Wir sind von der Aussenwelt abgeschnitten

Ich hielt meine Katze Guadalupe ganz fest in meinem Arm. Für einmal durfte sie bei mir im Bett liegen, denn zum 3. Mal in Folge hat sie ihre Kitten verloren. Ich fühlte, dass sie ganz viel Nähe brauchte und ihr die Berührung und das Kraulen am Bauch sehr guttat. Ich war in Gedanken bei ihr und die ganze Nacht hellwach. Intensiver Regen prasselte aufs Dach. Dann fing es an zu schütten, wie so oft in den letzten Tagen. Diesmal hörte der Regen aber nicht auf.

Um 3 Uhr morgens ging ich zum Handy und sah, wie in unserem Dorfchat “Chat de Seguridad” Bilder gepostet wurden. Die Hauptstrasse wurde überflutet. Um 4 Uhr fiel der Strom aus, immer mehr Bilder wurden mit Schäden von Wasser und Schlamm veröffentlicht. Ich sah, dass das Gasthaus von Lastenias Arbeitsort inkl. Schwimmbad überflutet war. Dort war eine Fischzucht, Lastenias Hühner und Enten. Ich weckte Leo auf, aber der meinte, es sei schon oft passiert, dass die Strasse überschwemmt wurde. Er kehrte sich um und schlief weiter.

Im Morgengrauen wurde deutlich, dass es nicht wie immer war. Am 16.6 um ca. 10 Uhr passierte die Tragödie. In unserem Nachbardorf Rio Verde kam eine gewaltige Schlammlawine herunter. Sie verdeckte Häuser, Strassen und riss bis jetzt 14 Menschen in den Tod. Duzende Verletzte und weitere Vermisste sind zu beklagen.
Ein Bekannter von Leo hat genau an der Stelle wo die Schlammlawine herunter donnerte ein Fitnessstudio. Er war gerade am Wochenende auf einem Fitness-Wettbewerb als er auf der Rückreise nur noch die toten Körper seiner gesamten Familie, seiner Frau, seinem Kind und seien Eltern sowie Geschwister aus dem Schlamm ziehen konnte. Auch von seinem Gym ist nichts mehr übrig. Viele Familien haben ihr Haus, Hab und Gut verloren. Es wird Essen, Wasser, Decken, Kleider usw. für die Unglücksregionen gesammelt.

Es ist nicht nur eine Schlammlawine, sondern ganz viele verschiedene Rutschungen sind auf der gesamten Länge der Durchgangsstrasse Baños- Puyo heruntergekommen. Die Strasse war seit Sonntag komplett gesperrt. Diverse Brücken, Strassen und Häuser sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es ist noch unklar, wie lange die Strasse gesperrt bleibt. Ab gestern konnten wenigstens vereinzelt Motorräder zirkulieren und heute mit einem Spezialfahrschein 4×4 Autos durchgelassen werden. Sogleich kam wieder eine neue Meldung, dass die Strecke auf unbestimmte Zeit wieder gesperrt sei.

Die liebe Doña Ceci, welche den Dorfladen betreibt, hat mir gestern mitgeteilt, dass sie noch für ca. 4 Tage an Vorrat hat. Bei ihr ist der Parkplatz und eine Mauer eingestürzt. All ihre Kanarienvögel wurden von der einstürzenden Mauer erdrückt. Ihr wunderschöner Garten ist von Schlamm überdeckt. Ihre Aussichtsplattform zusammengefallen. Sie stand immer noch unter Schock, als sie uns von all dem erzählte. Trotz allem schaut Doña Ceci zuversichtlich in die Zukunft. Sie ist dankbar, dass bei uns im Dorf kein Menschenleben zu beklagen ist. Weiter arbeiten, neu Aufbauen ist ihre Devise.

Unsere Dorfbäckerei wurde geflutet, die Besitzer mussten kiloweise Mehl vernichten. Einer ihrer Ofen funktioniert nicht mehr, weil der Schlamm knietief in ihrer Bäckerei stand. Das ganze Dorf lebt vom Durchgangsverkehr und Tourismus. Wir standen bei der Fruchtverkäuferin, welche ganz viel Glück hatte. Die Schlammwelle die von der Kanalisation hochschoss verfehlte ihr Haus und ihren Fruchtstand nur knapp. Sie meinte, dass sie 3 Kredite offen hätte. Sie lebt vom Verkauf der Früchte. Weil nun niemand ins Dorf fährt, hat sie auch keine Einnahmen. Hier haben die Leute keine Versicherungen, dafür umso mehr Schulden auf der Bank.

Wir sind mit so viel Glück gesegnet. In und um unser Haus ist nichts passiert. Leo hat in weiser Voraussicht Dränagenleitungen und Abflusskanäle für das viele Wasser ums Haus gebaut. Auch ist das Risiko von Rutschungen betroffen zu sein an unserem Standort gering. Vom Fluss Pastaza haben wir genügen Distanz und wohnen Erhöht.

Das Wetter spielt auch hier verrückt. Aber die Menschen stehen auf und machen weiter. Bewundernswert.

Falls ihr die Menschen in der Region mit dem nötigsten unterstützen wollt, dann könnt ihr gerne eine Spende auf mein TWINT Konto oder mein CH-Konto CH51 0900 0000 1623 5123 2 tätigen. Ich werde euch ganz genau informieren, wohin und wofür die Spenden gehen. Sei es auch nur, damit der Bäcker wieder seine Mehlsäcke kaufen kann oder eben für die Menschen, die ihr Zuhause verlassen müssen.

Wir halten euch auf dem Laufenden.

Liebe Grüsse
Familie Alvarado

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  1. Hier Seht ihr die Strecke zwischen Baños- Puyo mit dem Helikopter. Die Schäden sind enorm. ↩︎

Besuch bei den Shuars und hoher Besuch bei uns zu Hause (Teil 1)

Bekannt geworden ist das Indigene Volk der Shuars, für die Schrumpfköpfe, Tsantsas genannt. Den feindlichen Krieger köpften sie und schrumpften sein Haupt in einem aufwändigen Verfahren. Sie nähten die Ohren, Augen und den Mund zu, damit die Seele nicht entweichen und sie somit die Kontrolle über den Feind erlangen konnten. Sie glauben nämlich an Wiedergeburt.

