Dies, das und Ananas

Ja, auch Ananas haben wir auf unserem Land. Kurkuma und eine neue Ingwerart sind nun unsere neuen Versuchskaninchen. Aber mit dem vielen Regen hier, ist es manchmal schon etwas frustrierend. Das Saatgut, welches ich von einer lieben Freundin aus der Schweiz geschenkt bekommen habe, wächst wegen der grossen Feuchtigkeit und dem Mangel an Sonnenlicht nicht. Es regnet momentan nur 1x die Woche- durchgehend. Vergangenen Monat war der Fluss Pastaza 4 m über dem Normalpegel. So Wild habe ich den Fluss noch nie erlebt. Viele Rutschungen verhinderten die Zufahrt nach Baños oder Puyo. Auch in Baños selber gab es Rutschungen. Die Leute sind sich hier aber vieles gewohnt. Es gäbe in dieser Region viel Arbeit für Geologen und Felssicherungsarbeiter. Ab August sollte hier eigentlich der Sommer Einkehr halten, aber mit der Klimaveränderung ist auch das alles durcheinander. Die Leute im Dorf und auch Leo berichten mir, dass es seit ein paar Monaten aussergewöhnlich kalt ist für diese Region. Wir tragen auch immer Pullis und warme Socken im Haus. Wenn dann aber die Sonne scheint, ist es wieder paradiesisch und angenehm warm und wir geniessen das Bad im Wasserfall oder ausgiebige Spaziergänge. Bei diesen Erkundungen rund um Rio Negro entdecken wir manch erstaunliches wie z.B. die Tiny Houses. Hier Normalität, in Europa und Nordamerika ein Trend.

Apropos Haus. Endlich, nach 7 Monaten haben wir Vorhänge an unseren Fenstern. Wie viel Freude so etwas banales bringen kann. Wir sind nun soweit, dass wir bald die Umgebung unseres Hauses fertig gestaltet haben und da wir seit April Strassenlaternen an unserem Zufahrtsweg erwarten, mussten wir am Rand einige Bäume unseres Waldes fällen. Die Bäume sind gefällt, aber die Strassenlaternen bis heute noch nicht installiert. Wir hörten sagen, dass diese nun im August kommen sollen. Ob das stimmt, wissen nur die Götter… Die Baumstämme hat nun Leo so verarbeitet, dass er bald einen Tisch und ein Sofa daraus schreinern kann. Hoffen wir, dass wir vor unserer Abreise noch auf unserem Sofa und an unserem Tisch sitzen können.

Heimreise: Leider ist der Geburtsregisterauszug immer noch nicht abholbereit. Wegen Covid haben alle Behörden weniger Personal. Bitte drückt die Daumen, dass wir diesen Auszug diese Woche erhalten können. Da die Botschaft nur 1x die Woche die Post in die Schweiz schickt, verlieren wir wieder Zeit. Des Weiteren gibt es mit KLM oder Iberia nur 1-2x die Woche einen Rückflug in die Schweiz und wenn dieser zu wenige Passagiere hat, wird auch dieser Flug gestrichen. Es gibt aber auch positive Nachrichten. Der Schweizer Pass von Leo ist in Quito abholbereit. Juhui!

Vielleicht habt ihr es mitbekommen? Ecuador steht jetzt auch auf der Quarantäneliste des Bundes. Wenn wir also zurückreisen, müssen wir 10 Tage in Quarantäne. Daher habe ich eine Frage oder Bitte an euch:

Kennt ihr jemanden mit einem Ferienhäuschen oder einer Wohnung mit Garten, welche wir für die 10 Tage der Quarantäne benutzen könnten? Nur schon die Vorstellung, dass wir und vor allem Inti 10 Tage eingesperrt in unserer Wohnung sein müssen, ist für mich schwer zu ertragen. Wenn also jemand etwas weiss, sind wir über jeden Hinweis oder Hilfe dankbar.

Ich hoffe ihr habt am 1. August unsere wunderschöne Schweiz gefeiert. Wir sind zur Erkenntnis gekommen, dass Ecuador für unbegrenzte Freiheit steht und die Schweiz unbegrenzte Möglichkeiten bietet. Nützen und schützen wir also diese Möglichkeiten. Der Innovationsgeist, die Genauigkeit und die Zielstrebigkeit der Schweizer ist immer wieder beeindruckend.

Mit unbegrenzter Freiheit meinen wir, dass es kaum grosse Regeln gibt oder wenn es sie gibt, sie hier in Ecuador einfach nicht befolgt werden. Häufig passiert es, dass genau während des Mittagessens jemand Leo sucht und er vom Mittagstisch aufsteht und die anfallenden Arbeiten erledigt. Mittagsruhe? Gibt es hier nicht. Sonntagsruhe? Auch nicht. Hier wird durchgehend gearbeitet, gelärmt, mit der Motorsäge hantiert (Rasenmäher gibt’s hier nicht) etc. Die Leute auf dem Land stört das nicht. Die Läden sind von Mo-So bis 21 Uhr geöffnet. Auch sind die Ecuadorianer viel Kinderfreundlicher. Die Babys oder Kinder werden einfach an jegliche Veranstaltungen mitgenommen (nein, jetzt gibt’s sowas in Covid-Zeiten natürlich nicht). Ein Business aufbauen und etwas Neues versuchen ist hier weniger kompliziert als in der Schweiz. Hier darf gewurstelt werden und es ist meist alles andere als perfekt (siehe Bastel Tiny House)…

Regeln sind sehr wichtig, daher funktioniert auch sehr vieles reibungslos in der Schweiz. Regeln können aber auch einschränken. Es gibt immer positive und negative Faktoren. Es ist wichtig, diese Faktoren genau abzuwägen, um eine Entscheidung für unsere Zukunft zu fällen.

