Agenda? Es lebe die Spontanität!

Was für ein Samstag. Unsere Mitarbeiter sind auch diesen Samstag zur Arbeit erschienen. Das heisst, Leo stand auch schon um 6.30 Uhr auf der Matte und nahm seinen Job als Bauherr und Zimmermann wahr. Leo machte eine längere Mittagspause um mit uns zu unserem Lieblingswasserfall zu gehen. Vor 7 Jahren war es noch ein wunderschöner, touristischer Ort und ein schöner Weg bis zum magischen Wasserfall. Vor 3 Jahren kamen wir noch knapp durch das wilde Dickicht. Heute kamen wir nur noch bis zur Hälfte. Ohne Machete ist es unmöglich dorthin zu gelangen. Dieser Spaziergang erinnert mich stark an vor fast 8 Jahren, als Leo mein Reiseführer war. Auch heute wäre er noch ein sehr zuvorkommender und guter Reiseführer. Am späteren Nachmittag besuchten wir Alirio, den Vater von Leo. Alirio war gerade in seinem Garten am Fischen. Er wollte unbedingt, dass wir ein paar Fische für Inti fangen. Der 2. Job des Tages für Leo war also Hilfs-Fischer. In einem kleinen Becken haben wir 13 Fische für kurze Zeit als Haustiere gehabt. Keine Sorge, wir haben sie wieder in die Freiheit entlassen. 

Gegen Abend entschlossen wir uns nach Rio Negro zu gehen und bei Marco, dem Cousin von Leo, in seinem neu eröffneten Strassencafé vorbei zu schauen. Gemütlich sassen wir da und plauderten mit Marco. Plötzlich kamen 22 Personen und bestellten Café und Bolas de verde (Kochbananenkugeln). Mit so viel Kundschaft auf einmal hatte auch Marco nicht gerechnet. Kurzerhand wurde Leo zum Hilfskoch und Kellner engagiert. Nun schon der 3. Job an diesem Samstag. Nach dem Ansturm trafen wir noch Freunde und um 22 Uhr liefen wir gemütlich, und begleitet von hunderten Glühwürmchen, nach Hause. Auf dem Nachhauseweg erzählte mir Leo seine Bedenken bezüglich Autofahren. Hier fahren alle wie sie wollen und die Überholmanöver sind vielfach halsbrecherisch. Er möchte hier nicht Autofahren, hat aber auch Angst somit in den 6 Monaten das Autofahren zu verlernen. Ich versuchte ihn zu beruhigen und versicherte ihm, dass er das Autofahren wie das Velofahren nicht mehr verlernen kann. Zu Hause angekommen klingelte das Telefon. Notfall ! Jemand müsse den Onkel Miguel in Spital fahren. Da nur wir zwei und ein Nachbar die Autoprüfung hatten und der Nachbar nicht erreichbar war, blieb eigentlich Leo nichts anderes übrig. Sein 4. Job an diesem Tag war also Chauffeur. Verlernen wird er hier also das Autofahren sicherlich nicht…Sie gelangten sicher ins Spital in Baños. Onkel Miguel schrie vor schmerzen und musste sich mehrfach übergeben…Diagnose Nierenstein. Am Sonntag um 4 Uhr in der Früh wurde Miguel mit starken Schmerzmitteln wieder aus dem Spital entlassen. Um 4.30 Uhr konnte Leo dann endlich erschöpft ins Bett fallen.

Nein, hier besitzt niemand eine Agenda. Alles ist spontan und so geben wir uns dem Lauf des Lebens, der Kreativität, den Überraschungen, dem Austausch mit den Mitmenschen und der Hilfsbereitschaft viel mehr Platz. 

Was Leo nebst Zimmermann neuerdings auch noch ist, ist Sandkastenbauer. Inti spielt jetzt vergnügt jeden Tag in seinem Bambus-Sandkasten mit seinen Bambus-Wekzeugen. Geplant sind noch weitere Babmus-Spielsaschen mit Wasserspielen. Wir sind gesapnnt.

Ich bin sehr, sehr stolz auf meinen vielfältigen, talentierten, herzensguten, fleissigen Mann Leo. Mit deinem Sein inspirierst du viele und ich hoffe, dass du dein Potential hier noch mehr ausleben kannst und wir uns der spontanität des Lebens richtig hingeben können und dürfen. In diesem Sinne: Es lebe die Spontanität!