Bei unserem Besuch wurden keine Köpfe sondern nur noch Bananen gekocht. Ana, die Grossmutter von Yesenia, meiner Schwägerin, bereitet auf dem Feuer die kleinen Bananen vor. Sie läuft noch Barfuss und hat gerade mal 10 Kinder in ihrem Haus und ohne Hilfe einer Hebamme oder sonstigen medizinischen Hilfsmittel auf die Welt gebracht. Auch all ihre Töchter haben zu Hause ihre Kinder geboren.

Es gibt keine Elektrizität und da sie fast kein Geld haben gibt es auch keine Wasserleitung zum Haus. Das Wasser welches aus dem Fluss geholt wird, wird in einem Plastiktank gelagert. Dieses Wasser ist zum Kochen und für den Abwasch gedacht aber die Kinder benutzen es auch um ihre klebrigen und Erdigen Hände zu waschen oder sich gegenseitig nass zu spritzen. Mit diesem besagten Wasser wird auch das berühmt, berüchtigte «Andenbier» oder «Spuckebier» gebraut. Der Maniok wird im Mund gekaut, mit ganz viel Speichel vermischt und dann ohne Speichel ausgespuckt. Daraus entsteht ein fermentierter Brei. Dieser Brei der «Chicha» genannt wird, verleite den Shuars noch mehr Stärke und lässt den Hunger verschwinden. Es ist eine Sünde, wenn man dieses «Spuckebier» bei einem Besuch der Shuars ablehnt. Mir ist es ehrlich gesagt lieber eine Süde zu begehen als in diesem Erdenleben wegen eines Getränks im Spital zu landen. Mein Schwager hatte letztes Mal nach dem einnehmen des Getränks tagelang Bauchkrämpfe und einen richtig schlimm aufgeblähten Magen. Also, lassen wir das mit dem Spuckebier lieber sein und hoffen wir darauf, dass uns diese Sünde verziehen wird und auch in der Hölle keine Köpfe mehr geschrumpft werden.

Rafico, der Grossvater von Yesenia meinte zu mir, dass er sich reich fühlte, denn sie lebten Gesund, noch in einer Welt ohne Pflanzenschutzmittel und Chemie. Sie hätten viel Land um ihre Früchte und das Gemüse anzupflanzen und im Fluss gibt es reichlich Fische. Früher seien die Shuars nie krank geworden. Heute, wo Zucker, Salz und Chemie unseren Alltag beherrschen werden auch sie krank. Der Grossvater ist mir sehr sympathisch und scheint viel Urwissen zu besitzen. Von Yesenia weiss ich, dass er auch Geschichtenerzähler ist. Als sie klein war, erzählte sie mir, dass die Arbeiter vom Feld kamen und dann gab es am Feuer eine grosse Versammlung. Der Grossvater erzählte, wie das Feuer zu den Menschen kam, wie Gott die Welt schuf usw. Diese Themen interessierten mich natürlich viel Mehr als das Andenbier das auch durch die Fermentierung einen leichten Rausch geben kann. Die Shaurs haben auch eine grosse Tradition mit Ayahuasca. Dieses halluzinogene Getränk verwenden sie um Visionen zu sehen, um zu heilen, um zu erkennen wer die zukünftige Ehefrau sein wird und sie sehen im vorhinein, welchen Feind sie besiegen müssen. Je nach grösse des Landbesitzes darf ein Mann bei den Shuars bis zu 5 Ehefrauen haben. Die Versorgung der vielen Kindern muss aber durch deren Landbesitz gewährleistet sein.

Die Familie von Yesenia, hat kein Badezimmer. Es gibt ein WC Häuschen 5min vom Wohnhaus entfernt, welches auch eine Dusche beinhaltet. Dieses Häuschen wird mit den Nachbarn ringsherum geteilt. Als ich da mal für kleine Mädchen musste, sah ich ein Primarschulheft, dass dort als Klopapier benutzt wurde. War ich schockiert? Ja! Aber ich weiss, dass dies vor 60-70 Jahren in der Schweiz auch eine Realität war. Schon verrückt wo wir heute in der Schweiz stehen und wie es vor ein paar Jahren noch ähnlich aussah wie in Teilen Ecuadors.

Ein weiterer Schockmoment war, als ein Shuar zu uns gerannt kam und mitgeteilt hat, dass drei Kinder auf einem Motorrad in ein Taxi geprallt war. Leider kam der Nachbarssohn dabei ums Leben. Alle Shuar Frauen versammelten sich um das Handy des Mannes und schauten entsetzt auf das Bild mit der Mutter und ihrem toten Sohn in ihren Armen. Keine von den Frauen hatte nur eine Träne in den Augen. Mir flossen natürlich die Tränen nur so herunter. Es berührte und bewegte mich zu tiefst. Die Shuars sind dafür bekannt, dass sie keine Gefühle zeigen. Sie haben wirklich auch ein hartes Leben und man sieht ihnen das Kriegerblut deutlich an.

Warum sind wir überhaupt zu Besuch bei den Shuars? Da wir ja ausgewandert sind, interessiert mich natürlich diese Fülle der verschiedenen Kulturen in diesem vielfältigen Land. Eines dieser Kulturen hautnah kennen zu lernen und «Familie» zu sein ist einfach enorm spannend und auch für unsere Kinder wichtig. Wie ihr ja wisst, sind Leo und ich auch Geschichtenerzähler. Die Geschichten der Familie von Yesenia, möchte ich gerne niederschreiben und so dafür sorgen dass Etsa, der Sohn von Yesenia und meinem Schwager, die Kultur und Geschichte weitertragen kann, denn das Wissen und die Weisheit des Grossvaters wird nach seinem Tod sehr wahrscheinlich vergessen gehen.

Ja, wir haben auch ganz viele Geschichten zu erzählen. Nur an einem Tag auf «Besuch» könnten wir schon einen halben Roman niederschreiben. Ecuador bedeutet für mich das pure Leben erleben in seinen Tiefen und Höhen. Wir sind nun schon 6 Monate ausgewandert und die Flut an erlebten ist enorm. Daher wusste ich auch gar nicht mit was ich in meinem weiteren Blog starten sollte und sah vor lauter Bäume den Wald nicht mehr. Die liebe Madeleine hat mich aber dazu animiert, wieder drauf los zu schreiben und so entstand dank ihr dieser neue Text für euch.

