Von der Wut ins Wunder

Ich bin wütend.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.
Ich bin wütend, weil ich sie retten wollte.
Ich bin wütend, weil ich mich in ihren Schlingen verloren habe.
Ich bin wütend, weil ich mich so klein gemacht habe, um ihnen zu gefallen.
Ich bin wütend, weil ich geglaubt habe, sie wüssten mehr über mich als ich selbst.
Ich bin wütend, weil ich dachte, ich müsse ihnen folgen, um wertvoll zu sein.
Ich bin wütend, weil ich ihnen vertraut habe, als sie mich brauchten, aber mich verliessen, als ich mich selbst fand.
Ich bin wütend, weil ich die Wahrheit gesehen habe: ihr Ego und ihre Flucht vor dem Leben.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.

Ich bin wütend,
weil ich realisierte, dass auch ich immer aus dem Leben floh,
indem ich andere retten wollte.
Ich bin wütend,
weil ich meine Aufmerksamkeit nach aussen gegeben habe,
statt sie auf mein eigenes Herz zu richten.
Ich bin wütend, weil ich Menschen auf Podeste gestellt habe
und mich selbst darunter.
Wütend, weil ich mich klein gemacht habe,
um geliebt zu werden,
um dazuzugehören,
um gesehen zu werden.

Ich bin wütend,
denn ich habe erkannt, dass es keine Podeste gibt.
Dass wir alle auf Augenhöhe sind.
Dass niemand höher, heiliger oder besser ist.
Ich bin wütend,
bis ich begriff, dass meine Wut mich nicht zerstört,
sondern mich aufweckt.

Wenn Macht sich zeigt

In mir lebt eine Kraft, die ich lange weggesperrt habe.
Ein Teil, der laut ist, roh, stolz und übermächtig.
Er lacht über die Schwäche, will dominieren, will beweisen:
„Ich bin stark. Ich bin mächtiger als du.“

Lange habe ich mich dafür geschämt.
Doch heute sehe ich:
Dieser Anteil ist die Stimme meiner verletzten Macht.
Sie erinnert mich daran, wo ich mich klein gemacht habe,
wo ich mich geduckt habe, um zu gefallen,
wo ich mich selbst verleugnet habe, um niemanden zu überfordern.

Jetzt darf dieser Anteil gesehen werden
nicht um zu herrschen,
sondern um zu heilen.
Denn wahre Macht entsteht,
wenn ich sie nicht mehr gegen andere richte,
sondern mit meinem Herzen verbinde.

Von der Wut ins Wunder

Und dann …
verwandelt sich die Wut.
Sie wird zu Feuer, das mich nicht mehr verbrennt,
sondern wärmt und transformiert.
Sie wird zur Kraft, die mich heimbringt, zurück in meinen Körper.
Zur Energie, die mich erinnert:
Ich bin Schöpferin meines Lebens.
Ich bin hier, um zu leben, nicht, um zu fliehen.

Ich bin dankbar.
Dankbar für alle Lektionen,
für die hellen und die dunklen Wege,
für die verpassten Chancen
und die ergriffenen.
Dankbar für all die Menschen,
die mich lehren durften,
was ich über mich selbst vergessen hatte.

Dankbar, dass ich jetzt auf dem Boden stehe,
den das Leben mir bereitet hat.
Ich atme. Ich lebe. Ich wähle das Leben.

Ich bin dankbar weil diese Wut mich wach gemacht hat.
Ich wähle mich!


Feuer. Fleisch. Feste und pures Leben.

Irgendwann braucht es kein Schweben mehr.
Kein Reinsein, kein brav sein, keine übertriebene Disziplin, kein Kontrollieren.
Sondern:

Feuer. Fleisch. Bier. Tabak und das pure Leben.

„Wie bitte?!“, höre ich euch schon lachen.
„Hat Isabelle jetzt völlig den Verstand verloren oder hat das Feuer der Wut ein paar Hirnzellen mitverbrannt?“
Vielleicht ein bisschen. Aber nur die, die ich sowieso nicht mehr brauche. 😉

Das Feuer hat mir geholfen, Glaubenssätze, Paradigmen und starre Muster zu transformieren. In der westlichen Welt sind wir oft getrennt. Zwischen dem Geistigen und dem Körperlichen. Gerade in der Schweiz spüre ich, wie stark wir im Sicherheitsdenken, im Kontrollieren und im Planen verhaftet sind.

In der andinen Kosmovision ist alles heilig. Das, was schmeckt und duftet, was uns nährt und manchmal auch schmerzt.
Selbst das Chaos des Lebens gehört dazu.
Hier, mitten im Unperfekten, beginnt die Rückkehr zur Ganzheit.

Wie oben beschrieben habe ich genug lange in der Kontrolle, im Kleinhalten und im Aushalten gelebt.
Meine Botschaft ist: Folgt der Freude und lebt euer Leben ganz und echt!

Feuer: die Kraft der Wandlung. Wenn ich darin stehen bleibe, merke ich, dass ich nicht verbrenne, sondern verwandelt werde. Feuer ist in der andinen Kosmovision das Prinzip von Kawsay also reiner Lebenskraft. Es erinnert uns daran, dass nichts verloren geht, sondern sich alles in Wärme, Licht und neues Leben verwandelt.

In der andinen Kosmovision besteht alles aus Energie, Frequenz und Bewusstsein (Yachay).
Jedes Wesen, jedes Element hat ein eigenes Schwingungsfeld, ein lebendiges „Kawsay“. Wenn wir uns verbinden, entsteht Ayni, der heilige Austausch zwischen Mensch, Natur und Kosmos.

Fleisch: Wir bestehen aus Fleisch und Blut. In der andinen Kosmovision gilt alles als lebendig und heilig, auch das Tier, das uns nährt.
Fleisch wird dort als die dichteste Form der Nahrung gesehen, die uns hilft, im Körper anzukommen, uns zu erden und die Lebenskraft (Kawsay) zu halten.
Wenn Fleisch mit Respekt, Bewusstsein und Dankbarkeit verzehrt wird, dient es der Verkörperung (inCARNAción).
Andine Schamanen arbeiten oft in feinstofflichen Ebenen. Um nach solchen Reisen wieder ganz auf der Erde zu landen, nehmen sie mit grosser Achtsamkeit Fleisch zu sich. Auch als Geste der Rückverbindung mit Pachamama.

In anderen Philosophien hingegen wird bewusst auf Fleisch verzichtet,
um sich energetisch zu verfeinern, den Körper zu reinigen und leichteren Zugang zu spirituellen Ebenen oder zum Göttlichen zu finden.
Beides sind Wege der Bewusstheit. Der eine führt tiefer in den Körper, der andere höher in den Geist.

Bier: Während ich diesen Text schreibe, schlürfe ich in dieser Hitze (endlich ist der Sommer da) genüsslich ein Bier. Das Andenbier ist oft handgebraut, mit Mais (Chicha de Jora) und symbolisiert Gemeinschaft, Dank und Freude.
Auch in Europa wurde Bier ursprünglich von Mönchen gebraut, als heiliges Getränk der Erde, das Körper und Geist nährt.
Es steht für Fülle und Verbindung, für das Teilen von Zeit und Geschichten.
Es hilft, Kontrolle loszulassen, das Leben zu feiern und zu geniessen, ohne sich zu verlieren. Leider wird es heute, wie vieles, nur noch konsumiert. Achtsam und mit Genuss, ist es die goldene Flüssigkeit der Sonne, die Wärmt.

Tabak: Der reine Tabak, auch Mapacho genannt, hat keine Zusatzstoffe und hilft, zu reinigen, im innen und aussen. Er klärt Hucha, also schwere Energien, und reinigt auch den Körper. Der Abuelo Tabak begleitet mich schon länger auf meinem Weg, auch in der Impulswelt und wirkt sogar Online über den Kontinent hinweg. Er erinnert mich an Demut, männliche Kraft und Schutz, Klarheit, Präsenz und vieles mehr.

Für mich, die unbewusst immer aus dem Leben fliegen wollte, ist die verkörperte andine Kosmovision genau das richtige. Körper, Erde, Freude und Bewusst-Sein!