Wir hoffen nun auf den Sommer in unserer Region und geniessen den hoffentlich vorerst letzten Monat unserer unbegrenzten Freiheit, bis wir dann wieder in die Schweiz Fliegen können.

Saludos a tod@s

Holz von unserem eigenen Wald

Tiny House des Okels

Tiny House – oder Garage für Intis Fahrzeuge

Golden Gate

Betonwüsten und vereinzelte grüne Flächen. So sehen die Aussenbezirke von Quito aus. In einer Nebenstrasse gelangen wir zu einem Tor, welches die Überschrift «Golden Gate» trägt. Hinter dem Tor steht Katia (meine Hebamme) und begrüsst uns mit einer grossen Umarmung. Sie wohnt in einer kleinen Siedlung mit 30 gleich aussehenden Häusern, ähnlich wie die berümten Häuschen in San Francisco. Der grosse Unterschied ist, dass hier alles mit Stacheldraht und einem Wächter geschützt werden muss. Hier dürfen wir die folgenden Tage übernachten und werden von ihr und ihrem Bruder Diego auch kulinarisch verwöhnt. Da uns langsam die Decke auf den Kopf fällt vor lauter Corona und Lockdown, sind wir über neue und altbekannte Gesichter und einen kompletten Tapetenwechsel sehr froh. Quito liegt auf fast 3000 m ü.M. und die erste Nacht frieren wir wie die Schlosshunde. Hier gibt es keine Heizung oder Doppelverglasung. Mit ganz vielen Kleidern und 3-fach Decke können wir dann doch schlafen. Auch die Höhe machte uns schon etwas zu schaffen.

Quito ist momentan bekannt für die meisten Covid Fälle des Landes. Spitäler sind überlastet und wie an der Küste sterben die Leute auf offener Strasse. Ausgangssperren und Restriktionen sind auch hier seit 4 Monaten Alltag. Maskenpflicht gilt seit 3 Monaten und das nicht nur im ÖV sondern immer und überall…auch Inti wird mehrmals gemahnt, die Maske doch richtig anzuziehen. Bei jedem Eingang bei grösseren Geschäftern oder eben bei Behörden wie beim Zivilstandesamt wird die Temperatur gemessen und der ganze Körper und sowie die mitgeführten Gepäckstücke besprüht. Die Hände müssen überall desinfiziert werden und fühlen sich schon am 1. Tag in der Stadt wie Schmirgelpapier an.

Wir kamen hier her um das Foto und den Fingerabdruck für Leos CH-Pass zu machen. Wir hofften, dass gleichzeitig der Brief des Notars auch eintreffen würde und wir so im Zivilstandesamt den Familiennamen richtig eintragen können und somit Amaru im Geburtsregister steht. Wie es der Zufall wollte, war der Brief aus der Schweiz tatsächlich an diesem Tag eingetroffen. Jedoch hatten wir Glück, dass sich nicht alles nochmals um eine Woche verzögerte, denn die beiden zuständigen Damen in der Botschaft arbeiten wegen Covid-19 nun alternierend. Den im Internet vereinbarten Passtermin (der mir als Antwortmail bestätigt wurde) war nicht auffindbar. Leo war also in der Botschaft ohne Termin. Kulanterweise durfre er doch das Foto und den Fingerabdruck machen. Als er wegen des Briefes des Notars nachfragte, meinte die Dame, sie hätte einen Brief erhalten aber wisse nicht, was sie damit tun solle. Wenn Leo nicht vorbei gegangen wäre, dann würden wir vielleicht noch heute auf den Brief warten. Leos CH-Pass sollte in ca. 4 Wochen in der Botschaft eintreffen. Die Pässe werden in der Schweiz erstellt und dann an die Botschaft zurück geschickt. Nach Baños werden keine Unterlagen mehr geschickt. Die Post ist geschlossen und mit privaten Lieferdiensten werden auch keine wichtigen Dokumente mehr versendet.

Am nächsten Tag gings mit Kind und Kegel ins Zivilstandesamt in Quito. Die beiden Zeugen, welche notwendig sind um zu beweisen, dass Amaru unser Sohn ist, hatten wir auch im Gepäck. Katia und Diego stellten sich als Zeugen zur Verfügung und warteten mit uns geduldig 1.5h bis der Papierkrieg erledigt war. Per Zufall traf Katia auf ebenso frisch gebackene bekannte Eltern. Am 8. Mai, also genau einen Monat vor Amarus Geburt half sie dem Mädchen Namens Gaia das Licht der Welt in einem Vulkankrater zu erblicken. Ja, Katia hat schon an vielen speziellen Orten bei der Geburt assistiert. Vulkan, Dschungel, Höhlen, Temazcal etc. Auf was für spezielle Ideen ihre meist ausländischen Klientinnen immer kommen .

