Recuerdo…

Ich erinnere mich.
Jeden Tag ein bisschen mehr. Und es fällt mir schwer, all das in Worte zu fassen.
Denn meine Erlebnisse – meine Geschichten – fühlen sich zu gross an, um sie einfach so zu erzählen. Sie sind wie heilige Goldschätze. Kostbar. Ungewöhnlich.
Anders als das, was man Alltag nennt.

Ich weiss: Viele werden mich nicht verstehen – und genau das ist in Ordnung.
Wer mutig vorangeht, wer fühlt, statt funktioniert, wird oft verurteilt oder missverstanden. Aber vielleicht…vielleicht gibt es da ein paar Menschen, die sich beim Lesen erinnern…

Und wenn auch nur in (m)einem einzigen Herzen
ein Samen zu keimen beginnt –
dann hat sich das Teilen für mich gelohnt.

In den letzten 1,5 Jahren hier in Ecuador habe ich mehr Magie erlebt als je zuvor.
Ich kann nicht länger schweigen – die Erinnerungen werden laut, der Ruf, meine Geschichte mit der Welt zu teilen, wird unüberhörbar.

Und heute – am Tag, an dem meine Eltern abgereist sind – sammle ich all meinen Mut und beginne zu erzählen. Denn eine neue Geschichte beginnt genau hier – indem ich die alte würdige und meine Ahnen ehre.

Und ich beginne, mich zu erinnern – an das, was längst vergessen wurde.
Ich sehe frühere Leben, fühle die Ursprache in mir erwachen, erkenne viele, viele Zeichen und erhalte Visionen.

Ein Schlüsselerlebnis offenbarte sich mir im Februar. In mitten meiner Dunkelheit war sie da: Pachamama. Ihre Urkraft hielt mich sanft in ihren weichen, erdigen Armen, wie immer voller Liebe und Fülle.

Ihre Stimme sprach:
„Mein Erdenkind, erinnere dich!
Komm zurück zu deiner Essenz.
Zu deiner Wahrheit.“

Vor allem aber habe ich erkannt:
Ich muss die Welt nicht auf meinen Schultern tragen –
die Welt trägt mich.

Und dann waren sie da – unsere sechs Katzen. Zwei von ihnen kamen leise zu mir, legten sich in meinen Schoss und blickten mich an mit einer Ruhe, die alles sagte.

„Wir sind da. Du bist nicht allein.
Wir gehen mit dir – gemeinsam mit Mutter Erde.
Wir helfen dir, das Vergessene wieder ans Licht zu holen.“

Und sie stellten mir nur eine Frage:
„Wer bist du?“

Ich antwortete:
Ich bin die, die mit den Tieren heilt.
Ich bin die, die sich erinnert.
Ich bin die, die Brücken baut.

Oft habe ich mich gefragt:
Was mache ich hier?
Warum bin ich genau in Río Negro gelandet – einem kleinen Dorf mit kaum 2000 Seelen, in dem ich mich manchmal unverstanden und alleine fühle?
Und warum haben meine Kinder genau die Namen, die sie heute tragen?

Ich muss nicht verstehen. Ich darf fühlen.
Ich darf der inneren Kraft vertrauen, die mich trägt, leitet und so klar ruft.

Mit jedem Schritt, den ich tiefer ins Vertrauen gehe, fügen sich weitere Puzzleteile meines Weges zusammen. Langsam erkenne ich ein Bild.

Ein wichtiger Teil davon offenbarte sich mir durch den Film „Amarukan“ von Ñaupany Puma. Damals, als ich schwanger war – kurz nachdem wir uns für den Namen Amaru entschieden hatten und noch bevor er geboren wurde – empfahl mir eine Freundin diesen Film.

Er berührte etwas Tiefes in mir, doch wirklich verstehen konnte ich ihn damals nicht.
Ich ahnte nur: Da ist etwas was meine Seele tief berührt!

Vor ein paar Wochen wurde mir „Amarukan“ erneut auf Youtube vorgeschlagen –
und diesmal war es anders.
Diesmal fühlte ich nicht nur – ich erinnerte mich. Ich verstand!