Auch dir wünsche ich:

Folge der Freude!
lache!
tirnke!
liebe!
nicht im Rausch, sondern in der heiligen Präsenz.
Wahre Erdung geschieht nicht im Kopf,
sondern in der Berührung, im sehen der Geschenke des Lebens,
im gemeinsamen Mahl,
am Feuer oder dem Bier, das wir teilen.
Dort beginnt das Leben und ich entscheide mich bewusst dafür!

Prost !

Isabelle Alvarado – Wut-Wunder-Brückenbauerin
alvawelt.ch | Impulswelt | Ecuador & Schweiz

PlataNo

Warum gerade ein Buch?
Was schenkt uns in dieser schnelllebigen Zeit noch Ruhe und Erdung? Für mich ganz klar: Bücher.

Ich will keine schnellen Impulse setzen, sondern Samen der Langsamkeit säen – die tief wurzeln und leise wachsen. Das, was ich hier in Ecuador endlich gelernt habe.

Die Vision
Ich erinnere mich. Ich war etwa 20 Jahre alt, als ich mich zum ersten Mal auf eine Visionsreise begab. Da war sie: ein glitzernder Sternenhimmel, ein rauschender Wasserfall,
Bananenbäume im Wind und Menschen im Kreis um ein loderndes Feuer. Dieses Bild liess mich nicht mehr los. Dabei lebte ich damals in der Schweiz, weit weg von Bananenbäumen.

Die Fülle mit meiner Vision in unserem Wohnzimmer vereint

Ich war schon immer eine Suchende – nicht für Antworten, sondern für Tiefe. Ich wollte das Leben begreifen, nicht nur funktionieren.

Der Ruf der Welt
Das Reisefieber wurde mir wohl in die Wiege gelegt, inspiriert von meiner Mutter, meinen Grosseltern und meinem Patenonkel. Ich nehme dich in diesem Buch mit an wundervolle Orte, in magische Momente, zu Erkenntnissen, um an die eigene Verbundenheit zu erinnern.

Auf meiner Reise begegnete ich nicht nur Bananenbäumen, sondern auch meinem zukünftigen Mann. In seiner alten Heimat kam ich erstmals mit der Dschungelmedizin in Berührung. Der Schamane, der mich damals begleitete, sah mir in die Augen und sprach:
„Du wirst in Zukunft mit Schamanen arbeiten. Du wirst das westliche Wissen mit der Weisheit der Anden verbinden. Du wirst Brücken bauen, die heilen.“

In der Ruhe liegt die Kraft
Was ich damals mit der Medizin erlebte, war unbeschreiblich: Eine Stille in meinem Körper, wie ich sie nie zuvor gefühlt hatte. Keine Nervosität, kein Müssen. Nur Sein. Ich hätte Buddha selbst sein können.
Zurück in der Schweiz begann der innere Lärm erneut. Doch ich hatte etwas im Gepäck: eine Ahnung davon, was dieses Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“ wirklich meint.

Jetzt weiss ich: Langsamkeit bedeutet nicht Stillstand, sondern Ankommen. Im Körper. Im Jetzt. In der Wahrheit unter dem Lärm.

Fülle mit Wurzeln
Ich habe viel gelernt – über transgenerationale Muster, über die unsichtbaren Fäden, die Systeme zusammen- oder festhalten. Doch mein Fundament fühlte sich oft wurzellos an. In Ecuador war das anders: Dort spürte ich Boden. Wurzeln. Ruhe. Und ich hörte den Ruf meines Herzens.

PlataNO – mehr als eine Banane
Ich lebe heute in einem Land, das ein Drittel der Welt mit Bananen versorgt. Doch für mich ist der Plátano kein Exportgut, sondern ein Symbol für Fülle.

Der Wasserfall steht für das Im-Fluss-Sein. Das Feuer für meinen inneren Funken – der auflodert, wenn ich meine Ideen, Geschichten und Visionen teile.

PlataNO ist eine Welt, in der das Leben nicht im Hamsterrad verloren geht, sondern geborgen unter Bananenbäumen ruht und in Feuerkreisen Geschichten erzählt, die uns erinnern:

Wir sind vollständig.
Wir sind verbunden.
Wir sind frei.

PlataNO – der Weg in die wahre Fülle
„Plata» steht hier umgangssprachlich für Geld. PlataNO bedeutet für mich nicht: kein Geld zu haben. Sondern: den Mut zu haben, dem Geld nicht länger hinterherzurennen – und bewusst Nein zu sagen.

Ein Nein zum Hamsterrad. Ein Nein zur Angst, nicht gut genug zu sein.

PlataNO ist kein Mangel. Es ist eine Haltung. Eine innere Rebellion gegen ein System, das uns und Pachamama langsam zerstört.

Was wahre Fülle wirklich bedeutet
Wahre Fülle hat nichts mit Zahlen auf dem Konto zu tun. Sie beginnt in der Tiefe – dort, wo wir uns selbst begegnen. In der Verbindung zur Erde, zu anderen, zu unserer Essenz.

Die Süsse des Lebens keimt nicht in Gier – sondern im Vertrauen. Sie wächst nicht durch Kontrolle, sondern auf einem Boden, der alle nährt.

Eines ist klar: Geld ist kein Feind, sondern ein Werkzeug. Und in liebevollen Händen kann es Wunder bewirken.

Mission
Dieses Buch ist durchwoben mit Impulsen, die helfen, inneren Mangel zu erkennen, aus der Ohnmacht zu erwachen – und Schritt für Schritt in die eigene Kraft zurückzukehren.

Es ist ein Ja zur Langsamkeit. Ein Ja zum Mut, Nein zu sagen – zu allem, was uns nicht mehr dient. Denn genau dort, wo das No beginnt, wächst das Ja zu dir selbst.

Für mich ist Finanzielle Fülle ein natürlichen Ausdruck gelebter Fülle. Deshalb möchte ich durch den Schutz von Ländereien und die Unterstützung weniger privilegierter Menschen neue Räume schaffen – Räume, in denen niemand mehr auf einen Retter wartet, sondern erkennt:

Ich bin bereits der Schöpfer meines Lebens.

PlataNO ist mehr als ein Buch.
Es ist eine Bewegung.
Eine Einladung, gemeinsam loszugehen – zurück zum Wesentlichen, zur Verbindung, zur Fülle in dir.

P.S. Damit wir täglich an unsere Vision und die Fülle erinnert werden, hat ein junger Künstler aus dem Dorf unsere Wohnzimmerwände in ein Kunstwerk verwandelt.
Danke, Ronny – glaube an dich und deinen Wert!
Kunst ist kein Hobby, sondern eine Superkraft.
Schaut doch mal auf seinem Instagram vorbei und schenkt ihm ein bisschen Support!


The end?

Nicht ganz. Obwohl die sechs Folgen von «Auf und davon» abgeschlossen sind, setzt sich unser Abenteuer in Ecuador natürlich fort. «Ein Jahr danach» wird voraussichtlich im Januar 2026 ausgestrahlt.

Jedoch ist die Zukunft der DOK-Sendung unsicher geworden. Aus Spargründen plant das SRF, das Format an externe Produktionsfirmen zu übertragen. Nach 16 Jahren erfolgreicher Auswanderungsgeschichten ist das natürlich bedauerlich und für die betroffenen Mitarbeiter, welche z.T. seit Beginn dabei sind, herausfordernd. Die Ungewissheit über den weiteren Verlauf ist sicherlich zermürbend. Der enge Kontakt zu SRF hat bei mir die Wahrnehmung verändert. Ich sehe die Menschlichkeit, den grossen Produktionsaufwand und das noch grössere Engagement aller Beteiligten. Ich hoffe für alle, dass es bald eine gute Lösung gibt und Klarheit herrscht.

Nun zu Folge 4:

Ja, da kam grosser Besuch von meiner Mama. Sie blieb einen Monat und wir hätten sie gerne noch länger bei uns behalten. Und was ist mit meiner lustigen Schwiegermama 😀 Natürlich gibt Lastenia nun gerne Kurse, um die Kleider effizient von Hand zu waschen :).

