Finca Palmonte

Ein lang ersehnter Besuch wurde Wirklichkeit. Die Finca Palmonte ist eine Oase mitten im Wald, ein Kraftort mit unzähligen Insekten-, Vogel-, Blumen- und vor allem Orchideenarten. Besitzer dieses Projektes an diesem aussergewöhnlichen Ort sind Arlette und Alexander. Arlette ist eine der wenigen Schweizerinnen hier in der Region. Wie es der Zufall wollte, lernten sich Leo und Arlette vor über 7 Jahren kennen. Arlette ist ausgebildete Lehrerin aus Biel-Bienne und lebt seit gut 10 Jahren in Baños und auf der Finca Palmonte. Als Leo damals in der Buchhandlung in Baños ein Buch zum Deutsch lernen suchte, verwies die Dänische Besitzerin des Buchladens auf Arlette. Sie könne ihm ja Sprachunterricht geben. So wurde Arlette 2 Wochen vor Leos Abreise in die Schweiz noch seine Deutschlehrerin, welche nicht nur die Sprache unterrichtete, sondern ihn auch ein wenig in die kulturellen Unterschiede der Schweiz einweihte. Als wir vor gut 6 Jahren zurück nach Ecuador kamen, trafen wir Arlette mit meinen Eltern in einem Restaurant in Baños. Sie erklärte uns, wie das Leben als Schweizerin in Ecuador ist und gab uns Tipps. Auch erzählte Sie uns von ihrer Finca und ich wollte schon damals gerne einmal diesen geheimnisvollen Ort kennen lernen. Leider kam es nie zu einem Besuch. Baños ist ein Dorf und so trafen wir Arlette wieder. Ich genoss mit Arlette einen feinen Kaffee und wir sprachen über das Leben hier und die Unterschiede. Als das neue Touristenzentrum in Rio Negro im Januar eingeweiht wurde, durften Arlette und Alex auch nicht fehlen. Damals vereinbaren wir ein Datum um die Finca zu besuchen. Weil es aber dann Komplikationen in meiner Schwangerschaft gab, mussten wir den Besuch absagen. Danach kam Corona und die Geburt von Amaru. Somit war ein Treffen leider für den Moment nicht mehr möglich.

Doch nun, endlich mit den entsprechenden Schutzmassnahmen, klappte es. Nur 10 Autominuten von uns entfernt, gelangten wir mit dem Taxi über eine schmale Hängebrücke und weiter einen steilen, holprigen Weg hinauf, bis uns vor dem Tor mit Regenschirm und Schutzmaske Arlette in Empfang nahm. Auch das Wetter sollte unser Treffen dieses Mal nicht aufhalten. Mit Stiefeln, warmen Kleidern und Regenschirm ausgerüstet, wanderten wir gut 20 Minuten dem Weg zur Finca hoch. Erst vor wenigen Jahren, haben Arlette und Alex den Weg mit eigenen Mitteln und viel Schweiss ausgebessert und befahrbar gemacht. Seit 2002 gibt es die Hängebrücke. Zuerst nur für Fussgänger, dann, im 2012 zur befahrbaren Hängebrücke umgebaut. Vorher gab es nur eine Seilbahn, die sogenannte «Tarapita» über den Fluss Pastaza. Das heisst, vor 2012 wurde nur mit Maultieren und eigener Muskelkraft alles, auf einem manchmal knietiefen schlammigen Weg, auf die Finca transportiert und umgebaut. Bewundernswert. Heute kann mit dem Auto (4×4) zur Finca hochgefahren werden. Aber der Aufstieg zu Fuss lohnt sich. Es gibt auch da schon eine vielfältige Natur und tolle Aussichten zu entdecken. Ein Stück gehen wir auf dem alten Weg. Wie eine Dschungeltour, so fühlt sich das ganze an. Dann plötzlich sind wir da. Die Finca Palmonte steht in einer Lichtung vor uns. Wir treten in einen gepflegten Garten ein. Ich sehe sofort wie viel Herzblut und Arbeit dahintersteckt. Hier ist die Natur so wild. Nur wenn schon 2-3 Wochen der Gartenunterhalt nicht gemacht werden kann, überwuchert die Natur. Sogleich fliegen uns schon die Kolibris um die Ohren. Sie kämpfen um die Futterstellen. 5 Kolibri Arten können hier beobachtet werden. Diese wunderschönen Tiere faszinieren mich sehr. Auch zahlreiche Schmetterlinge und Alien artige Insekten sind zu bestaunen.