Die Zivilstandesbeamtin fragte minuziös alle Details nach. Es gab in der Vergangenheit viele Kindesenführungen und somit falsche Registrierungen. Es ist schön, nehmen sie dieses Thema nun so ernst. Als beweis muss auch zwingend ein Ultraschallbild einer Schwangerschaftskontrolle vorgelegt werden. Aber nun kommt das Beste. Die Zivilstandesbeamtin erklärte uns, dass das Apostillierte Dokument des Notars nicht nötig sei, weil wir ja schon ein Kind haben, dass Alvarado Guevara heisst. Das sei schon Beweis genug, dass in der Schweiz diese Regel gilt. Die kleineren Provinzen wie Baños und Puyo wissen das nicht. In Quito ist dies tägliches Brot… schade. Aber lieber zu viel als zu wenig tun um wieder nach Hause zu kommen oder? Leider geht der Geburtsregisterauszug jetzt noch an andere Behörden wie das Staatsnotariat. Sie haben uns gesagt, dass wir das Dokument innert 10 Arbeitstagen abholen können, dann Apostillieren müssen und weiter zur Schweizerbotschaft abgeben sollen. Diese werden es dann an das Zivilstandesamt in Luzern zusenden. Dort muss es als «dringend» deklariert werden. Wir müssen nämlich einen Notpass für Amaru erstellen. Ein herkömmlicher Pass würde ca. 4 Monate in Anspruch nehmen. So lange können und wollen wir nicht mehr warten. Wie lange es in Luzern mit der Registrierung geht, konnte die Frau in der Botschaft nicht sagen. Aber einen Monat müssen wir sowieso noch auf den Pass von Leo warten. Ohne diesen kommen wir auch nicht nach Europa. Schengenvisas werden auf ungewisse Zeit nicht mehr ausgestellt.

Nach all dem Bürokratiekram gönnten wir uns seit 4 Monaten das 1x wieder einen Kaffee in einer Cafeteria. Katia und ich fingen an zu weinen. All diese Covid-Massnahmen zu sehen, all diese Leute mit den Masken und deren angsterfüllten Augen zu beobachten, das Misstrauen, die Ungewissheit und die Traurigkeit in den Menschen zu spüren und unsere Schmirgelpapierhände anzufassen war einfach zu viel. Für mich ist es einfach auch traurig die Kinder zu sehen . Die Spielplätze und Sportanlagen sind seit 4 Monaten geschlossen. Die Parks sind in in Quito ab 1 Uhr geschlossen. Die Kinder in Quito und auch unser Göttibueb in Baños sitzen tag täglich zu Hause vor dem TV oder Handy. Früher war er nur mit dem Velo unterwegs oder am Basketball spielen.

Aber nicht nur den Kindern schadet diese Situation. Wir konnten so viele Menschen in Quito mit «Vollmontur» sehen wie im Foto gezeigt oder Menschen die ständig mit ihrem Desinfektionsspray vor der Nase bei jedem Schritt die Luft versprühen…

Leider gibt es in Baños jetzt über 2000 Covid-19 Fälle, in Puyo gibt es sehr viele Todesfälle. Der Höhepunkt der Pandemie wird hier erst noch kommen…

Wir sind sehr froh wieder in unserem Rio Negro zu sein. Die Natur hier ist so heilsam – Pachamama eben. Sie nimmt uns sanft in ihre offenen Arme und dann ist alles wieder ruhig und gut. Wir sind so dankbar für unser Haus und unser Land hier. Auch wenn die Ungewissheit da ist, nicht zu wissen, wann wir zurück in der Schweiz sind, versuchen wir jeden Moment mit unseren Kindern zu geniessen. Jeden Tag mit ihnen ist ein Geschenk.

Wir freuen uns riesig, wenn Inti dann wieder ohne Maske herumlaufen darf und mit seinen Freunden auf die überaus tollen Spielplätz in Luzern gehen kann.

Geniesst eure Freiheit und den Sommer.

Zuversichtliche Grüsse aus der Ferne

Familie Alvarado

Im Zivilstandesamt. Beamte mit Komplettschutz

So sehen die Taxis aus. Der Fahrer schützt sich mit Plastik

Tiefster Regenbogen ever auf dem Weg nach Hause

Rückreise und Problem mit Familienname

Viele von euch fragen, ob wir nun schon ein Rückflug in die Schweiz haben, und wann wir zurück sind.

Leider muss ich euch da enttäuschen. Wir haben noch keinen Rückflug, da wir für Amaru noch keinen Pass haben. Erst wenn wir eine ecuadorianische ID besitzen, können wir einen CH-Pass für ihn beantrage. Wir benötigen zwingend seinen Schweizerpass. Mit nur einem ecuadorianischen Reisepass müssten wir ein Schengenvisum für ihn beantragen, damit er einreisen darf. Momentan stellt aber Europa nur für gewisse Länder wie z.B Neuseeland (welches Covid frei ist) ein Schengenvisum aus. In Ausnahmefällen würde er aber sicherlich mit uns einreisen dürfen.