Vor Folge 4 hatten wir auch Kontakt zu den Auswanderern aus Sizilien und durften sie über Videocall besser kennenlernen. Das sind zwei ganz coole Socken und wir freuen uns über diese «Auf und davon» Bekanntschaft. Bei jeder weiteren Folge haben wir zusammen mitgefiebert und uns über Kritik und Lob ausgetauscht. Patrick äusserte, dass er Leo bei ihrem Umbau auch hätten brauchen können. Daraufhin antworteten wir, dass wir solch zwei lustigen, fleißigen Bienchen auch bei uns immer noch gut gebrauchen könnten 🙂 Wir sind auf jeden Fall sehr stolz auf alle Auswanderer dieser Staffel. So viel Courage, so viel Loslassen, so viel Engagement, Herzblut und Humor. Die Vielfältige Kombination ist dem SRF gelungen.

Folge 5:

In Folge 5 hätte man noch viel mehr präsentieren können. Aber knappe 10 Minuten für jedes Paar sind einfach zu wenig für all die emotionalen Ereignisse die wir erlebt haben. Naturkatastrophen, scheinbare Enteignung vom Land, Verteilung von Spenden und Stromausfälle.

Da meine Mutter nun schweizweit bekannt ist, ist es nicht erstaunlich, dass sie von besorgten Bürgern angesprochen wurde. Einige äusserten sogar, dass sie sich so Sorgen machen, dass sie nicht mehr schlafen konnten. Gott sei Dank geht es uns allen sehr gut.

Folge 6:

Und schon die letzte Folge der Staffel. Zum Glück hat der Staat an Weihnachten die Stromrationierung aufgehoben. Über die Landenteignung haben wir keine weiteren Neuigkeiten aber sind auch da positiv gestimmt.

So viele Stunden Videomaterial, so viele emotionale Momente und nun ist alles zu Ende. Würden wir es wieder tun? Ganz bestimmt! Die Begleitung der Auswanderung durch das SRF war für uns eine grosse Bereicherung und auch trotz kurzer Sendezeit pro Folge haben sie ein wunderschönes Werk zusammengeschnitten. Die harte Arbeit wurde belohnt, seit 2014, als das Zählsystem umgestellt wurde, ist es die Staffel mit den höchsten Einschaltquoten.

Wenn ihr euch nicht sicher seid, was ihr an den Freitagabenden nun machen sollt, findet ihr hier die Übersicht mit der Playlists aller Staffeln, einschliesslich der Spezialfolgen.

Auf und davon – Playlist SRF

Im nächsten Blogeintrag erzählen wir euch, wen wir dank «Auf und davon» alles schon treffen durften und was für weitere Erfolge wir feiern konnten.

Herzliche Grüsse aus Ecuador

The show must go on…

Mehr als ein Jahr lang hat uns das SRF-Team von „auf und davon“ in unserem neuen Leben begleitet. Am 3. Januar 2025 wurde schliesslich die erste Folge ausgestrahlt – ein Moment, auf den wir mit grosser Vorfreude hingefiebert hatten. Während ich die Szenen unseres früheren Lebens in der Schweiz verfolge, überkommt mich ein Gefühl, das sich anfühlt wie eine Reise in die Vergangenheit. Es ist fast so, als wäre diese Zeit in der Schweiz eine längst vergessene Erinnerung, die nun in lebhaften Bildern wieder zum Leben erweckt wird.

Ich blicke aus dem Fenster ins Grüne, während die Grillen zirpen und die warme Abendluft hereinströmt. Hier, in unserem neuen Zuhause, sind wir angekommen. Ich bin dankbar, diesen mutigen Schritt gewagt zu haben.

Herzlich möchten wir allen Menschen danken, die in der ersten Folge offen waren vor der Kamera mitzuwirken. Über die Feedbacks haben wir uns sehr gefreut und mich hat überrascht, dass viele von euch sogar von Fremden auf der Strasse zur Sendung angesprochen wurden. Überall hörte ich das selbe. Die Schweiz schaut «auf und davon» 🙂

In der zweiten Folge: Unsere Ankunft und die Koffer-Odyssee

In der zweiten Folge unserer Reise durftet ihr hautnah miterleben, wie wir voller Freude “nur” fünf Koffer vermissten. Diese Erleichterung war jedoch nur der Schlusspunkt einer langen Abreise-Odyssee, die leider nicht gefilmt werden konnte.

Am Abend des 3. Dezember 2023 standen wir wegen Schneemassen und Flug-Annullierung vor der Herausforderung, gleich zweimal unsere insgesamt 13 Koffer und 4 Sperrgepäckstücke einzuchecken. Leider war zu diesem kritischen Zeitpunkt kein Kameramann vor Ort, wodurch wir die chaotischen Szenen nicht festhalten konnten.

Zusätzlich kamen wir am nächsten Tag durch gefrorene Teile am Flugzeug verspätet am Flughafen Schiphol an, was uns wieder in eine unerwartete Situation brachte. Das SRF durfte wegen „Spionageverdachts“ den Sprint durch den Flughafen nicht filmen. Eine wirklich nervenaufreibende Abreise, die uns alle auf Trab hielt!

Für all jene, die das gesamte Abenteuer rund um unsere Abreise in Detail nachlesen möchten, haben wir die Blogeinträge weiter unten verlinkt. Dort könnt ihr die Höhen und Tiefen noch einmal Revue passieren lassen – viel Spass beim Lesen!

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 1)

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 2)

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 3)

Halbzeit: Folge 3 von 6 ist auf Sendung!

Es ist kaum zu fassen, aber der 3. Freitag im neuen Jahr steht wieder vor der Tür und mit ihm die nächste Folge unserer gemeinsamen Reise. Die Spannung steigt, denn für uns alle sind die ausgestrahlten Episoden auch eine Überraschung. Auch wir haben vorab keinen Blick auf die Folgen werfen können, was das Ganze umso aufregender macht.

Mehrmals hat das SRF während der Dreharbeiten die Reise nach Ecuador auf sich genommen. Und wenn man bedenkt, wie viel Material dort entsteht, ist es beeindruckend, wie wenig letztlich in der Sendung zu sehen ist. Eine der grössten Herausforderungen für das SRF besteht zweifelsohne darin, die besten Szenen auszuwählen – oder wie man so schön sagt: „Kill your Darlings“. Es schmerzt, schöne und emotionale Momente herauszuschneiden, um die Sendezeit von etwa 44 Minuten einzuhalten. Früher waren es fünf Protagonisten, die gleichzeitig begleitet wurden. Daher sind wir besonders dankbar, dass jetzt nur noch drei Familien pro Jahr in den Fokus rücken dürfen.

Eine interessante Tatsache am Rande: Weder wir noch die anderen Auswanderfamilien erhalten für unsere Teilnahme Geld. Doch der wahre Lohn für uns liegt nicht im finanziellen Aspekt, sondern in der Möglichkeit, das grösste Abenteuer unseres Lebens professionell begleitet und gefilmt erleben zu dürfen.

Wir sind gespannt auf die letzten drei Folgen und freuen uns gemeinsam mit euch die Highlights unserer Auswanderung zu geniessen!

Und falls es euch langweilig ist, bis zum nächsten Freitag, dann könnt ihr hier noch einige unserer Interviews nachlesen.

Liebe Grüsse aus Rio Negro eure Alvarados

SRF-Auswanderer erzählen: «Hier in Ecuador haben wir unser Traumleben gefunden» | blue News

Luzerner Familie wandert nach Ecuador aus | zentralplus

Ecuador: Die Familie Alvarado aus Luzern ist ausgewandert. – 20 Minuten

Isabelle und Leo lieben Auswandern nach Ecuador, doch eine Schwierigkeit gibt es – FOCUS online (mit Focus haben wir kein Interview gegeben, das haben sie ohne unser Wissen publiziert)

«DOK»-Serie «Auf und davon»: Start der 16. Staffel – Medienportal – SRF

Ein anderer Abschied

Vor einem Jahr feierten wir mit vielen von euch unseren Abschied bei MeinRad. Ich muss schon sagen, das feine, frische Essen vermisse ich sehr und bedanke mich hiermit nochmals besonders für die Spontanität und Hilfsbereitschaft von Armin und allen, die uns mitgeholfen haben, um diesen Abschiedstag zu einem wundervollen Erlebnis zu machen. In der ersten Staffel der SRF-Sendung «Auf und davon» wird ein Ausschnitt des Abschiedsfests zu sehen sein. So viel darf ich euch schon verraten.