Im zweiten Teil erfahrt ihr dann dass wir nicht nur auf Besuch waren, sondern eben auch hohen Besuch empfangen durften.

Ich hoffe euch geht es allen gut und wir senden herzlichste Grüsse zu euch allen!

Grossmutter Ana beim Bananenkochen
Das Haus von Grossvater Rafico
So sieht es im Innern des Hauses aus. Ein Bett ohne Matratze, für en tüüfe gsunde Schlaf.
Ein weiteres Haus mit Amaru und dem magersten Hund, den ich je gesehen habe. Die Tiere hier sind wirklich stark unterernährt.
Die Shuars haben viele Kinder
Schuhe, nein danke! Wunderbar geerdete Füsse von Ana

Ankunft im neuen Leben – Tierisch viel los

Bereits am nächsten Morgen unserer Ankunft im neuen Leben erhielten wir Zuwachs. Nein, ich war nicht heimlich schwanger, sondern ein Fellfreund machte unser Familienglück fast komplett.
Von der Tierschutzorganisation Unidog Baños bekamen wir einen Anruf, dass ein kleines Büsi zur Adoption freigegeben wurde. Kurzentschlossen fuhren wir zu der besagten, kleinen zitternden Katze und wir alle verliebten uns auf Anhieb in Minou, welche etwas mehr als 2 Monate alt war. Wir bemerkten gleich, dass sie nicht so reibungslos läuft und dass ihr Schwanz sichtlich gebrochen war. Die Hüften schienen dasselbe Problem zu haben. Aber jetzt weiss ich endlich, warum es „Catwalk“ heisst. Minou hat durch ihre Blessuren einen sehr eigenen und speziellen „Catwalk“. Schon nach ein paar Stunden gewöhnte sie sich an unsere wilden Buben und wir bemerkten, wie dankbar sie war, an so einem sicheren und geborgenen Ort sein zu können. Das Büsi gehört offiziell Inti. Er hat sich schon lange 4! Katze gewünscht. Er besass bereits seit Januar 2023 in Rio Negro eine Katze namens Guadeloupe. Vor einem Jahr war sie noch ganz klein. Bei der Ankunft erkannte sie uns leider nicht mehr. Sie lebt hauptsächlich draussen und kommt nur für Futter zu uns.

Plötzlich bemerkten wir das Guadeloupe das erste Mal rollig war. Wir wollten natürlich keinen weiteren Nachwuchs, geschweige denn 4 Katzen. Wir sperrten sie in einen Katzenkäfig ein, den wir damals für Minou gekauft hatten und stellten sie mit Futter und Wasser in die Abstellkammer bis der Tierarzt am nächsten Tag kommen könnte, um ihr ein Verhütungsmittel zu Spritzen. Am nächsten Morgen war es verdächtig ruhig. Nur die Grillen zirpten draussen… Als wir die Kammer öffneten, sahen wir, dass die Katze sich durch den Katzenkäfig (der hauptsächlich aus Schaumstoff und Plastik besteht) durchgefressen hatte und aus dem offenen Fenster geflohen war. Wir hofften dennoch, dass der Tierarzt vor dem Kater da sein würde. Wir entdeckten sie im zweiten Stock unseres Hauses. Die Rolligkeit war nach der Spritze vorbei und wir wollten sie bei der nächsten Gelegenheit kastrieren. Hier in Ecuador sind die vielen Haus- und Strassentiere ein riesengrosses Problem. Auch das Filmen für Dominic und Regina vom SRF war eine grosse Herausforderung. Nicht wegen der beissenden Hunde, sondern, weil es überall Hundedreck auf den Strassen und Trottoirs gibt. Nicht ein Spiessruten-, sondern ein Hundedreck-Ausweichlauf stand auf dem Filmprogramm. Hoffentlich bekommen wir bald eine Eingebung, wie wir Hundedreck in Gold umwandeln können. So wäre dieses eklige Problem bald beseitigt und wir hätten unsere Kasse gefüllt.

Zurück zur rolligen Katze. Nach der Spritze, dachten wir, dass die Gefahr für ein paar Wochen gebannt ist und wir die beiden Katzen gemeinsam zur Kastration bringen würden. Natürlich falsch gedacht. Guadeloupe war nach gefühlt einer Woche schon wieder rollig und dieses Mal sass der Kater friedlich neben ihr. Ohalätz in etwas mehr als 2 Monaten werden wir sehen, ob Intis Wunsch von 4 Katzen nun doch in Erfüllung geht… Auf jeden Fall ist unsere kleine Minou eine richtige Schmusekatze und bereichert unser Leben sehr und wir sind offen für das was noch auf uns zu kommen mag.

Ein weiterer Fellfreund macht unser Familienglück seit 2 Wochen richtig komplett. In der Schweiz hatte ich eine Vision, dass ein schwarzer junger Hund, den wir auf der Strasse Richtung Puyo entdecken würden, auf uns wartet. Diese Vision ist inzwischen Realität geworden und unser junger Strassenhund Oliver ist seit der Stunde 0 nicht nur ein guter Wachhund, sondern auch ein toller Spielfreund für unsere Katze Minou. Die zwei sind den ganzen Tag am Herumtollen und teilen sich nicht nur den Fressnapf sondern auch die neu gebaute Hundehütte zusammen. Hier auf dem Land sind unsere Tiere frei und scheinen in dem saftigen Grün der Landschaft glücklich zu sein.
Ein weiteres Tier, nicht mit Fell, sondern mit Federn, wurde uns geschenkt. Nach einem meiner Besuche beim Schwiegervater stapfte ich also mit meinen hellgelben Stiefeln und einem Huhn unter dem Armen zu unserem Haus zurück. Zu Recht intervenierte Leo, denn wir hätten ja noch keinen Hühnerstall. Also brachte ich das schöne Huhn kurzerhand wieder zu meinem Schwiegervater zurück. Letzthin bei einem Restaurantbesuch im Dorf, wollte mir die Köchin auch gleich ein paar Hühner schenken. Ich denke, das ist hier ein originelles, übliches Geschenk. Wenn wir dann den Hühnerstall gebaut haben, freue ich mich auf meine neuen Tiere. Hühner finde ich nämlich auch ganz interessant. Dann wirds sicherlich so bunt wie bei der Geschichte mit Findus und Petterson. Minou ist nämlich vom Charakter her schon sehr ähnlich wie Findus :).

