. Umso besser dachten wir.

Wir verabschiedeten uns herzlich von der grossen Truppe am Flughafen und machten uns auf den Weg zum Gate. Die Sicherheitskontrolle passiert und nun stand ein langer Weg bis zum Gate A84 vor uns. Dort angekommen die Überraschung. Am Bildschirm war mit roter Schrift geschrieben, dass wir per Mail mehr Informationen über unseren Flug erhalten würden. Handy aufgemacht und voller Schreck lesen wir dort wieder… Flug annulliert.

Kurz mit Leo abgesprochen, rannte ich alleine aber mit weiteren anderen Flugpassagerie zum Infoschalter. Diese wiesen uns an, zum Swiss Schalter zu gehen. Dort würden wir auf einen neuen Flug umgebucht. Wir wussten schon, weshalb ich und nicht Leo losrannte. Ich bin ja bekanntlich schnell im Rennen. Dank dem Sprint, war das Anstehen nicht all zu lange, aber hinter mir bildete sich eine riesige Schlange. Der Herr am Schalter, ein aussergewöhnlich schöner Mann, versuchte unseren Flug umzubuchen. Es dauerte wieder gefühlt eine Stunde, da die ganze Umbucherei von KLM zu SWISS mit 17 Gepäckstücken schon nicht zur normalen Tagesordnung gehört. Aber wenigstens hatte ich einen schönen Anblick. Dann die Hiobsbotschaft. Das ganze Gepäck wartet bereits in der Gepäckhalle beim Ausgang zur Abholung. Ein erneutes Check-in sei nötig, da wir wieder auf KLM umgebucht wurden und am nächsten Morgen um 7 Uhr direkt über Amsterdam nach Quito fliegen würden. Zeit hätten wir von 19-20 Uhr um das Check-in vorzunehmen. Es war schon 19.30 Uhr.
Ich stand leicht unter Schock. WIE um Himmelswillen bringen wir nun die 13 Koffern sowie 4 Sperrgebäcken inkl. zwei müden Kindern alleine wieder in den 2. Stock zum Check-in 2? Da half auch das gute Aussehen des Mannes am Schalter nichts mehr…

Teil 2 folgt

Zurück zum neuen, alten Leben

Die Türe zur Alvawelt Ecuador schliesst sich. Genau 10 Monate hat das Leben spannende Geschichten, Erlebnisse und schöne Begegnungen für uns bereit gehalten. Wir schliessen diese Türe mit Tränen in den Augen aber mit erfülltem Herzen und einer vollen Seele… Ein letztes Mal tief ein- und ausatmen. Ein letztes Mal den lebendigen Geräuschen der Pachamama lauschen. 7h Nachtgeräusche haben wir noch aufgenommen, damit wir, zumindest akustisch, ein Stück ecuadorianische Heimat auch in der Schweiz erleben können. Der Abschied unserer Familie und von unseren Freunden fällt schwer. Ich mag keine Abschiede, daher war es nur ein «hasta pronto» – bis bald.

Am Flughafen Mariscal Sucre in Quito zeichnete sich ein tristes Bild. Natürlich alle Menschen mit Schutzmasken. Einige mit ganzkörper Schutzanzügen. Aber das Erstaunliche, die grossen Hallen sind menschenleer. Genau zwei Fastfoodketten haben geöffnet, der Rest der Läden und Restaurants ist geschlossen. Tröpfchenweise kommen langsam die Menschen hinein. Der einzige Flug an diesem Tag geht nach Madrid. Um 24 Uhr geht ein weiterer Flieger Richtung USA. Das sehe ich auf der gähnend leeren Anzeigetafel. Überall sind Punkte und Markierungen am Boden, welche helfen sollen, die 2 m Abstandsregel einzuhalten. Einsteigen, auch hier tröpfchenweise, damit sich keine langen, dichten Warteschlangen bilden. Von den früher hecktischen bienenhausartigen Flughäfen ist momentan nichts mehr übrig. Alles verläuft ruhig und hinter der Schutzmaske hat niemand gross Lust zu reden.

Der top moderne Iberia Flieger ist halb leer. Wir bekommen die besten Sitzplätze gleich hinter der Businessclass. Amaru verbringt den ganzen Flug schlafend in seiner, von der Fluggesellschaft bereitgestellten Babyschale. Auch Inti schläft nach einem kurzen Kinderfilm gleich ein. Nur die Eltern können nicht schlafen. Was wird uns wohl in der Schweiz erwarten? Aufgeregt, freudig und auch etwas traurig denken wir an unser, altes neues Leben.

Dann ist der Moment da, die hügelige, grüne Landschaft mit den vielen kleinen Dörfern ist sichtbar, die Schweiz rückt mit jedem fallenden Höhenmeter näher. Die Landung ist geglückt, alles verläuft reibungslos und auch alle Gepäcksstücke kommen wieder zum rechtmässigen Besitzer.