Familiennamen:

Und jetzt kommt das komplizierteste. Amaru würde hier einen anderen Familiennamen erhalten als wir. Wieso? In den spanisch sprechenden Ländern haben alle zwei Familiennamen. Wir heissen nicht nur Alvarado sondern Alvarado Guevara. Hier in Ecuador behalten die Frauen nach der Heirat ihren Namen. Der neue Name nach der Geburt eines Kindes setzt sich am Beispiel von Leos Eltern zusammen. Leos Vater heisst mit Familienname «Alvarado Cuesta». Seine Mutter heisst zum Familienname «Guevara Peña». Nun wird der erste Name des Vaters genommen, also Alvarado und der erste Name der Mutter, sprich Guevara angehängt. Die Kinder der beiden heissen somit Alvarado Guevara. So wissen die Leute auch, dass Leo der Sohn von Alirio Alvarado und Lastenia Guevara ist. Macht irgendwie Sinn oder?

Nun, weil ich vor mehr als 7 Jahren den Familiennamen von Leo übernommen habe und das Zivilstandesamt in Luzern damals mitgeteilt hat, dass Alvarado Guevara ein kompletter Name sei, heisse ich ja jetzt auch Isabelle Alvarado Guevara. Was macht das ecuadorianische System mit Amaru? Jetzt kommt das Problem, er würde hier Amaru Andrés «Alvarado Alvarado» heissen. Das wollten wir aus zwei Gründen nicht. Erstens können die Leute hier sehr gemein sein und ihn als «Bastard» bezeichnen. Die Leute könnten meinen, dass er von Geschwistern oder engen Familienmitglideren gezeugt wurde. Der zweite Grund ist, dass wir möchten, dass alle in unserer Familie gleich heissen. Hier auf dem Zivilstandesamt und auf der Schweizer-Bodschsft in Quito meinten sie, dass sie noch nie so einen Fall hatten und dass wir ein Gesetzesauszug, welcher bestätigt, dass in der Schweiz der Name des Vaters oder der Mutter für das Kind übernommen werden kann, vorweisen müssen. Dieser Gesetzesauszug muss in der Schweiz von einem Notar beglaubigt und vom Kanton Luzern apostilliert werden. Natürlich muss noch ein anerkannter Übersetzer das ganze auf Spanisch übersetzen…

Es wurde uns mitgeteilt, dass die Ausstellung des Reisepasses für Amaru etwa 2-3 Monate in Anspruch nimmt…

Ihr seht, uns wird nicht langweilig. Auf unserem Land in Rio Negro ist vieles paradiesisch aber wenn wir hier mit den Behörden zu tun haben, dann ist alles etwas weniger romantisch…

Auch müssen wir noch unser Heiratsdokument ändern. Vor 7 Jahren haben sie mich als Russin hier eingetragen (weiss Gott wieso?) und zusätzlich bin ich momentan ohne Aufenthaltsbewilligung in Ecuador. Ich hatte nur ein Visum für 6 Monate. Wegen Covid sind die entsprechenden Behörde  nicht erreichbar.

Wir werden in den nächten 1-2 Wochen nach Quito reisen. Dort dürfen wir bei Katia wohnen und können so in Ruhe den ganzen bürokratischen Kram erledigen. Die Massnahmen gegen Covid wurden jedoch wieder verschärft. Es gibt sehr viele Fälle in den grossen Städten. Wir hoffen, dass wir trotzdem mit allen Behörden unsere Anliegen erledigen können.

Drückt uns die Daumen, dass wir so schnell wie möglich alles erledigen können, um euch bald wieder zu sehen.

Wir hoffen seeeehr, dass wir anfang September wieder in der Schweiz sind. Seit Amaru auf der Welt ist, habe ich doch etwas Heimweh. Ich möchte gerne mein kleines, grosses Glück mit euch teilen.

Aber wir sind unendlich dankbar für die extra Familienzeit und wir geniessen die wunderschöne, aber auch fordernde Stunden zu viert. Wir pendeln uns immer mehr ein.

Danke euch allen für die wunderschönen Nachrichten und Glückwünsche. Danke liebe Sina fürs Versenden der Geburtskarten und liebe Kathrin, liebe Ruth und lieber Alexander, herzlichen Dank für die tollen Geburtstafeln. Danke liebe Jessica für die Hammerüberraschung meinen Bauch kurz vor der Geburt noch anzumalen.

Danke auch ganz fest an meine Eltern, welche uns nun mit Notar usw. in der Schweiz helfen.

Alles liebe Familie Alvarado Guevara

Bienvenido al mundo!

Willkommen Amaru Andrés!

Wahnsinn, wie viele Geschenke du uns schon gemacht hast, bevor du das Licht der Welt erblickt hast. Du wolltest hier in Ecuador auf die Welt kommen, du wolltest in unserem Zuhause geboren werden, du wolltest kurz vor deiner Geburt an einem Temazcal teilnehmen, du wolltest noch in meinem Bauch im Wasserfall baden, du wolltest nochmals den riesen grossen Baum «el Abuelo» sehen und du wolltest an einer wunderschönen Zeremonie mit 8 Frauen teilnehmen, die dich im Bauch ehrten und segneten. So viel Liebe hast du schon vor deinem Kommen erhalten und so viele Menschen bewegt.

Das wunderschönste Wort für mich in der spanischen Sprache ist das Wort «dar a luz», also «Gebären» , wörtlich übersetzt «Das Licht geben» . Nicht ich habe ihm das Licht gegeben sondern er hat uns am 8.6.2020 um 10:20 Uhr weiteres, liebendes Licht für diese Welt geschenkt.