Auch ein Jahr später bin ich an einem Abschiedsfest. Eines der anderen Art. Zwischen dem 31.10. und 3.11. feiert ganz Ecuador » el Día de los Difuntos». Den Tag oder eben die Tage der Toten. Seit einigen Jahren hat auch der amerikanische Kommerz mit «Halloween» Einzug gehalten und die Kinder feiern im Dorf mit Kostümen und Süssigkeiten.

Der 2. November ist der wichtigste Tag im Jahr im Dorf Salasaka. Das Kichwa-Volk feiert Aya Killa Raymi, ein Fest der Vorfahren, das die jahrtausendealten Erinnerungen und Traditionen der Gemeinschaft bewahrt. Alle, aber wirklich alle, kommen auf den Friedhof. Speziell für diesen Anlass fertigen sie neue Hüte und Kleider an. Die Gräber werden geschmückt und auch «Guaguas de Pan» Babybrote, die aussehen wie ein «Grittibänz» und das traditionelle Getränk Colada Morada werden extra für das Fest zubereitet. Auch diese werden als Gaben auf das Grab gelegt. Alle putzen sich heraus und der hochprozentige Alkohol, gegrillte Meerschweinchen, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen und Reis dürfen natürlich nicht fehlen. Auch ich wurde wie eine Indigene angezogen. Der Rock aus Schafwolle hat einen Wert von über 1000 USD und der Schal ist auch aus dessen Material. Es fühlt sich wunderbar an, mit diesen Kleidern an das Fest gehen zu dürfen. So viele Farben, so viele Eindrücke. Dort nahm ich auch bewusst von meinem Onkel Abschied. Nach kurzer Krankheit ist er am 31.10.24 in die Anderswelt zurückgekehrt. Ruhe in Frieden, lieber Roli.

Ich danke dem lieben Alonso und seiner Familie herzlich, dass wir diesen speziellen Tag mit ihnen verbringen konnten. Über Alonso, sein Leben und sein wundervolles Hostel möchte ich in einem späteren Blogeintrag berichten.

Damit wir von uns zu Hause ins Dorf gelangen, müssen wir drei Brücken überqueren. Von einer dieser Brücken durften wir Ende Oktober auch Abschied nehmen und wir waren 3 Tage von der Aussenwelt abgeschnitten. Eine Schlammlawine hat Teile der Brücke «Coral» mitgerissen. Die zweite Brücke ist auch beschädigt und droht einzustürzen, und die dritte Brücke ist schon ca. 65-jährig und sollte auch längst unterhalten werden. Das Positive ist, dass wir nun nicht mehr als «sichere Zone» gelten und somit wohl endgültig die Landenteignung vom Tisch ist… Diesbezüglich können wir euch noch nichts Konkreteres mitteilen. Wir wissen einfach, dass unsere Nachbarin einen Brief erhalten hat, indem sie die Landenteignung ihres Grundstücks angekündigt haben. Wir haben bis jetzt nichts erhalten. Aber die Gerüchteküche brodelt natürlich weiter.

Die Brücke würde laut Stadtpräsident in 3 Monaten wieder aufgebaut. Die Menschen, die auf unserer Seite wohnen, taten sich zusammen. Mithilfe vieler Bewohner konnte ein provisorisches Rohr organisiert werden und mit der Schlagbohrmaschine von Leo auch viel schneller als gedacht zusammengebaut werden. Zuerst machten sich alle lustig über diese kleine Maschine, aber danach waren alle beeindruckt über die Leistung, die sie erbringen kann. Ich denke, diese Maschine repräsentiert auch meinen kleinen Mann. Kleiner Mann mit grosser Leistung haha 😉 Was er alles grosses leistet, könnt ihr dann hoffentlich in der SRF-Sendung sehen.

Dieses Zusammenarbeiten heisst hier «Minga» und wird noch oft praktiziert. Die Nachbarn kommen zusammen, um in einem Projekt zu helfen oder andere zu unterstützen.

Wir sind gespannt, wann und ob die neuen Brücken zustande kommen.

Bei uns gab es in den letzten Monaten nicht nur Abschiede, sondern auch grossen Zuwachs. Unser Büsi Minou wollten wir gerade kastrieren, danach kamen die Unwetter und wir waren 3 Wochen von der Aussenwelt abgeschnitten. Genau zu dieser Zeit wurde sie zum ersten Mal rollig und der Nachbarskater nutzte die Gunst der Stunden. Minou wurde schwanger. Ich durfte zum ersten Mal Geburtshelferin sein. Die liebe Minou hat Hüftprobleme und alle vier Kater kamen mit einer Steissgeburt zur Welt. Das eine Bein des Kätzchens hing schon zwei Stunden aus Minou heraus und die Geburt wollte nicht vorwärtsgehen. Wir merkten, dass Minou sehr erschöpft war. Dann entschlossen wir uns für einen Kaiserschnitt und fuhren Richtung Baños. Normalerweise haben wir ca. 40min bis zum Tierarzt. An diesem Sonntag gab es so viel Verkehr, dass wir sage und schreibe 4h im Stau standen. In diesen vier Stunden half ich 3 von 4 Katern auf die Welt. Wir sind nun stolze Besitzer von 6 Katzen und 2 Hunden…

Unsere zweite Katze Guadalupe hatte schon wieder eine Fehlgeburt. Auch sie wurde zur fast selben Zeit Rollig. Jedoch kann sie keine Kätzchen austragen. Die zwei Katzen teilen sich nun das Stillen der 4 Kater auf. Co-Parenting der anderen Art. Wir werden hier also fast täglich mit erstaunlichem und unvorhergesehenem überrascht. Wir erleben hier so viel, dass ich gar nicht zum Schreiben komme. Zum Glück wird bald die SRF-Sendung ausgestrahlt, damit ihr einen Einblick in unser Leben haben könnt. Am Sonntag werden wir das Filmteam zum letzten Mal bei uns begrüssen dürfen. Ich hoffe auch beim letzten Besuch können wir euch spannende Aufnahme liefern.

Herzliche Grüsse aus der vielpfotigen Alvawelt.

Ist die Landenteignung vom Tisch?

Laut unserem Anwalt schon. Jedoch ist immer noch unklar, wo die vom Unglück betroffenen Menschen aus Rio Verde ihre neue Heimat finden werden. Bis dahin, können wir noch nicht definitiv aufatmen. Denn, der jetzige Stadtpräsident handelt in vielen Dingen unberechenbar. Es gibt viele Vermutungen und Gerüchte, die bei uns im Umlauf sind.

Den Gesetzesartikel, den Leo in einer schlaflosen Nacht entdeckt hat, ähnelt dem des Raumplanungsgesetzes der Schweiz. Hier in Ecuador gilt auch, Kulturland vor Bauland. Da das Land der Alvarados schon seit über 60 Jahren für die Anpflanzung von Zitrusfrüchten und Mandarinenplantagen genutzt wird, gilt Alvarados Terreno definitiv auch als Kulturland. Auch nahmen wir weitere Massnahmen vor, die wir momentan noch nicht nach Aussen tragen dürfen. Wir haben das Möglichste getan und unser Anwalt hat uns tatkräftig unterstützt. Ich denke auch, dass der Besuch des SRF im Dorf Eindruck gemacht hat. Das SRF begleitete uns bei den Spendenübergaben, interviewte den Gemeindepräsidenten und konnte hautnah unsere Emotionen über die geplante Enteignung aufzeichnen. Die zwei Drehtage waren nicht nur für uns, sondern auch für das TV-Team intensiv.