Auch hier, leere Hallen, geschlossene Läden, Masken wo das Auge hinreicht…

Was machen wir als erstes? Wir erblicken den Coop Pronto. Der Hunger muss gestillt werden. Endlich… Schweizersalat für mich, Inti wählt ein Schoggibrötli aus und Leo kauft sich eine Käseschnitte. Mit so viel Freude esse ich meinen Salat und die köstlichen Cherrytomaten und Leo meint, dass er den würzigen CH-Käse sehr vermisst hat. Inti isst sein Schoggibrötli mit einem riesen Grinsen und sagt ständig, dass Grosspapi schnell kommen soll. Wo ist Grosspapi Markus? Leider muss er sich noch 10 Tage gedulden, dann kann er seinen geliebten Grosspapi wieder sehen.

Aber dann kommt unsere Freundin mit einem von ihren Kindern gefertigten Willkommens- Plakat auf uns zugerannt. Wieder Tränen – dieses Mal vor Freude. Wahnsinn und überwältigend wie viel Liebe und Bewunderung ich für diese grossherzige  Person spüre. Sie holt uns mit ihrem grossen Elektroauto ab. Aber bevor wir lautlos davon gleiten, möchte Inti noch Wasser trinken. Wir überlegen kurz, wo wir Wasser kaufen können. Dann meint unsere Chauffeuse: «Nein, nein, ich habe eine Glasflasche hier, ich fülle diese sogleich mit Hahnenwasser» und schon ist sie verschwunden um Hahnenburger zu holen. Leo und ich bleiben mit offenem Mund im Auto sitzen…Wow, wir haben vergessen, dass wir ja wieder in der CH sind und das süsslich feine Leitungswasser überall direkt trinken können. Ein weiterer Kulturschock für mich ist, die Taxis und Taxichauffeure aus dem Fenster des wartenden Autos zu beobachten. Die neusten weissen BMWs stehen in Reih und Glied. Die Taxichauffeure in weissen Hemden, schwarzen Hosen und Lackschuhen gekleidet. Auf der Autobahn teure, neue Autos und Motorräder wo das Auge hinreicht. Auf unserer Elektroauto Fahrt Richtung Zentralschweiz fühlen wir uns wieder in die Zukunft katapultiert. 10 Monate lang waren wir uns stinkende, laute oder alte Diesler gewohnt. Auch der Sonnenuntergang um 20 Uhr lässt uns wieder staunen. Fast ein Jahr ging die Sonne für uns um 6 Uhr auf und um 18 Uhr wieder unter.

Bald ist es geschafft, eine über 30 Stündige Reise geht in Eschenbach LU zu Ende. Mättu übergibt uns den Schlüssel und wir treten in unser temporäres zu Hause ein. Wow, was für ein schönes Haus der Eltern von Nora und erst die Aussicht. Wir haben wunderbar geschlafen und als ich aus dem Fenster blicke, sehe ich statt Bananenbäume eine Hainbuche und zum obligaten Porridge zum Frühstück gibt es einen frisch gepflückten Apfel aus dem Garten. Die Sonne strahlt uns ins Gesicht. Es riecht nach Schweiz und frisch gemähtem Gras. Der Bauernhof mit den Kühen auf der Weide liegt gleich vor unserer Haustüre. Und dann donnert die Patrouille Suisse über unsere Köpfe. Der Flugplatz Emmen ist ganz in der Nähe. Das war mir schon in Ecuador aufgefallen. Mit gut Glück sahen wir vielleicht 1x im Monat einen Helikopter aber hier in der Schweiz ist der Flugverkehr über dem Himmel bemerkenswert.

Der erste Tag in der Schweiz war wunderschön. Inti konnte mit ganz vielen neuen Spielsachen spielen und sogar im Sandkasten mit einem Bagger Burgen bauen. Auch sein lieber Grosspapi kam kurz zum Zaun, um unsere Einkäufe zu überbringen. Inti wollte unbedingt mit Grosspapi und dem Auto wegfahren. Da muss er sich noch gedulden. Es ist echt schwierig, seinen eigenen Vater nach 10 Monaten wieder zu sehen und ihn nicht richtig begrüssen zu dürfen. Aber eine Busse von 10’000 CHF wollen wir einfach nicht riskieren. In Ecuador droht sogar 1-3 Jahre Gefängnis, wenn die Massnahmen nicht eingehalten werden…

Wir lassen uns aber deswegen nicht die Freude nehmen und wir machen das Beste draus. Es lässt sich super leben in unserem Quarantäneparadies. Wir spüren eine tiefe Dankbarkeit. Wir sind überwältigt über das Vertrauen und der Grossherzigkeit welche uns Nora und Mättu, sowie ihre Eltern entgegen bringen. Auch haben wir uns riesig über alle Willkommensgrüsse per Whatsapp gefreut. Wir fühlen uns sehr getragen und willkommen. Einen schöneren Start ins alte, neue Leben könnten wir uns nicht besser vorstellen. DANKE!

Und auch hier ein «hasta pront» – bis bald!

Die Türe zu Alvawelt schliesst sich
Schweizer Boden in Sicht
Willkommenschild der Familie Rimer
Unser erstes Nachtessen in der schönen Schweiz
Keine Bananenbäume mehr
Unsere Aussicht für 10 Tage
Neue Fülle an Spielsachen für Inti
Abschiedsritual mit Gaben an die Natur
Der Weg zum Vrindavan
So halbfertig verlassen wir unser zu Hause
Unsere Abschiedsaussicht
Ciao Chiquita
Ciao Rio Negro