Wir sind überglücklich, unseren zweiten Sohn endlich in unseren Armen zu halten und dass mein Herzenswunsch einer wunderschönen Hausgeburt im Kinderpoolbecken in unserem Wohnzimmer in Erfüllung gegangen ist. Die Geburt wurde mit so viel Frieden, Liebe, Ruhe, Extase auch Angst aber auch Intuition, Freude, Gesang und zwei Engels-Hebammen namens Susi (70ig) und Katia (54ig) begleitet. Leo war mir eine grosse Stütze und hat mir mit seinem Singen und seinen starken Armen die Geburt erleichtert. Amaru hat sanft mitgeholfen und konnte somit langsam und sachte in diese Welt finden und mich vor Verletzungen verschonen.

Ich fühle mich so stark und in meiner Kraft. Ich durfte MEINEN Weg gehen. Völlig selbstbestimmt, nur mit natürlichen Heilkräutern und einem Boa Öl, welches den Schlussspurt erleichterte. Wahnsinn wie schön und kraftvoll eine Geburt sein kann. Ich wünsche mir, dass viele Frauen das grösste Wunder, ein Leben auf die Welt zu bringen, so schön, geborgen und sanft erleben dürfen.

Der Weg dorthin war aber sehr steinig und hier in Ecuador gibt es die Option für eine natürliche Geburt, nach einem Kaiserschnitt, so wie ich es mit Inti hatte, nicht. Von diesem Hürdenlauf mit den Ärzten, meiner ersten Ambulanzfahr und der Schwangerschaft in Pandemiezeiten möchte ich euch in meinem nächsten Blogeintrag ausführlich berichten.

Nun geniessen wir die Ruhe, den Frieden und das Glück, welches uns Amaru mit seiner Ankunft geschenkt hat. Vielen Dank für eure Glückwünsche. Entschuldigt, wenn ich euch allen momentan nicht zurück schreibe. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis.

Amaru: https://youtu.be/V9zj5p6rpRc

Alles liebe von uns vieren

Familie Alvarado

Katia

Das Wetter bei Amarus Ankunft

Unverhofft kommt oft

Ja, so wie ihr Digi und Seffi es im letzten Kommentar beschrieben habt, kommt unverhofft bei uns wirklich oft. Auch die letzten Tage war es wieder so. Aber bevor ich in Details gehe, möchte ich mich wieder einmal von Herzen für eure tollen Kommentare, guten Wünsche und positiven Reaktionen bedanken. Sie erfreuen und berühren uns sehr. Tommy, bei dir ist ja ein richtiger Philosoph verloren gegangen. So schön! Muchas, muchas gracias !

Unverhofft kommt oft. Manchmal kommt es mir vor, als wäre Leo der Häuptling des Familienclans und in der Umgebung. Die Leute hören auf ihn oder suchen seinen Rat. So kam es, dass am Mittwoch der Bruder zu uns gerannt kam, um mitzuteilen, dass es dem Papa Alirio nicht gut geht und er auf der rechten Seite, in der nähe des Blinddarms, so starke Schmerzen verspürte, dass er sich sogar übergeben musste. Dieses Mal wagte er es nicht mit dem roten Göppel und ohne Bewilligung, los zu fahren. Leo rief also die Ambulanz und schon bald stattete er erneut, mit seinem Vater, einen Besuch im Spital von Baños ab. Diagnose, Verdacht auf Nierenstein. Da zu dieser späten Stunde keine Ultraschalls durchgeführt wurden, entliessen sie Alirio mit starken Schmerzmitteln. Dank den vielen Kontakten die Leo hat, konnte er einen Taxichauffeur erreichen, der trotz Ausgangssperre gewillt war, zu später Stunde noch nach Rio Negro zu fahren. Langsam aber sicher wird diese Ausgangssperre schon sehr mühsam. Vor allem bei solchen Zwischenfällen.  Gegen Mitternacht waren sie wieder zu Hause und konnten sich kurz ausruhen, bevor es dann um 7 Uhr wieder mit dem Taxi erneut ins Spital nach Baños ging. Dort konnte Alirio den Ultraschall machen lassen. Der Verdacht auf Nierenstein hatte sich nicht bestätigt. Die Ärzte meinten, es wäre eine starke Infektion der Nieren. Wisst ihr was das absolut verrückteste ist? Diese Infektion kommt sehr wahrscheinlich davon, dass er Tags zuvor Pestizide um sein Land gespritzt hat. Ja, sie haben Panik vor Covid, aber jeder hier glaubt, dass die Pflanzen nur mit Pestiziden richtig gedeihen. Die Häuser werden mit Asbest gebaut und ohne Schutzmasken abgebrochen. Aber bei diesem Virus tragen nun alle Masken, auch mitten in der Natur. Viele haben sich jetzt auch Ganzkörperanzüge zugelegt. Es wird immer absurder…Ausserdem hat der Präsident die Ausgangssperre bis zum 15. Juni verlängert. Viele Reiseführer oder Touranbieter, welche Leo kennt, stehen vor dem Nichts. Ein Reiseführer verkauft jetzt Tomaten, andere Poulet oder Bananen. Baños, welches von 1 Mio. Touristen Jährlich lebte, muss umdenken und neue Wege finden. Touristen werden für längere Zeit nicht mehr kommen und wegen des Landesstreiks im Oktober ging es schon vielen vorher schlecht. Es ist Zeit für neue Ideen und Visionäre. Ich bin gespannt und hoffe sehr, dass aus all dem neue Chancen und Neuanfänge entstehen können und, dass die Familie Alvarado vielleicht jetzt etwas weniger Pestizide benutzt…