Im Umlauf sind nicht nur Gerüchte über den Stadtpräsidenten, sondern natürlich auch über uns. So heisst es z.B. dass wir diese Spendenverteilung nur durchführen, weil Leo bei den nächsten Wahlen als Gemeindepräsident kandidieren will. Die gemachten Erfahrungen zeigen, dass wir lieber unsere eigenen Träume realisieren und unser Familienleben geniessen möchten, als Spielball der Politik, Korruption und der Unzufriedenheit der Bevölkerung zu werden. Dieses Gerücht können wir mit einem Schmunzeln definitiv dementieren.

Wir helfen, weil wir das Glück haben es zu können!

Gestern verteilten wir nochmals finanzielle Unterstützung an bedürftige Menschen aus unserer Region. Auch dieses Mal erschütterte mich die Armut, die Krankheiten und Schicksalsschläge der einzelnen Menschen. Wir besuchten eine Frau, ca. 60-jährig. Ihre rheumatoide Arthritis ist so fortgeschritten, dass sie nur noch liegen kann. Ihre Finger und Beine sind so verkrümmt, dass es nur schon beim Hinsehen schmerzt. Die Tochter besucht sie, ca. alle 2 Tage, eine Nachbarin kümmert sich um das Essen und das Windeln wechseln. Die Dame war so berührt von unserer Grossherzigkeit und überschüttete uns mit guten Wünschen, liebevollen Worten, Gottessegen und Dankbarkeit und natürlich vielen Tränen. Gerne hätte ich ihr noch länger Gesellschaft geleistet, aber es warteten noch andere Menschen auf uns. Auch mir liefen bei der Verabschiedung natürlich wieder die Tränen herunter. Trotz Krankheit und Leid ist diese Frau so stark.

Der Nächste Besuch war bei einer Familie, die Gemüse verkauft. Nur die Tochter war zu Hause, denn ihre finanzielle Lage sei so schlecht, dass sie sich nicht mal eine Busfahrt leisten konnte, um ihren Eltern beim Verkauf mitzuhelfen. Bis nach Baños, also eine 40 min Busfahrt, kostet eine Fahrkarte 1.50 USD. Von hier bis nach Quito kosten ein Busbillett 5 USD. Für die meisten Schweizer unvorstellbar, dass es nicht mal mehr für ein Busticket reicht. Mit grosser Dankbarkeit nahm die junge Dame die finanzielle Hilfe an. Weitere Kranken- und Altenbesuche standen an. Eine Frau im Alter von 91 Jahren durften wir mit etwas Geld beschenken. Sie hört und sieht nicht mehr aber nahm uns trotzdem wahr. Das einzige, was sie sagte, war ob wir sie zu einem Ausflug mitnehmen würden. Hier gibt es weder Spitex noch Altersheime. Man kann von Glück reden, wenn die Kinder einem hier mit dem nötigsten im Alter Pflegen. In diesem Fall ist es die Enkeltochter, welche die alte Dame bei sich aufgenommen hat und pflegt.

Der bewegendste Besuch war aber bei einer Frau, die ihren 13-jährigen Sohn in der Schlammlawine von Rio Verde verloren hat. Nur durch ganz viel Glück hat sie und ihr 3-jähriger Sohn überlebt. Sie berichtete, dass der Schlamm sie nach vorne stiess und sie so aus der Gefahrenzone «herausgedrückt» wurden. Sie war nun über einen Monat im Spital, da sie durch die Rettung des kleineren Sohnes ein Bein gebrochen hatte. Ihr wurde in diesem Monat psychologische Hilfe angeboten, aber es kam, wie so oft, niemand. Die Gemeinde versicherte ihr bei unserem Besuch, dass sie sich bemühen würden, dass bald möglichst jemand zur psychologischen Betreuung zur Verfügung stehen würde. Sie berichtete ausserdem, dass ihr Mann nicht nur den gemeinsamen Sohn verloren habe, sondern auch seine Eltern, Geschwister und Grosseltern. 7 Familienmitglieder wurden unter dem Schlamm begraben. Wir gaben ihr Geld und sie erwiderte: «Kein Geld der Welt kann meinen Schmerz lindern, kein Geld der Welt kann meinen Sohn zurückgeben.» Trotzdem ist sie dankbar für unseren Besuch und unsere Hilfe. Es gibt keine Worte für diese unbeschreiblichen Schicksalsschläge und meiner Meinung nach keine Heilung für den unbeschreiblichen Schmerz. Auch Zeit heilt in den meisten Fällen keine Wunden, jedoch bin ich überzeugt, dass wir die Fähigkeit haben, mit dem Schmerz und der Trauer leben zu lernen. Was ich ihr sagen konnte war, dass sie und wir für ihren Sohn weiter Leben, dass wir das Leben zu seinen Ehren LEBEN. Wir leben! Sie meinte, sie müsse und wolle weitermachen, denn sie habe ja noch ihren 3-jährigen Sohn.

Auch hier, gibt es keine Lebensversicherung, kein Care Team, keine Krankschreibung, keine Sozialhilfe oder Betreuung in solchen Fällen. Ihr Mann ist am Arbeiten. Sie müssen weiter machen. Es geht ums überleben. Da ist keine Zeit für zu viele Gedanken oder Krank sein.

Rio Negro hat einen Bingo-Abend organisiert, damit Geld gesammelt werden konnte für diese Familie. Das ist das einzige, was man hier tuen und erhalten kann. Es sind so komplette anderen Welten, die ich aus der Schweiz kenne und die ich nun auch dank euch erfahre. Dank eurer Grosszügigkeit darf ich den Menschen aus dieser Region auf einer tieferen Ebene begegnen, welche sonst v.a für Ausländer verschlossen bleiben würde. Ich trage so viel Trauer über das Erlebt, aber auch so viel Dankbarkeit in meinem Herzen.

Ich danke euch für eure grosse Hilfsbereitschaft und für euer Vertrauen in meine Familie und mich. Das Geld oder die Esswaren und Maschinen gehen ohne Umwege direkt an die Menschen in Not.

Wir kamen von unserer Spendenrunde nach Hause, unsere beiden Jungs erwarteten uns schon mit einer Umarmung. Ein voll gedeckter Tisch mit Esswaren stand uns zur Verfügung, ein warmes Bett wartete auf uns und das Zirpen und Quaken der Tiere wiegte uns beruhigend in den Schlaf.

Ein neuer Tag bricht an. WIR LEBEN. Wir leben zu Ehren aller zu früh verstorbenen Menschen, zu Ehren alle Menschen, die aus Krankheitsgründen nicht mehr aus ihren Betten aufstehen können. Wir leben und sind so dankbar, dürfen wir das Leben leben, dass wir uns so lange erträumt haben!

Leben wir unser Leben in vollen Zügen!

Andy bei der Arbeit
Wir verteilten nicht nur Geld oder Esswaren, sondern für diesen Zimmermann auch Maschinen
Das Haus des Onkels mit den Plantagen
Hier geniessen wir die Vielzahl der leckeren Früchte aus Tio Luchos Plantage
Auch Krankheitsbesuche standen auf dem Programm. Unser Nachbar hatte einen schlimmen Motorradunfall und meine Fussreflexzonenmassagen halfen ihm, beim Heilungsprozess. Auch er wurde weder von Physiotherapeuten noch Ärzten begleitet.
Und dann noch was Erfreuliches. Ich gebe nun jeden Mittwoch für die Kinder im Dorf Improtheater mit etwas Englischunterricht. Auch das ist eine grosse Mutprobe für mich. Das Leben ist ein Spiel. Spielen und leben wir es!

Wir sind noch mind. 10 Tage von der Aussenwelt abgeschnitten

Ihr seid grossartig. Schon über 3000 USD sind an Spenden zusammen gekommen. Dafür danken wir euch ganz, ganz herzlich. Die meisten Menschen, die wir besucht haben, antworteten mit diesen Worten auf das gespendete Geld:

Gott ist gross, so gross und gnädig, dass er sogar Hilfe aus dem Ausland zu mir schickt. Du, lieber Spender, sollt gesegnet sein und alles, was du gibst, wird in vielfacher Form zu dir zurückkommen. «Dios le page» ist hier auch ein übliches Wort für Danke. Genau übersetzt heisst es, «Gott wird Sie belohnen».

