Ay Caramba! Ecuador

Noch nicht einmal zwei Wochen sind wir hier und es gibt jetzt schon so viel erstaunliches was ich euch berichten möchte.

Das Poulet kommt nicht fein säuberlich abgepackt aus dem Laden, sondern wird von unserem Nachbarsjungen Johann rennend herübergebracht. Lastenia steckt es sogleich in den Waschtrog, da es so frisch ist, dass es noch blutet. Danach präpariert sie den Hahn (es ist dieses Mal kein Poulet) und nach einer Stunde ist die Hühnersuppe mitsamt schwimmendem Hühnerkopf und Hühnerfüssen bereit zum Verzehr. Hier wird ALLES verwertet und gegessen. Sogar der rote Kamm und wie erwähnt die Hühnerfüsse. Die Knochen bekommen dann die Hunde.

Hier wird allgemein jeden Tag Fleisch gegessen. Aber als Vegetarier oder Veganer kommt man nicht zu kurz. Das seht ihr dann im Blogeintrag über den Sonntagsmarkt in Baños.

Ich hoffe euch ist jetzt nicht schlecht und ihr möchtet doch noch andere erstaunliche Dinge von diesem vielfältigen Land lesen…

Leo und ich wollten im «Sub-Centro» (kleine Dorfklinik) nach einem Medikament fragen. Die Ärztin gab uns geduldig Auskunft. Unterdessen packte die Krankenschwester ihr Handy aus und fing an uns und unsere Unterhaltung zu filmen… Ich glaube, ich war die erste Europäerin, die einen Fuss in diese Klinik gesetzt hat. Ich war nicht nur etwas erstaunt, sondern auch irritiert. Im Sub-Centro gibt es die Möglichkeit sich impfen zu lassen, es gibt eine Zahnärztin, eine Gynäkologin und einen Arzt. Die medizinische Grundversorgung ist in öffentlichen Spitälern und Kliniken gratis.

Dann ist da noch das liebe Wetter. Wir erfharen in einem Tag etwa drei Jahreszeiten. Eigentlich wäre jetzt Sommer aber wie überall auf der Welt hat sich das Klima verändert. Nun gibt es hier viel mehr und intensiveren Regen.  Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, ist das Dach wo wir momentan leben aus Wellblech angefertigt. In der ersten Nacht hier war das tröpfelnde Geräusch auf das Dach noch sehr beruhigen und fast schon romantisch. Aber wenn es hier richtig aus Kübeln schüttet, und das tut es oft, dann könnt ihr euch den Lärmpegel etwa so vorstellen wie wenn ihr ein Wellblech unter einen Wasserfall stellt und darunter steht und versucht zu sprechen oder geschweige denn zu schlafen. Es ist ein tosender Lärm und wir verstehen unsere eigenen Worte nicht mehr. Noch erstaunlicher ist für mich, dass dieser heftige Regen nicht wie bei uns bei einem Sommergewitter kurz andauert, sondern die gaaaaanze Nacht. Die Menschen aus Rio Negro können aber auch bei diesem Lärm gemütlich schlafen. Wenigstens höre ich dann Leo’s schnarcheln neben mir nicht mehr 😉

Nun kommen wir zum Hausbau. Momentan haben wir 3-5 Arbeiter angestellt. Hier wird wöchentlich der Lohn ausbezahlt und das Frühstück sowie das Mittagessen wird für die Leute gekocht und ist Teil des Lohnes. Sie erhalten 22 Dollar pro TAG. Wir essen immer alle zusammen. Es ist sehr familiär und humorvoll. Es wird viel gelacht. Vor allem über zweideutige Witze. Jetzt wisst ihr woher Leo das hat… 😉

Die Arbeiter, vorwiegend Cousins und ein Onkel von Leo, fangen um 7 Uhr an und beenden ihre Arbeit um ca. 16.30 Uhr. Die Einen oder Anderen haben dann noch einen Abendjob, damit das Geld für die ganze Familie reicht. Nur wenige Frauen arbeiten. Viele sind Hausfrauen. Erstaunlich, dass es so zum Überleben reicht, vor allem weil viele hier keinen fixen Job haben und immer Gelegenheitsjobs annehmen müssen. Manchmal sind sie einen Monat ohne Arbeit. Ich glaube, da können wir ein grosses Stück Gelassenheit von ihnen lernen…

Etwas erfreuliches ist noch passiert. Pablo, der Cousin von Leo (Sina, du kennst ihn) wurde am Freitag zum 1x Papi einer wunderschönen Tochter namens Gianna Monserrath. Nur nach einem Tag Spitalaufenthalt sind sie nach Hause gekommen. Wenn es keine grösseren Komplikationen gibt, bleiben die Frauen nur einen Tag im Spital. Auch gibt es in Ecuador keine Hebammen. Aber die Mütter, Tanten oder Cousinen helfen im Wochenbett der frisch gebackenen Mutter und dem Baby. Ich war sehr überrascht, dass hier, wenn Mutter und Kind zu Hause angekommen sind, sie sofort mit Besuchern überrennt werden. Auch läuft daneben lautstarck der TV und die Todmüde Mütter, welche knapp 19 Jahre alt ist,  schaut mit schläfrigem Blick wie ihr Baby von Arm zu Arm gereicht wird und es fast schon Partystimmung herrscht. Es ist ein lebendiger Trubel. Also kein sanftes, ruhiges Ankommen. Aber so ist Ecuador. Farbig, chaotisch, irritierend, fröhlich und lebhaft. Ay caramba! Ecuador

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