An Visionen und Ideen mangelt es dem «Häuptling» Leo nicht. Ich spüre, dass er immer mehr zurück in seine Kraft kommt und vermehrt sein «altes» Wissen wieder abrufen kann. So nahm er die im zweiten Stock noch nicht installierte Badewanne nach unten und bastelte ein provisorisches Gestell, damit ich nun jeden 2-3. Tag ein heisses Ingwerbad geniessen darf. Der weisse Ingwer oder die sogenannte Schmetterlingslilie und auf lateinisch  Hedychium coronarium genannt, wächst bei uns wie Unkraut in unserem Wald. Dieser Ingwer ist entzündungshemmend und auch seine Blüte kann verzehrt werden (bei uns ist alles Bio und Pestizide sind auf unserem Land strengstens verboten). Das heisse Bad mit dem Ingwer ist unglaublich wohltuend und meine Schmerzen bei den Hüften sind nun praktisch weg. Auch hat meine Hebamme mir einen Heilkräutertee verschrieben, den ich täglich trinken soll. Ruckzuck hat Leo all diese Blätter und Kräuter in unserer Umgebung gefunden und der Tee schmeckt wirklich sehr gut.

Leo ist jetzt auch unter die Spielzeugbauer gegangen. Da wir ja nur wenige Spielsachen für Inti haben und wir nur Lebensmittel einkaufen können, hat er kurzerhand aus den Resten Neues kreiert. Der neue Bagger von Inti muss überall hin mitkommen und ist der neuste Stolz unseres kleinen, grossen Jungen. Aber das absolute Highlight ist natürlich der elektrische Fadenmäher. Ein Mäher bei dieser wilden Natur ist hier unverzichtbar. Inti hat, dank dem er nicht viele Spielsachen hat, immer fiktiv herumgemäht. Jetzt hat er einen «echten» und mäht das fiktive Gras in unserem Wohnzimmer täglich ab. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Auch baut Inti aus Kissen und Decken seine Küche mit der er uns köstliche Spiegeleier brutzelt, schnelle Autos baut, mit Booten um die Weltmeere (oder nach Baños) fährt, Kranen und wilde Pferde etc. werden auch daraus kreiert. Der Rücken des Papi dient als Rutschbahn und seine Phantasie kennt keine Grenzen. Es ist inspirierend und bereichernd  ihm zu zuschauen.

Auch Leos Phantasie und Kreativität scheint grenzenlos zu sein. Momentan schreibt er ein Buch und komponiert neue Songtexte und Lieder. Auch haben wir nun endlich eine akustische Gitarre auftreiben können. Jetzt müssen Leo und Inti keine «Luftgitarren» mehr spielen sondern sie können auch musikalisch ihr Potential entfalten.

Was momentan auch wunderschön zu beobachten ist, sind die vielen bunten Vögel, die Kolibris die vor userem Eingang hermuschwirren und die einzigartigen, Schmetterlinge. Eine wahre Farbenpracht. Habt ihr schon einmal einen schwarzen Schmetterling gesehen? Einfach wahnsinn, was für eine Vielfalt Mutter Natur oder wie hier die Menschen sagen «Pachamama» bietet. Leider haben wir keine gute Fotokamera um diese Spektakel zu fotografieren. Auch der Vollmond diese Woche war der schönste, den ich je gesehen hab. Auch da gibt es leider keine guten Fotos aber eine kleine Ahnung wie es in etwa war.

Ich bin ja gerade auch in der Metamorphose und brüte fleissig das Baby aus. Bin dann  schon froh, wenn ich diesen grossen Bauch gegen das Baby im Arm tauschen kann. Ach ja, und Babykleider konnten wir nun auftreiben und auf der Fahrt in der Ambulanz und im Spital konnte Leo die nötigen Informationen zu der bevorstehenden Geburt abklären. Die Ambulanz ist sehr gut für Gebärende ausgerüstet und auch in Baños scheint es nicht all zu schlecht zu sein. Leider dürfen wegen Covid-19 Privatkliniken momentan keine Geburten durchführen. Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass meine Hausgeburt mit meinen drei Hebammen so zustande kommen kann, wie ich es mir aus tiefstem Herzen wünsche. Drückt mir die Daumen 🙂 Auf jeden Fall freue ich mich sehr auf die baldige Geburt und natürlich auf unser Baby.

Ich wünsche euch, dass auch ihr eure Kreativität, Potentiale und Chancen in dieser Zeit entdecken könnt, damit wir gemeinsam eine neue Welt erschaffen, die auch für unsere liebe «Pachamama» und uns im Einklang ist.

