Ich bin wütend.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.
Ich bin wütend, weil ich sie retten wollte.
Ich bin wütend, weil ich mich in ihren Schlingen verloren habe.
Ich bin wütend, weil ich mich so klein gemacht habe, um ihnen zu gefallen.
Ich bin wütend, weil ich geglaubt habe, sie wüssten mehr über mich als ich selbst.
Ich bin wütend, weil ich dachte, ich müsse ihnen folgen, um wertvoll zu sein.
Ich bin wütend, weil ich ihnen vertraut habe, als sie mich brauchten, aber mich verliessen, als ich mich selbst fand.
Ich bin wütend, weil ich die Wahrheit gesehen habe: ihr Ego und ihre Flucht vor dem Leben.
Ich bin wütend, weil ich sie nicht retten konnte.
Ich bin wütend,
weil ich realisierte, dass auch ich immer aus dem Leben floh,
indem ich andere retten wollte.
Ich bin wütend,
weil ich meine Aufmerksamkeit nach aussen gegeben habe,
statt sie auf mein eigenes Herz zu richten.
Ich bin wütend, weil ich Menschen auf Podeste gestellt habe
und mich selbst darunter.
Wütend, weil ich mich klein gemacht habe,
um geliebt zu werden,
um dazuzugehören,
um gesehen zu werden.
Ich bin wütend,
denn ich habe erkannt, dass es keine Podeste gibt.
Dass wir alle auf Augenhöhe sind.
Dass niemand höher, heiliger oder besser ist.
Ich bin wütend,
bis ich begriff, dass meine Wut mich nicht zerstört,
sondern mich aufweckt.
Wenn Macht sich zeigt
In mir lebt eine Kraft, die ich lange weggesperrt habe.
Ein Teil, der laut ist, roh, stolz und übermächtig.
Er lacht über die Schwäche, will dominieren, will beweisen:
„Ich bin stark. Ich bin mächtiger als du.“
Lange habe ich mich dafür geschämt.
Doch heute sehe ich:
Dieser Anteil ist die Stimme meiner verletzten Macht.
Sie erinnert mich daran, wo ich mich klein gemacht habe,
wo ich mich geduckt habe, um zu gefallen,
wo ich mich selbst verleugnet habe, um niemanden zu überfordern.
Jetzt darf dieser Anteil gesehen werden
nicht um zu herrschen,
sondern um zu heilen.
Denn wahre Macht entsteht,
wenn ich sie nicht mehr gegen andere richte,
sondern mit meinem Herzen verbinde.
Von der Wut ins Wunder
Und dann …
verwandelt sich die Wut.
Sie wird zu Feuer, das mich nicht mehr verbrennt,
sondern wärmt und transformiert.
Sie wird zur Kraft, die mich heimbringt, zurück in meinen Körper.
Zur Energie, die mich erinnert:
Ich bin Schöpferin meines Lebens.
Ich bin hier, um zu leben, nicht, um zu fliehen.
Ich bin dankbar.
Dankbar für alle Lektionen,
für die hellen und die dunklen Wege,
für die verpassten Chancen
und die ergriffenen.
Dankbar für all die Menschen,
die mich lehren durften,
was ich über mich selbst vergessen hatte.
Dankbar, dass ich jetzt auf dem Boden stehe,
den das Leben mir bereitet hat.
Ich atme. Ich lebe. Ich wähle das Leben.
Ich bin dankbar weil diese Wut mich wach gemacht hat.
Ich wähle mich!
Feuer. Fleisch. Feste und pures Leben.
Irgendwann braucht es kein Schweben mehr.
Kein Reinsein, kein brav sein, keine übertriebene Disziplin, kein Kontrollieren.
Sondern:
Feuer. Fleisch. Bier. Tabak und das pure Leben.
„Wie bitte?!“, höre ich euch schon lachen.
„Hat Isabelle jetzt völlig den Verstand verloren oder hat das Feuer der Wut ein paar Hirnzellen mitverbrannt?“
Vielleicht ein bisschen. Aber nur die, die ich sowieso nicht mehr brauche. 😉
Das Feuer hat mir geholfen, Glaubenssätze, Paradigmen und starre Muster zu transformieren. In der westlichen Welt sind wir oft getrennt. Zwischen dem Geistigen und dem Körperlichen. Gerade in der Schweiz spüre ich, wie stark wir im Sicherheitsdenken, im Kontrollieren und im Planen verhaftet sind.