„El retorno de la Pachamama“
die Rückkehr von Mutter Erde.

SIE war es, die mich immer wieder rief.
SIE war es, die mir zuflüsterte, wer ich wirklich bin.
Amaru half mir, mich wieder mit meiner Urkraft und Mutter Erde zu verbinden.
Und plötzlich ergab alles Sinn.

Die Kosmovision von Amarukan

Im Zentrum des Films und der Andinen Weisheit steht die Rückkehr der grossen Schlange Amaru, ein uraltes Symbol der Transformation, der Heilung und des Gleichgewichts.
In der andinen Kosmovision ist Amaru die Brücke zwischen Himmel, Erde und Unterwelt –
ein Wesen der Erinnerung, das uns hilft, unsere wahre Herkunft und Verbindung zur Natur wiederzufinden.

„Amarukan“ steht für das Wiedererwachen dieser Energie, für eine neue Zeit des Erwachens, der Rückverbindung mit Pachamama, für die kollektive Erinnerung an unsere Wurzeln und unsere Verantwortung als Hüter des Lebens.

Die Vision von Ñaupany Puma

Ñaupany Puma ist spiritueller Führer aus den Anden und dem Amazonas und Botschafter einer neuen Zeit. Seine Vision ist die Rückkehr zur heiligen Verbindung mit Pachamama
der lebendigen Erde, der großen Mutter, die uns nährt, trägt und heilt.

Er ruft dazu auf, uns zu erinnern, wer wir wirklich sind:
Teil der Natur, nicht getrennt von ihr. Er spricht vom Erwachen der Menschheit – vom Erwachen der Herzen.

Für Ñaupany ist es Zeit, dass wir nicht mehr gegen die Erde leben – sondern mit ihr.
Dass wir zuhören, erinnern und zurückkehren – in die Arme von Pachamama.

Und plötzlich weiss ich:
Ich bin genau dort, wo ich sein soll. In der Mitte der Welt, am Äquator, im Herzen Ecuadors.

Hier, im ökologischen Korridor zwischen Llanganates und Sangay, wo auch Río Negro liegt,
befindet sich eine der artenreichsten Regionen unseres Planeten.
Ich lebe also – im wahrsten Sinne – in einem der „reichsten“ Gebiete der Erde.

Viele fragen mich ungläubig:
Wie kannst du aus einem der wohlhabendsten Länder der Welt
nach Ecuador ziehen?

Und ich antworte:
Weil ich den wahren Reichtum erkenne.
In den Kulturen, in der Sprache,
in der Vielfalt der Tiere,
in der Tiefe der Geschichte
und vor allem – in der lebendigen Natur.

Ich habe den Ruf von Pachamama gehört.
Und ich habe beschlossen, ihre Botschaft weiterzutragen – hinaus in die Welt.

„Amaru’kan“ bedeutet Ameri’ka.
Und auch hier merke ich:
Es geht nicht nur ums Wissen – sondern ums Verstehen mit dem Herzen.

Ein weiteres Puzzleteil hat sich kürzlich gezeigt: Ñaupany Puma lebt nur etwa 2,5 Stunden von uns entfernt. Diese Erkenntnis hat mich tief berührt. Inzwischen stehe ich mit ihm in Kontakt. Und in den kommenden Wochen werden wir ihn und seine Familie besuchen.

Schon seit Jahresbeginn bin ich mit einer kleinen Gruppe aus Ecuadorianern und Indigenen aus Salasaka „en el camino“ – auf dem Medizinweg zurück zu Pachamama.

Ein Weg des Erinnerns, der Hingabe, der Heilung. Auf diesem Pfad durfte ich bereits mehrere Apus – die heiligen Berge und ihre Geister – besteigen und ihre Präsenz spüren.

Jeder Apu ist ein Meister. Jeder Schritt bringt mich näher zu mir selbst –denn ich erinnere mich. Und am 21. Juni, zu Inti Raymi, dem Fest der Sonne, werden wir erneut einen heiligen Apu besteigen – um das Licht der neuen Zeit zu begrüssen.