Beste Grüsse aus Ecuador und hebed Sorg

Nein, es sind keine Zwillinge…

Fadenmäher im Aufbau

Rozadora oder Fadenmäher

Leo der Spielzeugbauer

Supervollmond. Leider hat unsere Handykamera die wahre Schönheit nicht ablichten können

Darum müssen die Bananen grün gepflückt werden. Die Vögel sind sonst schneller…

Darum müssen die Bananaen grün gepflückt werden. Die Vögel sind sonst schneller…

Gemüsehändler in Vollmontur

Einer von vielen

Quarantäneleben

Ja, wie lebt es sich seit über 1.5 Monaten hier in der Quarantäne? Ich würde sagen, sehr gut. Wir sind jeden Tag aufs Neue so dankbar über die grüne Fülle, welche unser Land zu bieten hat. Auch ist es richtig schön, einfach mal nur in der Familie zu sein und keine grösseren Dramen oder Telenovelas der Anderen mitzubekommen. Im Dorf gibt es genügend Nahrungsmittel zu kaufen und der Gemüse- und Früchtehändler kommt sogar 1x die Woche, mit den entsprechenden Schutzmassnahmen, vor unsere Haustüre gefahren

Gleich zu Beginn der Quarantäne wurde unsere jüngste Hündin Chiquita von einem Auto angefahren. Da wir kein Auto zur Verfügung hatten und wir durch die Ausgangssperre nicht zum Tierarzt konnten, haben meine beiden Männer tatkräftig Hand angelegt. Ich staune immer und immer wieder über das breite Wissen von Leo. Die guten Gedanken unserer Freunde und das Kräuterwissen meines Mannes haben geholfen, dass unsere » kleine» nun fast vollständig genesen ist.

Chiquita mit den beiden Ärzten

Es gibt immer was zu tun. Sei es im oder um das Haus.

Ein Bettgestell muss her. Der kreative Meister war am Werk. 100% Nachhaltig. 100% effektiv. Es schläft sich wie im Traum. 100% günstig. Materialkosten 12$.

Wenn es keine Frisöre gibt, muss selber Hand angelegt werden.

Am 14. April konnten wir nach über einem Monat wieder einmal nach Baños fahren um eine Schwangerschaftskontrolle wahrzunehmen und endlich wieder einmal in den Supermarkt zu gehen. Da in Ecuador nun Maskenpflicht ist, bot sich uns ein trauriger Anblick. Leere Strassen, geschlossene Geschäfter und grosse Schlangen bei den Banken und beim Supermarkt. Immer bedacht, dass 2m Abstand eingehalten werden müssen und dass nur eine gewisse Anzahl Menschen hinein gelassen werden. Einigen Menschen genügte die Maske nicht, sie waren in Vollmontur, also in Ganzkörperanzügen gekleidet. Angst und Unsicherheit war unter den Menschen zu spüren.

Apropos Bank. In Rio Negro gibt es keine Bank oder Bankomaten. In den kleineren Dörfern hat es das nicht. Daher ist es wichtig für die Menschen, in grössere Dörfer oder Städte zu gelangen um Bargeld abzuheben. Auch kann in den Dörfern nur bar bezahlt werden. Unvorstellbar für uns Schweizer, oder?

Bei der Schwangerschaftskontrolle konnten wir mit freudigen Nachrichten aus der Klinik. Alles sieht blendend aus und das Baby entwickelt sich sehr gut. Was für ein grosses Glück.

Nun wollten wir also die Rückreise mit dem ausgeliehenen Auto der Cousine antreten. Alle Einkäufe wurden verstaut und jetzt sollte es wieder ins grüne Paradies gehen. Nix gewesen, wir sind hier in Ecuador… Das Auto wollte nicht anspringen. Es gab praktisch niemanden, der uns auf der Strasse helfen konnte. Wir riefen unsere Freunde an. Auch diese konnten uns nicht helfen, da nur an gewissen Tagen die Autos mit den entsprechenden Nummernschildern zirkulieren durften. Ihre Nummer war an diesem Tag nicht dran. Wir kamen langsam in einen Stress, da es schon 11.30 Uhr war und die Ausgangssperre ab 14 Uhr ausgerufen wird. 30min brauchen wir um nach Rio Negro zu kommen. Glücklicherweise konnte uns dann doch geholfen werden und mit einem Überbrückungskabel wurde der «Göppel» wieder zum Laufen gebracht. Wir schafften es vor 14 Uhr wieder sicher nach Hause. Aber ab dann machte der rote Schlitten keinen Wank mehr. Diese Reise war für mich sehr anstrengend und ich kann es nicht genug sagen. Wir sind so dankbar, die Quarantäne nicht in einer Stadt, sondern auf unserem friedlich, ruhigen Land zu verbringen.

Nun sind wir fleissig an den Vorbereitungen zur Geburt. Eine tolle Hebamme haben wir gefunden. Leider konnten wir momentan nur über Videotelefonie mit ihr kommunizieren. Aber wir sind über Whatsapp in Kontakt und ich bekomme fast täglich gute Tipps von ihr. Momentan schmerzen meine Hüfte sehr, und ich kann fast nicht mehr laufen. Nicht nur unser Land sondern auch mein Bauch symbolisiert die pure Fülle…langsam wärs Ok, wenn der Bauch nicht mehr so schnell weiterwachsen würde. Es wird alles etwas mühsamer aber es geht ja nicht mehr all zu lange. Leider konnten wir bis jetzt noch keine Babykleider oder Utensilien organisieren. Hier werden die Kleider selten weiter gegeben und da die Läden alle geschlossen sind, kann auch nichts gekauft werden. Auch wird keine Post mehr nach Ecuador versendet. All unsere Babysachen in unserem Keller in der Schweiz bleiben wo sie sind.