Wenn ihr bedenkt, wie unsere Abreise war, dann könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie viel wir nur im ersten Monat in unserem neuen Leben erlebt haben. Eins unserer «Abenteuer» war, dass sich Amaru leider alleine in unserem Haus eingesperrt hatte, so dass wir das Glas unserer Haupttüre einschlagen mussten. Wir waren also diesmal die eigenen Einbrecher. Das verrückte ist ja, dass hier alle Fenster vergittert sind und somit niemand rein oder raus kann – ausser die rollige Katze natürlich… Auch der Autokauf verlief nicht reibungslos. Wegen verdacht auf Geldwäscherei wurde das Geld ohne unser Wissen nicht auf eine ecuadorianische Bank überwiesen. Wir verzweifelten fast. Das spannende daran ist, dass wir nun gesehen haben, dass das Geld zuerst über Amerika nach Ecuador geleitet wird. Na ja, nur dank meiner lieben Schwester, welche direkt auf die Schweizer Bank gegangen ist, haben wir nun unser aller, aller erstes Auto vor unserer Haustüre stehen. Es ist ein weisser kleiner Chevrolet Pickup. Nochmals herzlichen Dank liebe Caroline für deine grosse Unterstützung. Dieses neue Gefährt beschert uns ungewohnte Freiheit und viele neue (Arbeits-)Möglichkeiten.

Die Dreharbeiten mit dem SRF waren nicht nur aufregend und anstrengend wegen der vielen Hundekacke sondern auch emotional, da ja der ganze Stress der Abreise und des Loslassens, noch auf mir lastete. Vor der Kamera war ich oft am Weinen. Vor Freude, vor Erleichterung, vor Erschöpfung. Regina fragte mich dann, weshalb ich so viele Tränen vergiessen würde und ich meinte, dass es so überwältigend wäre, dass ich nun meinen grossen Traum, den ich damals vor 20 Jahren im Geografieunterricht geträumt hatte, leben darf! Auch eine Trauer war da, denn ich weiss, dass ganz viele Menschen ihre Träume nicht leben können oder den Mut dazu nicht finden.

Loslassen, Freiheit pur, komplettes Familien- und Tierglück sowie viel Natur und Arbeit im und ums Haus, das ist das Fazit des ersten Monats in Ecuador. Wir fühlen uns sehr wohl und zu Hause.

Im nächsten Blog erzähle ich euch gerne über den Schulstart von Inti, über die verschiedenen Schuluniformen, die vielen Hausaufgaben, Schulprinzessinnen, von speziellen Weihnachtsbäumen und ecuadorianischen Weihnachtstraditionen.

Wir hoffen, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet und wir wünschen euch, dass auch ihr im 2024 eure Träume lebt!

Alles Gute
Familie Alvarado

Die (Ab-) Reise meines Lebens (Teil 1)

Schnee, so weit das Auge reicht. Petrus hat wohl den Wunsch unserer beiden Buben gehört, welche unbedingt nochmals schlitteln gehen wollten. Vom Sonnenberg, wo Grossmami und Grosspapi leben, schlittelten die Buben mit der Cousine Richtung Kriens hinunter. Dort trafen wir meine Eltern und die Familie meiner Schwester in einem italienischen Restaurant. Als wir alle schon unser Essen auf dem Tisch hatten, erhielten wir die Nachricht von KLM. Der Flug für den nächsten Tag wurde wegen schlechten Wetterverhältnissen in Amsterdam annulliert.

Der Appetit war uns vergangen und das Verabschieden kam nicht so heraus wie wir es uns gewünscht hatten. Wir stapften also etwas enttäuscht und ratlos durch den Schnee, nach Hause zu Susanne. Sie hat uns nach der Wohnungsabgabe an der Kleinmattstrasse bei sich in Kriens für 2 Wochen aufgenommen und beherbergt. Dafür möchten wir dir liebe Susanne nochmals ganz herzlich danken.

Da das Chaos in Amsterdam herrschte, konnten wir auch niemanden von KLM erreichen. Sie wollten uns zuerst auf den Flug am nächsten Morgen um 7 Uhr umbuchen. Dies wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, da wir für unsere 17 Gepäckstücke keinen Bus zur Verfügung gehabt hätten und schon um 3 Uhr Morgens in Kriens hätten Losfahren müssen.

Wir brachten also unsere Jungs ins Bett und sagten zu ihnen, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass wenn etwas nicht klappt, etwas Besseres auf uns warten würde. Kurz danach erhielten wir die Nachricht, dass wir auf einen Swiss Flug umgebucht wurden, der um 17.30 Uhr nach Amsterdam losfliegen würde. Dankbar und voller Vorfreude machten wir uns ans Fertigpacken. Einen grossen Haken hatte die Umbuchung jedoch. Das Handgepäck bei KLM darf 12 kg betragen, bei Swiss nur 8 kg. Auf 4 Handgepäck macht das also schon 16 kg aus. Ein zusätzlicher Koffer musste kurzfristig her und das Handgepäck umgeräumt werden. Und das alles am Tag der Abreise. Zum Glück kamen uns noch Freunde zu Hilfe und sogar ein Schweizer Gardist ist extra für uns aus Rom angereist. Nicht um uns zu beschützen, sondern um Koffer zu tragen und uns auf den Flughafen zu eskortieren. Vielen, vielen Dank lieber Lukas. Auch ein herzliches Dankeschön an Peter, der mit seinem tollen orangen Mercedesbus unsere 17 Gepäckstücke heil an den Flughafen transportiert hat.

Am Flughafen angekommen, startete das Check-in. Wir hatten zum Glück viele Freunde, die uns mit all dem Bagage und den Kindern zu Hilfe kamen. Wir waren nervös. Hat die Waage bei uns zu Hause korrekt angezeigt? 23 kg in jedem Gepäckstück, ist das Handgepäck nun nur noch 8 kg? Ja, alles hat geklappt und kein Koffer musste geöffnet oder umgeräumt werden. Nach einer gefühlten Stunde Check-in wollten wir also noch das Übergepäck bezahlen. Bei Swiss meinten sie, das müssten wir nicht. Umso besser dachten wir.