Alexander begrüsst uns an der Feuerstelle und erzählt uns, dass die Finca mit über 100ha Wald seit 3 Generationen im Familienbesitz ist. Das eine Finca-Haus wurde vor über 80 Jahren vom Grossvater erbaut.

Dieser Ort ist ideal geeignet um durchzuatmen, in die Ruhe zu kommen und die aussergewöhnliche Flora und Fauna zu entdecken. Naturliebhaber, Fotografen und auch Wissenschaftler aus aller Welt waren schon zu Besuch. Ornithologen, Biologen und auch Volontäre sind hier sehr willkommen. Es gibt so viel Arbeit zu erledigen und punkto Pflanzen und Tierwelt so vieles zu entdecken und zu erforschen. Alex ist um jede helfende Hand froh und jede weitere neu entdeckte Art eine Bereicherung für die Welt.

Leider sieht die Situation in Ecuador überhaupt nicht gut aus. Wegen des Landesstreiks im Oktober vergangenen Jahres, gab es schon einen grossen Rückgang an Touristen und nun mit Covid-19 hat sich die Lage noch mehr zugespitzt. Baños steht vor dem Ruin. Keine Touristen, keine Arbeit, und das nun seit über 5 Monaten. Auch Arlette und Alexander trifft es schwer. Ohne Touristen und BesucherInnen haben sie keine Einnahmequelle mehr. Falls ihr sie und ihr Herzensprojekt unterstützen möchtet, teilt doch gerne ihre Homepage www.fincapalmonte.com. Vielleicht kennt ihr ja auch eine Stiftung oder jemand, welcher so einen Ort finanziell unterstützen möchte? Kontaktieren könnt ihr Arlette direkt auf ihrer Homepage, über Facebook, Twitter oder Instagram.

Trotz der täglichen Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben, empfingen uns die beiden überaus grosszügig und fröhlich. Wir genossen ein wunderbares Mittagessen mit Schweizer Salatsauce. Ohh ein Topf voll Salat. Wie ich dies genossen habe. Auch Leo meinte, dass ihm die tägliche Portion Salat fehle. In Ecuador gibt es einen traditionellen Salat der überall serviert wird. «El curtido» wird mit Zwiebeln, Tomaten und viel Zitronensaft zubereitet. Salatvariationen und Saucen wie wir es in der Schweiz kennen gibt es hier nicht. Arlette hat wirklich tolle Kochkünste. Wir geniessen jeden Bissen des Quinoa-Gerichts. Auch der Betty Bossy Zitronencake durfte zum Dessert nicht fehlen und abgerundet wurde der Nachtisch mit unglaublich gutem Gelati und feinem Kaffee. Ein Bruder von Alex weilte für eine Zeit in Italien und hat dort das Herstellen von Glace gelernt. Er besitzt auch eine Gelateria in Baños.

Wir waren so vertieft in unseren lustigen Gesprächen und Erinnerungen, dass wir gar nicht gemerkt haben, dass es schon langsam eindunkelte. Also machten wir uns schnell auf den Weg die ganze Anlage zu begutachten. Es war ein wunderschöner Aufenthalt und wir würden sehr gerne vor unserer Abreise nochmal in dieses Paradies kommen- aber dieses Mal mit Sonne.

Vielen Dank liebe Arlette und lieber Alexander für euere tolle Gastfreundschaft. Wir wünschen euch auf eurem Weg alles Gute und weiterhin viel Herzblut, Motivation und Zuversicht, damit ihr euren Traum auch in Zukunft leben könnt.

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