Und so soll es sein. Ihr dürft euch über eine ganze Menge Fülle freuen, die in der nächsten Zeit auf euch zukommt. Wir waren bei ca. 20 Personen auf Besuch, um eure Unterstützung zu verteilen. Ein sehr emotionaler Tag ging gestern zu Ende. Die vielen Eindrücke, Tränen und die Zerstörung ging nicht spurlos an uns vorbei.

Leider sind wir immer noch von der Umwelt abgeschnitten, da eine Brücke so stark beschädigt wurde, dass sie nun eine Ersatzbrücke bauen müssen. Der Gemeindepräsident rechnet damit, dass wir noch 10 Tage ausharren müssen. Bedauerlicherweise sind die Leute im Dorf abhängig vom Durchgangsverkehr und dem Tourismus. Das Dorf steht still, die Strassen sind leer. Die Menschen hier leben von den Einnahmen ihrer kleinen Restaurants und den kleinen Tante-Emma-Läden. Momentan kommt niemand externes einkaufen und nur vereinzelten wird von der lokalen Bevölkerung in den Restaurants gegessen.

Wir waren mit dem Gemeindeammann Victor, sowie Lisette und Fernanda der Gemeinde unterwegs um die Spenden in die richtigen Hände zu legen. Wir haben zum Teil auch die kleinen Läden und Restaurants im Dorf mit eurer Spenden unterstützt. Denn hier leben die meisten von der Hand in den Mund. Sie besitzen kein erspartes, sondern, wie gesagt, nur viele Schulden.

Heute am 27.6.2024 kommt sogar Daniel Noboa, der aktuelle Präsident Ecuadors nach Rio Verde, in unser Nachbardorf, dort wo der grosse Erdrutsch zahlreiche Menschen verschüttet hat. Das Unglück ist also nicht nur regional, sondern hat auch eine nationale Bedeutung. Die Durchfahrtsstrasse E30 von Baños nach Puyo ist komplett gesperrt. Diese Strasse hält die Verbindung Sierra-Amazonas aufrecht. Wir hoffen sehr, dass die Leute den Präsidenten auch auf die umliegenden Dörfer wie Rio Negro aufmerksam machen, da diese von der Strassensperrung finanziell hart getroffen werden. Wir sind zuversichtlich, dass auch vom Staat Hilfe herbeigeholt werden kann.

Momentan haben wir noch genug Esswaren, die Lieferungen können mit Spezialbewilligungen von Puyo aus herbeigeführt werden. Leider wird aber das Benzin rationiert. Gestern konnten wir nur noch für 5 USD tanken.

Wir machen das Beste aus der Situation und sind so dankbar, dass wir dank euch einigen Menschen helfen konnten und es noch weiter tun können. So toll, dass immer noch einige Spenden bei uns eintreffen. Nochmals muchas gracias und wie die Ecuadorianer sagen, Dios le page!

Ankunft im neuen Leben – Tierisch viel los

Bereits am nächsten Morgen unserer Ankunft im neuen Leben erhielten wir Zuwachs. Nein, ich war nicht heimlich schwanger, sondern ein Fellfreund machte unser Familienglück fast komplett.
Von der Tierschutzorganisation Unidog Baños bekamen wir einen Anruf, dass ein kleines Büsi zur Adoption freigegeben wurde. Kurzentschlossen fuhren wir zu der besagten, kleinen zitternden Katze und wir alle verliebten uns auf Anhieb in Minou, welche etwas mehr als 2 Monate alt war. Wir bemerkten gleich, dass sie nicht so reibungslos läuft und dass ihr Schwanz sichtlich gebrochen war. Die Hüften schienen dasselbe Problem zu haben. Aber jetzt weiss ich endlich, warum es „Catwalk“ heisst. Minou hat durch ihre Blessuren einen sehr eigenen und speziellen „Catwalk“. Schon nach ein paar Stunden gewöhnte sie sich an unsere wilden Buben und wir bemerkten, wie dankbar sie war, an so einem sicheren und geborgenen Ort sein zu können. Das Büsi gehört offiziell Inti. Er hat sich schon lange 4! Katze gewünscht. Er besass bereits seit Januar 2023 in Rio Negro eine Katze namens Guadeloupe. Vor einem Jahr war sie noch ganz klein. Bei der Ankunft erkannte sie uns leider nicht mehr. Sie lebt hauptsächlich draussen und kommt nur für Futter zu uns.

Plötzlich bemerkten wir das Guadeloupe das erste Mal rollig war. Wir wollten natürlich keinen weiteren Nachwuchs, geschweige denn 4 Katzen. Wir sperrten sie in einen Katzenkäfig ein, den wir damals für Minou gekauft hatten und stellten sie mit Futter und Wasser in die Abstellkammer bis der Tierarzt am nächsten Tag kommen könnte, um ihr ein Verhütungsmittel zu Spritzen. Am nächsten Morgen war es verdächtig ruhig. Nur die Grillen zirpten draussen… Als wir die Kammer öffneten, sahen wir, dass die Katze sich durch den Katzenkäfig (der hauptsächlich aus Schaumstoff und Plastik besteht) durchgefressen hatte und aus dem offenen Fenster geflohen war. Wir hofften dennoch, dass der Tierarzt vor dem Kater da sein würde. Wir entdeckten sie im zweiten Stock unseres Hauses. Die Rolligkeit war nach der Spritze vorbei und wir wollten sie bei der nächsten Gelegenheit kastrieren. Hier in Ecuador sind die vielen Haus- und Strassentiere ein riesengrosses Problem. Auch das Filmen für Dominic und Regina vom SRF war eine grosse Herausforderung. Nicht wegen der beissenden Hunde, sondern, weil es überall Hundedreck auf den Strassen und Trottoirs gibt. Nicht ein Spiessruten-, sondern ein Hundedreck-Ausweichlauf stand auf dem Filmprogramm. Hoffentlich bekommen wir bald eine Eingebung, wie wir Hundedreck in Gold umwandeln können. So wäre dieses eklige Problem bald beseitigt und wir hätten unsere Kasse gefüllt.

Zurück zur rolligen Katze. Nach der Spritze, dachten wir, dass die Gefahr für ein paar Wochen gebannt ist und wir die beiden Katzen gemeinsam zur Kastration bringen würden. Natürlich falsch gedacht. Guadeloupe war nach gefühlt einer Woche schon wieder rollig und dieses Mal sass der Kater friedlich neben ihr. Ohalätz in etwas mehr als 2 Monaten werden wir sehen, ob Intis Wunsch von 4 Katzen nun doch in Erfüllung geht… Auf jeden Fall ist unsere kleine Minou eine richtige Schmusekatze und bereichert unser Leben sehr und wir sind offen für das was noch auf uns zu kommen mag.

Ein weiterer Fellfreund macht unser Familienglück seit 2 Wochen richtig komplett. In der Schweiz hatte ich eine Vision, dass ein schwarzer junger Hund, den wir auf der Strasse Richtung Puyo entdecken würden, auf uns wartet. Diese Vision ist inzwischen Realität geworden und unser junger Strassenhund Oliver ist seit der Stunde 0 nicht nur ein guter Wachhund, sondern auch ein toller Spielfreund für unsere Katze Minou. Die zwei sind den ganzen Tag am Herumtollen und teilen sich nicht nur den Fressnapf sondern auch die neu gebaute Hundehütte zusammen. Hier auf dem Land sind unsere Tiere frei und scheinen in dem saftigen Grün der Landschaft glücklich zu sein.
Ein weiteres Tier, nicht mit Fell, sondern mit Federn, wurde uns geschenkt. Nach einem meiner Besuche beim Schwiegervater stapfte ich also mit meinen hellgelben Stiefeln und einem Huhn unter dem Armen zu unserem Haus zurück. Zu Recht intervenierte Leo, denn wir hätten ja noch keinen Hühnerstall. Also brachte ich das schöne Huhn kurzerhand wieder zu meinem Schwiegervater zurück. Letzthin bei einem Restaurantbesuch im Dorf, wollte mir die Köchin auch gleich ein paar Hühner schenken. Ich denke, das ist hier ein originelles, übliches Geschenk. Wenn wir dann den Hühnerstall gebaut haben, freue ich mich auf meine neuen Tiere. Hühner finde ich nämlich auch ganz interessant. Dann wirds sicherlich so bunt wie bei der Geschichte mit Findus und Petterson. Minou ist nämlich vom Charakter her schon sehr ähnlich wie Findus :).