In der andinen Kosmovision ist alles heilig. Das, was schmeckt und duftet, was uns nährt und manchmal auch schmerzt.
Selbst das Chaos des Lebens gehört dazu.
Hier, mitten im Unperfekten, beginnt die Rückkehr zur Ganzheit.
Wie oben beschrieben habe ich genug lange in der Kontrolle, im Kleinhalten und im Aushalten gelebt.
Meine Botschaft ist: Folgt der Freude und lebt euer Leben ganz und echt!
Feuer: die Kraft der Wandlung. Wenn ich darin stehen bleibe, merke ich, dass ich nicht verbrenne, sondern verwandelt werde. Feuer ist in der andinen Kosmovision das Prinzip von Kawsay also reiner Lebenskraft. Es erinnert uns daran, dass nichts verloren geht, sondern sich alles in Wärme, Licht und neues Leben verwandelt.
In der andinen Kosmovision besteht alles aus Energie, Frequenz und Bewusstsein (Yachay).
Jedes Wesen, jedes Element hat ein eigenes Schwingungsfeld, ein lebendiges „Kawsay“. Wenn wir uns verbinden, entsteht Ayni, der heilige Austausch zwischen Mensch, Natur und Kosmos.
Fleisch: Wir bestehen aus Fleisch und Blut. In der andinen Kosmovision gilt alles als lebendig und heilig, auch das Tier, das uns nährt.
Fleisch wird dort als die dichteste Form der Nahrung gesehen, die uns hilft, im Körper anzukommen, uns zu erden und die Lebenskraft (Kawsay) zu halten.
Wenn Fleisch mit Respekt, Bewusstsein und Dankbarkeit verzehrt wird, dient es der Verkörperung (inCARNAción).
Andine Schamanen arbeiten oft in feinstofflichen Ebenen. Um nach solchen Reisen wieder ganz auf der Erde zu landen, nehmen sie mit grosser Achtsamkeit Fleisch zu sich. Auch als Geste der Rückverbindung mit Pachamama.
In anderen Philosophien hingegen wird bewusst auf Fleisch verzichtet,
um sich energetisch zu verfeinern, den Körper zu reinigen und leichteren Zugang zu spirituellen Ebenen oder zum Göttlichen zu finden.
Beides sind Wege der Bewusstheit. Der eine führt tiefer in den Körper, der andere höher in den Geist.
Bier: Während ich diesen Text schreibe, schlürfe ich in dieser Hitze (endlich ist der Sommer da) genüsslich ein Bier. Das Andenbier ist oft handgebraut, mit Mais (Chicha de Jora) und symbolisiert Gemeinschaft, Dank und Freude.
Auch in Europa wurde Bier ursprünglich von Mönchen gebraut, als heiliges Getränk der Erde, das Körper und Geist nährt.
Es steht für Fülle und Verbindung, für das Teilen von Zeit und Geschichten.
Es hilft, Kontrolle loszulassen, das Leben zu feiern und zu geniessen, ohne sich zu verlieren. Leider wird es heute, wie vieles, nur noch konsumiert. Achtsam und mit Genuss, ist es die goldene Flüssigkeit der Sonne, die Wärmt.
Tabak: Der reine Tabak, auch Mapacho genannt, hat keine Zusatzstoffe und hilft, zu reinigen, im innen und aussen. Er klärt Hucha, also schwere Energien, und reinigt auch den Körper. Der Abuelo Tabak begleitet mich schon länger auf meinem Weg, auch in der Impulswelt und wirkt sogar Online über den Kontinent hinweg. Er erinnert mich an Demut, männliche Kraft und Schutz, Klarheit, Präsenz und vieles mehr.
Für mich, die unbewusst immer aus dem Leben fliegen wollte, ist die verkörperte andine Kosmovision genau das richtige. Körper, Erde, Freude und Bewusst-Sein!
Auch dir wünsche ich:
Folge der Freude!
lache!
tirnke!
liebe!
nicht im Rausch, sondern in der heiligen Präsenz.
Wahre Erdung geschieht nicht im Kopf,
sondern in der Berührung, im sehen der Geschenke des Lebens,
im gemeinsamen Mahl,
am Feuer oder dem Bier, das wir teilen.
Dort beginnt das Leben und ich entscheide mich bewusst dafür!

Isabelle Alvarado – Wut-Wunder-Brückenbauerin
alvawelt.ch | Impulswelt | Ecuador & Schweiz















