Wir verabschiedeten uns herzlich von der grossen Truppe am Flughafen und machten uns auf den Weg zum Gate. Die Sicherheitskontrolle passiert und nun stand ein langer Weg bis zum Gate A84 vor uns. Dort angekommen die Überraschung. Am Bildschirm war mit roter Schrift geschrieben, dass wir per Mail mehr Informationen über unseren Flug erhalten würden. Handy aufgemacht und voller Schreck lesen wir dort wieder… Flug annulliert.

Kurz mit Leo abgesprochen, rannte ich alleine aber mit weiteren anderen Flugpassagerie zum Infoschalter. Diese wiesen uns an, zum Swiss Schalter zu gehen. Dort würden wir auf einen neuen Flug umgebucht. Wir wussten schon, weshalb ich und nicht Leo losrannte. Ich bin ja bekanntlich schnell im Rennen. Dank dem Sprint, war das Anstehen nicht all zu lange, aber hinter mir bildete sich eine riesige Schlange. Der Herr am Schalter, ein aussergewöhnlich schöner Mann, versuchte unseren Flug umzubuchen. Es dauerte wieder gefühlt eine Stunde, da die ganze Umbucherei von KLM zu SWISS mit 17 Gepäckstücken schon nicht zur normalen Tagesordnung gehört. Aber wenigstens hatte ich einen schönen Anblick. Dann die Hiobsbotschaft. Das ganze Gepäck wartet bereits in der Gepäckhalle beim Ausgang zur Abholung. Ein erneutes Check-in sei nötig, da wir wieder auf KLM umgebucht wurden und am nächsten Morgen um 7 Uhr direkt über Amsterdam nach Quito fliegen würden. Zeit hätten wir von 19-20 Uhr um das Check-in vorzunehmen. Es war schon 19.30 Uhr.
Ich stand leicht unter Schock. WIE um Himmelswillen bringen wir nun die 13 Koffern sowie 4 Sperrgebäcken inkl. zwei müden Kindern alleine wieder in den 2. Stock zum Check-in 2? Da half auch das gute Aussehen des Mannes am Schalter nichts mehr…

Teil 2 folgt

Auf und davon

Noch 10 Wochen, dann geht’s definitiv mit «Auf und davon», auf und davon. Das SRF wird uns tatsächlich auf unserer Auswanderung nach Ecuador begleiten. Wir sind schon sehr gespannt auf dieses unbekannte Abenteuer.

Am 4.11.2023 wollen wir mit euch (und ein bisschen mit SRF) in Luzern unseren Abschied fröhlich zusammen feiern. Jeder, der kommen möchte, ist herzlich eingeladen. Bringt euer Talent für Gesang, Theater, Magie, Spiele, Musik oder ähnliches mit. Es soll nicht geweint, sondern das Leben gefeiert werden.

Weiter bitten wir euch von Abschiedsgeschenken abzusehen. Wir haben ja nur 12 Koffer, die wir nach Übersee mitnehmen. Davon sind bereits 5 rappelvoll gefüllt. 
Dieses mal drehen wir den Spiess um. Jeder, der kommt, darf etwas mit nach Hause nehmen. Z.B. unsere Spiegel, den Brotkorb, den Mixer, einen Früchtekorb, Weingläser, Spielsachen, Schüsseln, das Kinderbuch von Leo usw.
Falls ihr uns doch etwas zum Abschied mitgeben möchtet, dann könnt ihr gerne eine Spende an den zukünftigen Spielplatz für unsere Kinder oder eine finanzielle Unterstützung an ein anderes unserer vielen Projekte beitragen. Wichtig ist uns, dass ihr mit vollen Mägen, vollen Herzen und vollen Händen nach Hause geht.

Für Essen und Getränke ist gesorgt.

Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen via E-Mail unter i.alvawelt@gmail.com und natürlich auf kreative Beiträge von euch.

Bitte gebt uns bis zum 28. Oktober 2023 bescheid, ob ihr kommen könnt. Weitere Infos bezüglich Ort, Zeit usw. erhaltet ihr nach der Anmeldung.

Also, lasst uns das Leben feiern ! Hasta pronto

In Vorfreude,
Familie Alvarado

Eine zärtlich, warme Sommerbrise

Begleitet von zwei Engels-Hebammen, von Herzen willkommen geheissen und umsorgt wie eine zärtlich, warme Sommerbrise. So war deine Ankunft auf dieser Erde du wunderbarer kleiner Magier.

Worte die Susi im Video, einen Tag nach deiner Ankunft, an dich richtete:

So mutig bist du, lieber Amaru. Wir gratulieren dir, wir segnen dich. Die Sterne am Himmel erleuchten immer deinen Weg. Dort wo du hinlaufen möchtest, erreichst du das Ziel. An diesen Orten stehen für dich nicht nur die Türen offen, sondern auch deren Herzen.

Die Sterne am Himmel mögen deinen Weg immer erleuchten, auch für deine Familie. Dein Wort soll Heilung sein, zuerst für dich und dann für deine liebe Familie sowie deine Gemeinschaft.

Du bist der Samen, die Essenz der Menschheit. Gesegnet seist du, vergiss das nie. Alle deine Wege stehen offen für dich, immer.

Der 2. Teil des Potcast auf Earthside ist nun auch online. Viel spass beim reinhören

Eine zärtlich, warme Sommerbrise (youtube.com)

Die reichsten Menschen der Welt

Wie die reichsten Menschen der Welt, so fühlten wir uns bei unserer Heimkehr. Nicht nur besassen wir ein Haus mit Garten und wunderbarer Aussicht, sondern wir waren sogar stolze Besitzer eines weissen Mercedes Benz. Nein – Spass bei Seite. Den Mercedes durfte Inti für einen Tag von der gegenüberliegenden Nachbarin ausleihen. Aber es ist schon ein krasser Kontrast zu den wenigen selbstgemachten Spielsachen aus Ecuador, hin zur Fülle an Spielsachen und unzähligen Büchern. Inti hatte gefühlte 1000x unsere 6 mitgebrachten Bücher aus der Schweiz durchgelesen. Im Haus unserer Freunde in Eschenbach fand er sich aber im Kinderbuchparadies wieder. Er konnte sich nicht satt sehen. Stundenlang bestaunte er die kreativen und tollen Bilderbücher.