Wenn ihr bedenkt, wie unsere Abreise war, dann könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie viel wir nur im ersten Monat in unserem neuen Leben erlebt haben. Eins unserer «Abenteuer» war, dass sich Amaru leider alleine in unserem Haus eingesperrt hatte, so dass wir das Glas unserer Haupttüre einschlagen mussten. Wir waren also diesmal die eigenen Einbrecher. Das verrückte ist ja, dass hier alle Fenster vergittert sind und somit niemand rein oder raus kann – ausser die rollige Katze natürlich… Auch der Autokauf verlief nicht reibungslos. Wegen verdacht auf Geldwäscherei wurde das Geld ohne unser Wissen nicht auf eine ecuadorianische Bank überwiesen. Wir verzweifelten fast. Das spannende daran ist, dass wir nun gesehen haben, dass das Geld zuerst über Amerika nach Ecuador geleitet wird. Na ja, nur dank meiner lieben Schwester, welche direkt auf die Schweizer Bank gegangen ist, haben wir nun unser aller, aller erstes Auto vor unserer Haustüre stehen. Es ist ein weisser kleiner Chevrolet Pickup. Nochmals herzlichen Dank liebe Caroline für deine grosse Unterstützung. Dieses neue Gefährt beschert uns ungewohnte Freiheit und viele neue (Arbeits-)Möglichkeiten.

Die Dreharbeiten mit dem SRF waren nicht nur aufregend und anstrengend wegen der vielen Hundekacke sondern auch emotional, da ja der ganze Stress der Abreise und des Loslassens, noch auf mir lastete. Vor der Kamera war ich oft am Weinen. Vor Freude, vor Erleichterung, vor Erschöpfung. Regina fragte mich dann, weshalb ich so viele Tränen vergiessen würde und ich meinte, dass es so überwältigend wäre, dass ich nun meinen grossen Traum, den ich damals vor 20 Jahren im Geografieunterricht geträumt hatte, leben darf! Auch eine Trauer war da, denn ich weiss, dass ganz viele Menschen ihre Träume nicht leben können oder den Mut dazu nicht finden.

Loslassen, Freiheit pur, komplettes Familien- und Tierglück sowie viel Natur und Arbeit im und ums Haus, das ist das Fazit des ersten Monats in Ecuador. Wir fühlen uns sehr wohl und zu Hause.

Im nächsten Blog erzähle ich euch gerne über den Schulstart von Inti, über die verschiedenen Schuluniformen, die vielen Hausaufgaben, Schulprinzessinnen, von speziellen Weihnachtsbäumen und ecuadorianischen Weihnachtstraditionen.

Wir hoffen, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet und wir wünschen euch, dass auch ihr im 2024 eure Träume lebt!

Alles Gute
Familie Alvarado

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 3)

Wir akzeptierten unser Schicksal und ich war schon gespannt, was denn nun als Nächstes auf uns warten würde.
Na gut, wenigstens mussten wir uns nicht mehr beeilen. Wir liessen alle Menschen, die eher aus dem Flugzeug aussteigen mussten, vor und packten gemütlich unsere Siebensachen. Als letzte kamen wir zum Bus, der uns zum Flughafen fuhr. Wir schauten zuerst wo “Baggage claim” geschrieben war und dann erblickte ich sogleich eine Frau mit einem Schild mit der Schrift UIO. UIO bedeutet Quito!! Was? Quito? Wir sagten laut Quito? Und sie erwiderte: “Run, you have 20 minutes”. Rennt, ihr habt 20 Minuten!!! What? Und schon wieder ging die Rennerei von vorne los. Da standen auch schon Regina und Dominic, “rennt, rennt” schrien sie uns zu.
Inzwischen rannten wir zu sechst los. Unsere Rennkünste waren schon fortgeschritten. Leo, der alles Könner, mit Amaru auf den Schultern, einem Rucksack, seinem Laptop in der Laptoptasche und einem Handgepäck und ich mit jeweils zwei Handgepäcken und Rucksack als Zusatzgewicht. Inti hab ich wirklich noch nie so weit und schnell rennen gesehen.

Da kam schon die erste Hürde. Die Passkontrolle. Regina und Dominic konnten ohne Anstehen durch die Kontrolle. Wir wurden leider angewiesen an den Schalter für Familien zu gehen und wie könnte es anders sein, dort stand bereits eine Schlange wartender Menschen. Verflixt nochmals. Nach vehementem Nachdruck, dass wir bald unseren Flieger verpassen würden und nur noch 15 Minuten hätten, konnten wir an einen freien Schalter wechseln um dann sogleich durch den ganzen Schiphol Airport zu spurten. Vor lauter Aufregung sahen wir manchmal die Bezeichnungen zu den Gates nicht und Dominic lotste uns gekonnt durch den Schilderwald. Wir blieben ihm dicht auf den Fersen. Regina rannte bereits wie eine Weltmeisterin zum Gate, um den Flieger für uns aufzuhalten.
Endspurt, wir sahen von weitem schon das Gate. Intis Kräfte versagten, also nahm Dominic Amaru auf die Schultern (er ist ja Kameramann und Gewicht auf den Schultern gewohnt) und Leo nahm Inti auf den Rücken. Wir rannten schweissüberströmt zu unserem Ziel.
Leider, leider durften und konnten wir diese Strapaze und diese Rennerei wieder nicht auf Kamera festhalten. Regina versuchte am Gate noch das Handy zu zücken, aber es wurde ihr verboten. Sie könnte ja eine russische Spionin sein. Ja, das ist kein Witz und wurde so vom Steward kommuniziert. Wie gesagt, exklusive Einblicke bekommt ihr wirklich nur auf “Alvawelt” 😁.
Im Flieger angekommen nahmen wir Platz. Ich schaute zu Leo, er war kreidebleich und voller Schweisstropfen. Was für Strapazen, was für ein Held. Dann rief Leo durchs ganze Flugzeug auf Spanisch: “Vielen Dank für eure Geduld, wir haben es geschafft!”. Sogleich kamen wir ins Gespräch mit anderen Ecuadorianern. Als sie von unserer Auswanderung erfuhren, meinten sie, wir würden sicherlich nach einem Jahr schon wieder zurück in Europa sein. Mal sehen, was die Zukunft bringt, aber so schnell steigen wir nicht mehr in einen Flieger. Das ist gewiss.
Nachdem wir uns auf unseren Sitzen installiert hatten, ertönte der Lautsprecher. Nein, dieses Mal war es eine gute Nachricht für uns. Der Pilot meinte, sie würden noch 20 min warten, da noch 20 Gepäckstücke eingeladen würden. YESSS !! Unser Gepäck sowie das von SRF kommt also auch mit. Was für eine Erleichterung!
Der Flieger hob ohne Probleme ab. Nach ca. 3 Stunden fingen die Ohrenschmerzen von Amaru an. Oje, nicht auch das noch. Das kennen wir doch zu gut. Zum Glück gibt es im Flieger nun Internet. Wir kontaktierten sogleich unseren Heiler aus Ecuador per Whatsapp und innerhalb von 15 Minuten ging es Amaru schon besser. Er fiel in einen 5-stündigen Schlaf und als er aufwachte, waren die Schmerzen weg und er wieder wie der Alte. Der Landeanflug glückte und oh Wunder, sogar pünktlich. Nicht nur wir haben Gas gegeben, auch der Flieger düste in schnellst Geschwindigkeit über den Atlantik.