Es gibt so viele Geschichten, die in mir leben und erzählt werden wollen.
Deshalb habe ich mich entschieden, ein Buch zu schreiben.

Mehr dazu dann im nächsten Blogpost.

Und wenn auch nur in (m)einem einzigen Herzen
ein Samen zu keimen beginnt –
dann hat sich das Teilen für mich gelohnt.
..
(Isabelle Alvarado)

Besuch? Besuch!

Was ist seit dem Sendeschluss geschehen? Wie vielleicht einige im Podcast des Tagis vom 31.1.2025 gehört haben, «Auf und davon» von SRF– der Evergreen im Schweizer TV | Tages-Anzeiger, konnten sich die Kanadier und vor allem die Schweden-Auswanderer nach der Ausstrahlung kaum vor Schweizer Besuch retten. Wir dachten, dass es hier in Ecuador

1. nicht so viele mutige Schweizer gibt, die es trotz der unsicheren Lage wagen, in das Land einzureisen und

2. dass wir ja ausserhalb des Dorfes leben. Da findet uns doch keiner…

Falsch gedacht. Es gibt immer ein paar mutige Schweizer, die den Medien- und den EDA-Berichten trotzen. Beim Nachtessen wurden wir in Baños von zwei Schweizer Reisenden erkannt. Daraus entstanden nicht nur spannende Gespräche und ein mehrmaliger Aufenthalt bei uns, sondern auch gleich zwei schöne Filmprojekte. Die ehemaligen Architekten haben sich zum Videofilmer/ Videograf ausbilden lassen. Hier findet ihr einige Imagefilme auf ihrer Folk_Filmer Instagram Seite.

Einer dieser Filme wurde über das Holzbalkenprojekt «No hay Madera mala» von Leo und seinem Freund Andrés Guerrero gedreht. Mehr dazu findet ihr hier .

Besonders freute es mich, dass Melanie und Marcel auch zu meinem indigenen Freund Alonso gehen konnten. Ihr Ziel ist, kleine Unternehmen und Handwerkern eine Stimme zu geben. Mit dem Werbefilm zeigten sie seine einzigartige Weberkunst auf und stellten sein wundervolles Hostel «Runa Huasi» vor. Herzlichen Dank an euch zwei, wir haben die Zeit mit euch genossen und wünschen euch weiterhin viel Erfolg auf eurem Weg.

Filmprojekt bei Alonso

Runa Huasi Handweber Instagram

Marcel und Melanie beglückten uns mit ihrem Besuch

Wir waren gerade mit unserem Besuch am Mittagessen und haben über die Potcastfolge vom Tagi gewitzelt und natürlich gedacht, dass hier unangemeldet sowieso niemand vorbei kommt. 5 Minuten später Fährt ein Toyota Land Cruiser mit Schweizerkreuz und SG (St. Galler) Nummernschild in die Einfahrt. Da steigt tatsächlich «Michael Schumacher» und Cora aus dem Auto aus. Nein nicht der Rennfahrer, sondern zwei abenteuerlustige Schweizer die mit ihrem Auto von Argentinien bis nach Alaska reisen. Falls ihr sehen wollt, was die Beiden alles schon erlebt haben: Travel & Wildlife – Quer durch Südamerika. Ein Blick in ihr Reiseabenteuer lohn sich.

Michael und Cora

Sie haben uns berichtet, dass sie an einem sehr besonderen Ort, ganz in der Nähe von uns, übernachtet haben. Das «Sumak Kawsay In Situ» basiert auf dem Prinzip des Naturschutzes, der wissenschaftlichen Forschung, Herpetologie, wissenschaftlichem Tourismus, Abenteuertourismus, Umweltbildung, Praktika, Freiwilligenarbeit, Online-Workshops und akademischen Ausflügen.