Ja, wir wurden herzlich und warm willkommen geheissen. Echte, liebevolle, herzliche, grosszügige, hilfsbereite Menschen umgeben uns hier und wir können unseren «Reichtum» an tollen Menschen um uns und unser Glück kaum fassen. Nora und Mättu überliessen uns ihr Haus, ihren Garten und den Vorratskeller. Wir durften uns wie zu Hause fühlen und das taten wir auch. Wir danken euch von ganzem Herzen für euer Vertrauen in uns und für eure Freundschaft und die unglaubliche Grosszügigkeit.

Als wir am Sonntag 13.09.2020 nach der Quarantänezeit, in die «Freiheit» entlassen wurden, holte uns mein Vater ab. Meine Eltern hatten eine grosse Überraschung für uns geplant. Unsere Wohnung war schon wieder komplett eingerichtet. Die Betten bezogen und das Wohnzimmer in ein wunderschönes Spielzimmer umgewandelt. Sogar neue Möbel standen für die Spielsachen bereit. Wahnsinn. Was für eine liebe Geste. Meine Mutter hatte auch schon ein grosses Frühstücksbuffet vorbereitet. Feinen selbstgemachten Zopf, selbstgemachter Konfitüre, feinem Käse, Fruchtsalat mit Früchten aus der Region usw. standen auf dem Tisch. Nochmal ein grosses, grosses Dankeschön an meine lieben Eltern für diese gelungene und tolle Willkommens-Überraschung.

Kurz aus dem Fenster geschaut, erblickten wir ein grosses ans Fenster geklebte Willkommensplakat unserer Nachbarn. Auch diese Überraschung war geglückt. Vielen Dank liebe Anna und lieber Stefan.

Auch alle weiteren Begegnungen und Willkommensgrüsse und Überraschungen waren wunderschön und wir versanken in tiefer Dankbarkeit. Dankbar für so viele unzählige liebe Menschen in unserem Leben. Dankbar für all die Liebe, Hilfe und Unterstützung, welche wir erfahren durften. Dankbar, wieder in der Schweiz zu sein und immer noch eine Arbeitsstelle zu haben. Leo und ich durften zu unseren Arbeitgebern zurück. Absolut keine Selbstverständlichkeit. Leo hat gleich nach der Quarantäne am 14. September wieder als Zimmermann gestartet und ich hatte am Mittwoch 23.9 meinen ersten Halbtag bei der ilu AG. Über 10 Monate haben unsere Chefs auf uns gewartet und die Stelle frei behalten. In welchem Land ist dies sonst noch möglich? Ausserdem wurde ich mit Blumen und einem grosszügigen Geburtsgeschenk für Amaru im Büro überrascht. Ich kann nicht genug betonen, wie viel Glück wir haben und wie dankbar wir sind.

Aber natürlich hatten wir auch einen Kulturschock. Als wir das 1x auf die Strasse gingen, meinten wir mit Schrecken, dass wir die Schutzmasken vergessen hätten. Dann realisierten wir, dass wir ja in der Schweiz sind und diese nur v.a. im ÖV benützen müssen. Überglücklich liefen wir tief durchatmen durch die Stadt. Dann kam der Moment für Inti als er das 1.x seit über 6 Monaten wieder auf einen Spielplatz konnte. In Ecuador waren diese ja seit dem Beginn der Pandemie durchgehend geschlossen. Die vielen Kinder waren ihm zu viel. Wir waren ja Zeitweise wirklich alleine und er hatte über viele Monate keinen Kontakt zu anderen Kindern. Er klammerte sich nur an mein Bein und schaute den spielenden Kindern zu. Nicht nur die Jungs waren von den vielen neuen Eindrücken überfordert, sondern auch wir. Nur schon in die blitze blanke Migros rein zu spazieren und diese unzähligen Möglichkeiten an Produkten und das perfekt aussehende Gemüse und die Früchte zu sehen, überwältigten mich. Wo bleibt denn da noch das natürliche? Die Schweiz erschien uns extrem steril, leise und sauber.

Auch das Einschlafen klappte nicht mehr so toll wie vorher. Da musste eine Lösung her. Die Nacht bei uns im Quartier ist extrem ruhig. Also lassen wir ab jetzt immer unsere Aufnahme der Nachtgeräusche aus Ecuador laufen und so lässt es sich «lebendiger» schlafen. Sehr viele Veränderungen prasselten in kurzer Zeit auf uns hinein. Wir müssen etwas geduldiger sein mit uns, und hoffen, dass sich unser Familienleben dann schon irgendwann einpendelt.

Ich bin froh, verstehen viele unsere Überforderung, auch mit einem Kleinkind und einem Baby. Und auch da möchte ich nochmals betonen. Wir sind die reichsten Menschen der Welt. So viele liebe Freunde, Bekannte und meine Familie unterstützen uns wo es geht. Danke, dass ihr alle unser Leben mit eurer Anwesenheit so reich beschenkt.

Und nun wollt ihr sicher noch wissen, wann wir wieder nach Ecuador reisen? Wir durften wunderbare, abenteuerliche 10 Monate in Ecuador verbringen. Leider war der Aufenthalt für Inti nicht immer ganz einfach. Auch weil es im Dorf und wegen Covid-19 keinen Austausch mit Kindern gibt und gab. Wir haben gemerkt, dass die Ecuadorianer sehr kinderfreundlich sind, aber die Kinder nicht gefördert werden. Das breite und grosse Angebot, welches die Schweiz für unsere Kinder bietet ist einfach überwältigend. Daher ist für uns jetzt klar, dass solange unsere Kinder in die Schule gehen, das Thema Auswandern in den Hintergrund gerückt ist. Aber wer weiss was die Zukunft bringt?

Wir geniessen es nun wieder hier zu sein und unsere kleinen und grossen Projekte Schritt für Schritt zu verwirklichen.