Apropos Post. Hier auf dem Land gibt es keine Hausadressen geschweige denn eine Post. Falls jemand mit dem Taxi zu uns gelangen will, muss er/sie sagen : «Bitte nach Rio Negro al otro lado (auf die andere Seite), dass heisst auf die andere Seite des Flusses donde la Familia Alvarado (zur Familie Alvarado). So geht das. Auch gibt es keine Hausklingeln. Wenn jemand also zu Besuch kommt wird gepfiffen oder der Name des Hausbestzers wird gerufen. Geklopft wird selten. Die nächste Post befindet sich in Baños. Dort muss alles abgeholt werden. Momentan beneide ich euch um eure Onlinebestellmöglichkeiten und den Service public in der Schweiz. Das gibts hier leider auch nicht.

Wir haben grosse Hoffnung, dass ab nächster Woche die Restriktionen gelockert werden und wir wieder etwas freier reisen und einkaufen können. Wie gesagt, einiges würden wir gerne fürs Baby einkaufen und gerne würden wir uns bald eine Geburtsklinik in Puyo anschauen gehen.

Leider ist das Virus in unserem Dorf angekommen. Zwei Fälle sind bestätigt. Diese Menschen und deren Familie sind isoliert. Am Freitag wuden alle Strassen mit Chlordesinfektionsmittel mittels eines Traktors desinfiziert…leider kamen sie auch zu uns hochgefahren. Gott sei Dank schüttete es wenig später wie aus Kübeln und nun hoffe ich, dass das ganze Chlor weggespühlt wurde. Wir haben auch erfahren, dass es hier im Dorf keine Corona Tests gibt. Zu aufwändig, zu teuer. Aber ab nächster Woche sollten 100 Schnelltests geliefert werden. Auch das ist Ecuador…

Wir bleiben hier…

Unser Rückflug, der für den 21.4 geplant war, wurde gestrichen. Auch hier herrscht seit 3 Wochen der Ausnahmezustand. Ausgangssperre von 14-5 Uhr, die Schliessung aller Läden ausser der Lebensmittelläden, keine öffentlichen Verkehrsmittel und der fast völlige Stillstand in den Städten ist wie gesagt, seit 3 Wochen unsere Normalität. Wir sind seit der Krise jeden Tag in Kontakt mit der Schweizerischen Botschaft in Quito. Da es praktisch keine Flüge von und nach Europa gibt, informieren sie uns laufend über Rückflugmöglichkeiten. Eine neue Regelung ist, dass man nicht mehr 2h vor Abflug am Flughafen sein muss, sondern 5h!!! vorher. Weiter gibt es in jedem kleinen Dorf und an den Provinzgrenzen Kontrollen der Polizei oder des Militärs. Wenn kein «Salvoconducto» also Durchfahrtsschein vorhanden ist, dann kommt man nicht vom Fleck. Dieses Papier bekommt man bei Notfällen, bei dringenden Arbeiten oder wenn ein Flugbillett vorhanden ist, wird es von der Botschaft ausgestellt. Ein verfrühter Rückflug wäre unter diesen besonderen Umständen für uns purer Stress gewesen. Auch konnten nur noch Flüge nach Madrid, Paris oder Amsterdam gebucht werden. Von dort aus hätte dann weiter geschaut werden müssen, wie man in die Schweiz kommt. Auch gilt eine 10 Tägige Quarantäne, wenn aus Ecuador in die Schweiz eingereist wird. Wir ersparen uns diesen Stress und bleiben wo wir sind, nämlich in unserem Haus umgeben von unserem grünen Paradies. Wir bleiben bis zur Geburt unseres zweiten Kindes hier. Danach versuchen wir so schnell wie möglich für das Baby einen Reisepass zu erhalten. Wir hoffen somit ende August wieder in der Schweiz zu sein.

Zurück zu den Wurzeln, das ist momentan die Devise in Rio Negro. Das Brot wird bei uns wieder selber gebacken und das Land vor dem Haus mit Kürbis, Gurken, Yuca, Kartoffeln, Kakaopflanzen, Bohnen etc. angepflanzt. Die Vorräte mit Linsen, Mehl, Bohnen, Reis, Kartoffeln, Mais etc. sind aufgefüllt. Bananen, Zitrusfrüchte, Guave, Kaffeepflanzen, Zuckerrohr und Papaya wachsen wie Unkraut um unser Haus herum. Wasser ist in Rio Negro auch keine Mangelware. Die Quellen sind noch nie versiegt. Wir wären also für das Schlimmste gerüstet. Aber momentan bekommen wir im Dorf noch alles Grundlegende. Nur das heiss geliebte Jogurt von Inti und das Brot vom Bäcker gibts momentan nicht mehr. Es ist schon sehr speziell. Durch die Ausgangssperre und den Hausarrest, kann nur eine Person pro Familie einkaufen gehen. Für mich als Schweizerin, die sich noch nie im Verzicht üben musste, (das tönt schon so wahnsinnig oder?) ist diese Erfahrung momentan schon sehr horizonterweiternd. Mit erstaunen schaue ich die Nachrichten in der Schweiz. Hamsterkäufe inkl. WC Papier, leere Regale usw., obwohl die Grundversorgung laut Bundesrat weiterhin gewährleistet ist, und es, ausser Hefe und anderen Dingen, noch fast alles zu kaufen gibt. