Nichts für schwache Nerven

Liebe Leser/innen. Falls ihr Mühe habt mit Würmern, Larven und dergleichen in der Haut, dann bitte nicht mehr weiter lesen. Wie der Titel schon sagt, dieser Blog-Eintrag ist nichts für schwache Nerven oder Leute die gerade am Essen sind. Warnung, ganz unten hat es Fotos.

Letzt Woche war Inti sehr unruhig, aggressiv und provozierend. Ich vermutete schon, dass er krank werden könnte. Siehe da, eine Nacht war er wirklich nur am Übergeben. Aber das lag eher an einer schlechten Mayonnaise als an etwas anderem. Er war also nach der Nacht wieder fit und doch sehr ungewohnt unruhig und aggressiv. Dann bemerkten wir, dass er eine Entzündung hinter dem Ohr hatte. Das kam ab und zu vor, weil er viel schwizt und sich somit dort Pilze bilden können. Wir strichen also die Pilzcreme hinters Ohr. Einen Tag später war die Entzündung so gross, dass er vor Schmerzen weinte. Er konnte nicht mehr auf diesem Ohr liegen, geschweige denn schlafen. So fragten wir den Nachbarn, ob wir sein Auto ausleihen dürfen um ins Spital in Baños zu fahre . Um 23Uhr kamen wir im Spital an. Nach einer Stunde Wartezeit schaute die Ärztin kurz auf das Ohr. Inti wollte nicht mal, dass wir sein Haar berühren, so fest tat es ihm weh. Nach Beurteilung der Ärztin sei es ein starker Infekt, der mit 9 Tagen Antibiotika behandelt werden sollte. Um  eins in der Nacht waren wir wieder zu Hause. Endlich schlief Inti vor lauter Müdigkeit ein. Wir waren skeptisch gegenüber der Antibiotkaeinnahme und entschlossen uns noch bis zum Morgen zu warten. Am Morgen wachte Leo auf und wollte das Ohr begutachten, als er plötzlich sah, wie sich etwas hinter Intis Ohr in der Haut bewegte. Er sah auch zwei Löcher. Da war es ihm plötzlich sonnenklar. Inti hatte keinen Infekt sondern «Tupe» auf Deutsch «Schraubenwurmfliegen-Larven». Diese Fliege legt ihre Eier in die Haut von Warmblüter. Die Larven ernähren sich dann vom Gewebe des Wirtes. Häufig kommen sie hier in diesem Gebiet bei Kühen, Schweinen, Hunden und Katzen vor. Wir fuhren also gleich wieder nach Baños, dieses Mal aber zu einem Privatarzt. Dieser konnte unter lautem, schmerzerfüllten Gebrüll von Inti 5 Larven entfernen. Ich wartete im Wartezimmer und mein Mami-Herz hat es fast zerrissen beim anhören des schmerzerfüllten weinens von Inti. Auch überkam mich eine grosse Übelkeit und ein Ekel, da wir diese Fliege oder solche Insekten Gott sei Dank in der Schweiz nicht kennen. Der Arzt gab uns eine Antibiotikacreme für hinter das Ohr mit. Wir waren froh, dass wir ihm keine sonstige Antibiotika geben mussten. Rasch merkten wir, dass es Inti besser ging und er wieder «normal» erschien. Leider fing er in der Nacht wieder an zu weinen und sagte uns, dass sein Ohr schmerzte. Weitere 9 Larven konnte Leo hinter dem Ohr zählen. Die Fliege kann 20-30 Eier legen. Die Eier können sich innert eines Tages in Larven entwickeln. So gingen wir am nächsten Tag zum Sub-Centro (kleines Gesundheitszenter in Rio Negro) wo sie nochmals ca. 3 Larven und Eier rausdrückten. Die Ärztin meinte, ein anderes Mädchen hätte diesen Monat an der Stirn das gleiche gehabt. Wenn wir herumgefragt haben, gab es sicher min. eine Person die das selber schon hatte oder jemanden kennt, der diese Fliegenlarven im Körper hatte. Das Ohr von Inti war durch das viele Drücken geschwollen und gerötet. Wir entschlossen uns, dass es für den weiteren Heilungsprozess ratsam war, seine geliebten langen Haare zu schneiden. Nach viel Überzeugungskraft und gutem Zureden konnte die einzige Coiffeuse von Rio Negro die Haare so gut es ging abschneiden. Wir erkannten unseren Inti fast nicht mehr. Ein neuer Mensch. Wir müssen uns wirklich daran gewöhnen. Aber ihm gefallen auch die kurzen Haare und er mustert sich liebend gerne oft im Spiegel. Wie kommen jetzt die restlichen «Würmer» noch raus? Hinter dem Ohr befanden sich ja Löcher. Diese werden für die Larven und Eier zum Atmen genutzt. Es gibt zwei Techniken, welche wirksam sind. Entweder mit viel Vaseline die Löcher verschliessen oder mit Rauch die Löcher bequalmen. So kommen die Larven aus dem Loch um zu atmen. Wir versuchten es mit Vaseline und siehe da, 11 weitere Larven konnte Leo entfernen. Jetzt glauben wir alle Larven erwischt zu haben. Heute war Inti wie ausgewechselt. Glücklich, fröhlich, aktiv und keine Spur von aggressivem Verhalten. Wir hoffen nun das Gröbste überstanden zu haben. Leo handelte in dieser Situation völlig korrekt und wieder einmal bin ich mächtig Stolz auf meine zwei Männer.

Vorletzte Woche sind 4 Kühe vom Cousin ausgebüxt und um unser Haus herumgetrampelt. Inti war natürlich sehr interessiert an den Tieren und wir gingen nah an sie heran. Wir vermuten, dass die Fliege dort bei den Kühen lauerte und auf einen neuen Wirt (Inti) wartete. Nun weiss ich, dass Kühe anschauen nur noch in der Schweiz möglich ist.

Nach diesem Schreck hatte ich natürlich gleich Heimweh. So mussten wir in Baños ins Swiss Bistro um Fondue, Rösti und Älplermagronen zu essen. Intis erstes Fondue. Er hats sehr genossen und ich natürlich noch mehr.

Also, heute habt ihr mal etwas anderes gelesen als nur Corona-Virus. Ich hoffe ihr könnt dem ganzen Trubel mit Vertrauen und Gelassenheit entgegenwirken. Auf jeden Fall wisst ihr jetzt, dass ihr Glück habt wenigstens keine invasion von Schraubenwurmfliegen in der Schweiz zu haben.

Hebed Sorg. Alles Liebe, Familie Alvarado

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