Wir hoffen, viele von euch bald wieder anzutreffen und wünschen euch einen farbenfrohen Herbst

Ei,ei,ei Zauberei

Hier gibt es nicht nur giftgrüne Wundermittel für Füsse, sondern auch noch andere kuriose Heilmethoden.

Wie angeworfen fühlt man sich Krank. Gliederschmerzen, Kopfweh, Fieber, Antriebslosigkeit, Nervosität, Schlaflosigkeit oder Angst. Das sind typische Anzeichen von «Mal aire» also wörtlich übersetzt «schlechter Luft» oder eben schlechte oder gestaute Energien. Man kann dies auf Spaziergängen oder Häusern einfangen oder andere Personen können mit neidischen Blicken oder schlechten Wünschen «mal aire» übertragen. Wie wird diese schlechte Energie, die bis zur Krankheit führt, wieder aus dem Körper herausgebracht? Genau. Da kommt jetzt das Ei ins Spiel. Alkohol und Kräuter gehören auch noch dazu. Das Ei wird über den Kopf und die ganze Haut gestrichen. Es lädt sich oder füllt sich so mit der schlechten Energie. Es wird berichtet, dass die schlechten Energien sich vor allem auch gerne in den Achselhöhlen verstecken. Danach wird das Ei in ein Glas mit gefülltem Wasser aufgebrochen. Das Ei Setzt sich und je nach «Schweregrad» bilden sich mehr oder weniger «Fäden» oder «Augen». Danach nimmt die Person, welche die «Limpia» also die «Reinigung» vornimmt den Alkohol in den Mund und spritzt die zu reinigende Person von oben nach unten voll. Den bösen Geistern gefällt dies gar nicht und sie verschwinden aus dem Körper. Manche Geister sind hartnäckiger, dann braucht es 2-3 «Limpias». Danach kann optional noch der ganze Körper mit Kräutern eingewedelt werden. Innert kürzester Zeit sind die meisten Symptome weg. Ihr könnt jetzt an Humbug denken, aber wir haben diese Reinigung schon mehrmals über uns ergehen lassen und es ging uns danach jedes Mal besser. Leo hatte einmal nach einem Spaziergang all die oben genannten Symptome. Fieber, Gliederschmerzen und er konnte sich nicht mal mehr aus dem Bett bewegen. Die Frau von Leos Vater weiss wie Limpias gehen. Sogleich reinigte sie ihn und nach ca. 10min war er wieder top fit. Ich war wirklich sehr erstaunt darüber. Hier wird diese «Heilung» mit dem Ei als ganz normal angeschaut.

Da die Natur hier sehr stark und dicht ist, sind die Energien auch schwerer. In der Schweiz habe ich so etwas noch nie erlebt und auch noch nie von dieser Eierreinigung gehört. Regelmässig lassen sich hier die Leute «reinigen».

Wie gesagt, die Natur hier ist wild und stark und auf dem Foto unten kann auch erahnt werden, wie viele Naturwesen es hier geben kann.

Glauben oder nicht? Hauptsache es schadet nicht und hilft.

La vida loca de ecuador…

Das Universum und seine Überraschungen…

Wenn etwas nicht so klappt wie vorgesehen, dann wartet noch etwas besseres auf dich.

Unzählige Male habe ich genau das auf meinen Reisen schon erlebt. Auch dieses Mal vertrauten wir darauf, dass der da oben, der die Fäden zieht, schon alles richtig macht.

Dank der Verzögerung des Geburtsregisterauszugs konnte Leo noch seine drei Lieder, welche er hier geschrieben und komponiert hat, professionell in einem Studio in Quito aufnehmen. Dort traf er auch Leute, die ihn in seinem Buchprojekt unterstützen wollen und sogar daraus ein Videogame kreieren möchten. Sind wir gespannt, was sich alles daraus ergeben mag. Ich bin unendlich stolz auf Leo, dass seine Träume langsam Wirklichkeit werden.

Und was hat auf mich gewartet dank der verzögerten Heimreise?

Wie einige von euch wissen, habe ich seit ca. 2 Jahren eine Geschwullst am rechten mittleren Zehen. Da wir vermuteten, dass es ein Hühnerauge ist, liess ich einen Teil der Geschwullst von einem Podologen abtragen. Danach verschloss sich die Wunde nie wieder – trotz Besuch beim Wundspezialisten. Ich war bei fünf Chirurgen, sogar nach Zürich bin ich deswegen gereist. Ich musste ein MRI machen lassen und anhand dessen wurde mir mitgeteilt, dass es sich um einen wahrscheinlich gutartigen Tumor handelt. Dieser solle umgehend herausoperiert werden. Dafür müsse ein Teil des Zehenknochens weggenommen werden und der Zeh müsse mit einer Schraube danach steif gemacht werden. Eine Biopsie wurde nie gemacht, da laut Ärzten die Entnahme des Gewebes grösseren Schaden anrichten würde.

Ich gab mich damit nicht zufrieden und wünschte mir, dass ich in meiner Zeit hier in Ecuador Heilung erfahren darf. Ich besuchte einen Naturarzt und ein Schamane, aber beide konnten mir nicht helfen. Das Klima und das Barfusslaufe half meiner Wunde zwischen den Zehen, um sich zu verkrusten. So konnte ich ohne Schmerzen spazieren gehen. Die Geschwullst wurde aber in den vergangenen Wochen grösser. Ich spielte schon mit dem Gedanken aufzugeben und doch eine OP zu planen. Doch dann hatte meine Schwiegermutter eine Idee. Wir sollten unbedingt noch zu einem bekannten Dermatologen in Ambato gehen. Da wir ja sowieso in Ambato den Dokumentenkrieg vor uns hatten, kombinierten wir gleich den Besuch bei Herr Dr. Jorge Camacho.