Diesen Ort wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und hofften insgeheim, dass wir mit dem Besitzer in irgendeiner Weise zusammenarbeiten könnten. Henry begrüsste uns herzlich. Nach kurzer Zeit waren Leo und er nicht mehr zu stoppen. So viele Ideen strömten aus den beiden heraus. Ihr könnt gespannt sein, was da alles noch entstehen wird. Wir hoffen, dass das SRF diese Zusammenarbeit dann auch für «ein Jahr danach» filmen kann. Falls ihr mehr über «Sumak Kawsay In Situ» erfahren möchtet, schaut doch auf Sumak Kawsay In Situ, Instagram oder Sumak Kawsay In Situ | Facebook nach.

Spannend, spannender Sumak Kawsay In Situ

Zum zweiten Mail durfte Leo an der Universidad de Las Américas UDLA in Quito bei den Architekturstudenten einen Vortrag halten. Mit dabei sein Freund Andrés Guerrero mit dem Leo sowie nun auch Henry das «Andes Swiss Wodwork Team» gegründet haben. Andrés Vortrag über «No hay Madera mala» war sehr spannend. Wisst ihr wie viele Holzarten es in Europa gibt? Und wie viele in Ecuador? In Europa sind es ca. 88 heimische Arten, in Ecuador eindrückliche 2200 Arten. Ecuador birgt so viel Potential und Möglichkeiten. Hier gehts zum Projekt von Leo und seinen Kollegen vom ASWT.

Während die beiden den Vortrag an der Uni hielten wurde ich zu Jasmin und Isabel eingeladen.

Jasmin ist die Tochter von Isabel. Isabel wuchs in Quito auf und wanderte der Liebe wegen in die Schweiz aus. Nun sind sie sicher 1x im Jahr in Ecuador in den Ferien. Ich freue mich auf weitere Begegnungen mit euch. Herzlichen Dank für die Einladung und das tolle Mittagessen.

Andrés, Leo, Isabel, Jasmin und ich

Gleichzeitig erhielten wir die Nachricht von Lastenia, dass ein Mann aus der Schweiz vor der Türe steht. Noch ein unangemeldeter Gast. Sonst sind wir ganz oft zu Hause, aber eben an diesem Tag waren wir in Quito. Leider reiste der Besuch am nächsten Tag zurück nach Zürich. Dadurch konnten wir uns nicht persönlich austauschen. Über Videocall geht das aber auch prima. Sein Anliegen war, dass Leo ihm in zwei Jahren ein Holzhaus in Loja baut. Das binationale Paar möchte nämlich in ein paar Jahren auch nach Ecuador auswandern. Wir sind gespannt was durch diesen Kontakt noch entstehen wird.

Weiter haben uns zwei Schweizer-Ecuadorianer NGOs kontaktiert. Der Verwaltungsrat wird uns im Juni besuchen kommen und seine Projekte vorstellen. Wir könnten allenfalls als Koordinatoren und Kontrollinstanz für sie tätig sein. Wir freuen uns auch auf diesen Besuch und die angebotenen Möglichkeiten.

Iraida und Michi aus Luzern trafen wir zu einem Tagesausflug im Dschungel. Iraida wurde in Ecuador geboren, wuchs aber in Spanien auf. Nach 20 Jahren besuchte sie mit ihrem Mann ihren Geburtsort wieder. Wir hatten interessante Gespräche und Spass zusammen. Iraida dreht Youtube Videos über ihr leben in der Schweiz. (5) Hallo From Suiza – YouTube

Michi, Iraida und wir bei Indichuri

Nicht nur dank auf und davon bekamen wir Besuch, sondern auch von Freunden aus der Schweiz und Deutschland. Wir erhielten Fanpost, Geschenke und sogar ein Song wurde für uns geschrieben . Und ganz aktuell geniessen wir den den Besuch meiner Eltern. Sie verweilen einen Monat bei «Alvawelt». Ich bin sehr dankbar, dass sie diese weite Reise auf sich genommen haben und unsere neue Heimat mit uns gemeinsam entdecken.

Wir sind immer froh um helfende Hände im Garten und um erfahrene Handwerker, denn das Haus hat sich, durch all die Projekte, die Ausbildung und den Besuche, noch nicht von selbst fertig gebaut.

Daher gilt: Spontan ist schön, angekündigt noch schöner. Hilfe und Besuch sind immer willkommen!

Herzliche Grüssen die Alvarados