Wird es nochmals spannen? Sind wirklich alle Gepäckstücke angekommen und kommen sie ohne Probleme durch den Zoll?
Regina und Dominic installierten sich bereits beim Ausgang, um unsere Ankunft mit den hoffentlich 17 Gepäckstücken zu filmen. Ja, ab da gibt es Filmmaterial. Juhu aber leider mussten die beiden sich noch ewig gedulden, denn natürlich konnte es nicht anders sein als das zwei Koffer und unsere Betten in Amsterdam geblieben sind. Ein langes hin und her und noch längere Warterei war vorprogrammiert. Wir sind um 16 Uhr gelandet und um 17.45 Uhr kamen wir endlich aus dem Flughafen. Die Gepäckträger in Ecuador unterhielten unsere Jungs und mich und halfen uns auch gekonnt den Zoll zu umgehen. Diese «Botones» wissen, wie man gutes Trinkgeld macht. In der Ankunftshalle begrüssten uns Angel und Jessica herzlich. Den Rest könnt ihr ab dem 3.01.2025 beim SRF weiterschauen…

Nein, Spass bei Seite, also die Sendung wird wirklich erst in einem Jahr ausgestrahlt, weil das SRF noch ca. 3x nach Ecuador kommt und das Schneiden des vielen Filmmaterials sehr aufwändig ist und es sogar eine eigens komponierte Filmmusik dazu gibt. Hinter und vor der Kamera zu stehen war für uns enorm interessant, aufwändig, zeitintensiv und lustig. Regina ist schon seit 15 Jahren dabei und ich danke ihr für diese spannenden Geschichten die sie so toll im TV mitgestaltet und begleitet. Hoffentlich bieten wir euch nicht nur eine (eben leider nicht auf Kamera) spannende Abreise, sondern auch alltägliches aus Ecuador.

Schon im Auto, tief durchatmend, den Sonnenuntergang geniessend, erhielt Jessca einen Anruf. Sie gab das Telefon an Leo. Er meinte zum Fahrer: «Zurück zum Flughafen bitte». Beim Sondergepäck, als letztes Gepäck tauchte unser Übergepäck auf. So, aber jetzt gings definitiv los nach «Centinela del Oriente». Vier Stunden später kamen wir mit einem Privatbus und dem SRF endlich bei Angel und Jessica in Baños de Agua Santa in ihrem zu Hause an. Am nächsten Tag wartete eine Überraschung auf meine Buben. Die weitere Reise nach Rio Negro und wer nun noch bei uns wohnt, erfahrt ihr dann im nächsten Blog.

Ich möchte meiner Familie und speziell meinen beiden Buben ganz herzlich für diese aussergewöhnliche Geduld, die die beiden an den Tag und an die Nacht gelegt haben, danken. Wie gesagt, war Leo wieder einmal mein Held und wir haben diese aussergewöhnliche Abreise doch mit viel Humor, Sport, Geduld und Zuversicht gemeistert.

Wir wünschen euch allen schöne Festtage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Mögen eure Träume etwas leichter zu euch fliegen und eure Reise durchs 2024 reibungslos sein.

Herzliche Grüsse von uns allen

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 1)

Schnee, so weit das Auge reicht. Petrus hat wohl den Wunsch unserer beiden Buben gehört, welche unbedingt nochmals schlitteln gehen wollten. Vom Sonnenberg, wo Grossmami und Grosspapi leben, schlittelten die Buben mit der Cousine Richtung Kriens hinunter. Dort trafen wir meine Eltern und die Familie meiner Schwester in einem italienischen Restaurant. Als wir alle schon unser Essen auf dem Tisch hatten, erhielten wir die Nachricht von KLM. Der Flug für den nächsten Tag wurde wegen schlechten Wetterverhältnissen in Amsterdam annulliert.

Der Appetit war uns vergangen und das Verabschieden kam nicht so heraus wie wir es uns gewünscht hatten. Wir stapften also etwas enttäuscht und ratlos durch den Schnee, nach Hause zu Susanne. Sie hat uns nach der Wohnungsabgabe an der Kleinmattstrasse bei sich in Kriens für 2 Wochen aufgenommen und beherbergt. Dafür möchten wir dir liebe Susanne nochmals ganz herzlich danken.

Da das Chaos in Amsterdam herrschte, konnten wir auch niemanden von KLM erreichen. Sie wollten uns zuerst auf den Flug am nächsten Morgen um 7 Uhr umbuchen. Dies wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, da wir für unsere 17 Gepäckstücke keinen Bus zur Verfügung gehabt hätten und schon um 3 Uhr Morgens in Kriens hätten Losfahren müssen.

Wir brachten also unsere Jungs ins Bett und sagten zu ihnen, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass wenn etwas nicht klappt, etwas Besseres auf uns warten würde. Kurz danach erhielten wir die Nachricht, dass wir auf einen Swiss Flug umgebucht wurden, der um 17.30 Uhr nach Amsterdam losfliegen würde. Dankbar und voller Vorfreude machten wir uns ans Fertigpacken. Einen grossen Haken hatte die Umbuchung jedoch. Das Handgepäck bei KLM darf 12 kg betragen, bei Swiss nur 8 kg. Auf 4 Handgepäck macht das also schon 16 kg aus. Ein zusätzlicher Koffer musste kurzfristig her und das Handgepäck umgeräumt werden. Und das alles am Tag der Abreise. Zum Glück kamen uns noch Freunde zu Hilfe und sogar ein Schweizer Gardist ist extra für uns aus Rom angereist. Nicht um uns zu beschützen, sondern um Koffer zu tragen und uns auf den Flughafen zu eskortieren. Vielen, vielen Dank lieber Lukas. Auch ein herzliches Dankeschön an Peter, der mit seinem tollen orangen Mercedesbus unsere 17 Gepäckstücke heil an den Flughafen transportiert hat.

Am Flughafen angekommen, startete das Check-in. Wir hatten zum Glück viele Freunde, die uns mit all dem Bagage und den Kindern zu Hilfe kamen. Wir waren nervös. Hat die Waage bei uns zu Hause korrekt angezeigt? 23 kg in jedem Gepäckstück, ist das Handgepäck nun nur noch 8 kg? Ja, alles hat geklappt und kein Koffer musste geöffnet oder umgeräumt werden. Nach einer gefühlten Stunde Check-in wollten wir also noch das Übergepäck bezahlen. Bei Swiss meinten sie, das müssten wir nicht. Umso besser dachten wir.

Wir verabschiedeten uns herzlich von der grossen Truppe am Flughafen und machten uns auf den Weg zum Gate. Die Sicherheitskontrolle passiert und nun stand ein langer Weg bis zum Gate A84 vor uns. Dort angekommen die Überraschung. Am Bildschirm war mit roter Schrift geschrieben, dass wir per Mail mehr Informationen über unseren Flug erhalten würden. Handy aufgemacht und voller Schreck lesen wir dort wieder… Flug annulliert.

Kurz mit Leo abgesprochen, rannte ich alleine aber mit weiteren anderen Flugpassagerie zum Infoschalter. Diese wiesen uns an, zum Swiss Schalter zu gehen. Dort würden wir auf einen neuen Flug umgebucht. Wir wussten schon, weshalb ich und nicht Leo losrannte. Ich bin ja bekanntlich schnell im Rennen. Dank dem Sprint, war das Anstehen nicht all zu lange, aber hinter mir bildete sich eine riesige Schlange. Der Herr am Schalter, ein aussergewöhnlich schöner Mann, versuchte unseren Flug umzubuchen. Es dauerte wieder gefühlt eine Stunde, da die ganze Umbucherei von KLM zu SWISS mit 17 Gepäckstücken schon nicht zur normalen Tagesordnung gehört. Aber wenigstens hatte ich einen schönen Anblick. Dann die Hiobsbotschaft. Das ganze Gepäck wartet bereits in der Gepäckhalle beim Ausgang zur Abholung. Ein erneutes Check-in sei nötig, da wir wieder auf KLM umgebucht wurden und am nächsten Morgen um 7 Uhr direkt über Amsterdam nach Quito fliegen würden. Zeit hätten wir von 19-20 Uhr um das Check-in vorzunehmen. Es war schon 19.30 Uhr.
Ich stand leicht unter Schock. WIE um Himmelswillen bringen wir nun die 13 Koffern sowie 4 Sperrgebäcken inkl. zwei müden Kindern alleine wieder in den 2. Stock zum Check-in 2? Da half auch das gute Aussehen des Mannes am Schalter nichts mehr…

Teil 2 folgt