Er begutachtete meinen Zehen und schüttelte nur den Kopf. Tumor? Teilamputieren? Keinesfalls. Seiner Meinung nach sei es eine Hyperkeratose, welche mit einer giftgrünen Flüssigkeit innert einer Woche weg gebracht werden kann. Aber zu erst brannte er die Oberfläche mit einem Radiofrequenzgerät ab. Dann trug er das Mittel auf und innert Sekunden war die Geschwullst schon kleiner und die Hornhaut an meinem ganzen Fuss war weg. Ich solle Ihm vertrauen und an die Heilung glauben. Jeden Tag solle ich das giftgrüne Mittel am ganzen Fuss einreiben. In ein bis zwei Wochen würde die Hyperkeratose mit der Haut weg fallen. Jetzt, nach gut einer Woche ist alles am trocknen und bald fällt die Haut an der entsprechenden Stelle weg. Mein Fuss hat keine Hornhaut mehr und ist Babyweich. Ich bin überglücklich und gespannt, wie das Endresultat aussehen wird.

Und jetzt nochmals: Wenn etwas nicht klappt wie vorgesehen, dann wartet etwas besseres auf dich.

Leider hat es mit dem Hühnerstall in Ruswil nicht geklappt. Das AirBnB ist bei unserer Rückreise schon vermietet. Da wir von Haus zu Haus am Dienstag eine Reise von fast 24h vor uns haben, und wir am 2.9 erst um 19 Uhr in Kloten ankommen, ist eine Reise in den Hasliberg, Seelisberg, nach Lungern oder Engelberg etc. einfach zu lang oder aufwändig. Ich danke aber allen nochmals ganz herzlich für die vielen Ferienwohnungsangebote.

Nun gut, kurz überfiel mich die Angst. Wo könnten wir denn hin für die 10 Tage? Ich meldete mich bei den Untermietern unserer Wohnung. Sie überlegten kurz und teilten mir mit, dass  sie auf den 2.9 die Wohnung freigeben könnten. Ich sagte ihnen, dass ich noch bis Mittag warten möchte, vielleicht käme noch ein Angebot von jemandem. Die Untermieter meinten aber, dass sie jetzt schon den Auszug geplant hätten. Dann um 11.53 Uhr der überraschende Anruf von Nora. Ihre Eltern würden am 1.9 in die Ferien gehen und wir könnten ihr ganzes Haus mit Garten, welches in Eschenbach liegt, für die 10 Tage benützen. Zusätzlich wird eine liebe Freundin uns mit ihrem grossen Auto und Kindersitzen in Kloten abholen komnen. Unglaubliche Dankbarkeit und Freude spüren wir. Es ist so schön, auf so viele liebe Menschen um uns herum zählen zu können.

Das Universum und seine Überraschungen…

Geburtstagsüberraschung

Ein richtiger Behördenkrimi, das haben wir die vergangenen Wochen hinter uns. Leo stürmte weiterhin bei den Zivilstandesämter Quito und Baños um informationen. Endlich traf er in Baños eine kompetete Mitarbeiterin. Diese stellte sogleich fest, dass ein Haken im Dokument falsch gesetzt war und versicherte uns, dass wir das Dokument noch in der gleichen Woche erhalten würden. Am letzten Mittwoch erhielt Leo dann endlich das lang ersehnte SMS. Der Geburtsregisterauszug ist abholbereit. Er machte sich gleich mit dem Privattaxi auf den Weg nach Amabto. Ambato liegt 1.5h von uns entfernt. Dort angekommen, konnte er das Dokument in Empfang nehmen, aber der digitale Stempel für die Legalisierung funktionierte nicht – Systemabsturz. Wir sollen am Donnerstag oder Freitag wiederkommen. Am Freitag machte sich Leo nochmals hoffnungsvoll auf den Weg. War der Stempel schon bereit? Nein… Nicht weiter aufregen und nach neuen Lösungen suchen, auch das hat uns Ecuador gelehrt. In Latacunga, einer Stadt 30 min weiter entfernt von Ambato, könnte er evtl. die Legalisation vornehmen. Die Zeit drängte, da die Kanzlei wo die Apostille in Ambato gemacht wird, um 13.30 Uhr schliesst. Der Taxichauffeur drückte aufs Gas. Erdrutsche und Verkehrsstau verhinderten jedoch das schnelle vorwärtskommen. In Latacunga die Erleichterung. Dort funktionierte das System und der Geburtsregisterauszug war jetzt legal. Jetzt nur schnell zurück nach Ambato, damit die Apostille getätigt werden kann. Auch hier wieder an jeder Ampel Rot und Stau… In Ambato angekommen. Noch 2 Minuten bis das Amt schliesst. Leo legte mit seiner Maske einen 500m Sprint hin und rannte 5 Stockwerke hoch. Die Maske schon tief in der Kehle hängend und um Luft ringend erklärte er der Informationsdame unseren Sachverhalt. Diese wenig beeindruckt und eher ängstlich (weil Leo keuchend vor ihr stand) meinte, das Dokument könne nicht Apostilliert werden ohne Termin…Leo hatte am 1. August einmal provisorisch einen Termin per E-Mail vereinbart. Eine Antwort hatte er erst am 7. August erhalten und den Termin für den 11. August bekommen. Da war aber das Dokument noch nicht abholbereit. Ohne Dokument hilft ein Termin für die Apostille nix. Er hatte alles gegeben. Aber die Empfangsdame wollte nichts hören und natürlich Feierabend machen. Leo war mit seinen Kräften am Ende. 1.5 Monate warten und Kämpfen für den Geburtsregisterauszug…und jetzt per E-Mail nochmals einen Termin vereinbaren und auf gut Glück 1-2 Wochen warten bis eine Terminbestätigung kommt? Er war zu tiefst frustriert…

Dann schmiedeten wir einen neuen Plan. Das Amt apostilliert nur Di, Mi und Do. Also würde ich am Dienstag auflaufen und richtig Telenovela Drama machen, falls wir keinen raschen Termin erhalten würden.

Gott sei Dank musste ich meine schauspielerischen Künste nicht auspacken.

Heute Morgen, oh Wunder, also genau zu seinem Geburtstag (und komischerweise an einem Montag), erhielt Leo ein E-Mail, dass er ab heute 8 Uhr die Apostille machen lassen kann.

Nun sind die benötigten Unterlagen alle auf der Schweizer Botschaft. Sie haben schon alles vorbereitet, damit wir einen Notpass bekommen. Die Passnummer von Amaru haben wir jetzt in der Tasche und wenn alles gut kommt, dann können wir am 1.9 ins Flugzeug Richtung Europa steigen.

Was für ein Geburtstagsgeschenk !

Wir freuen uns riesig und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen mit euch!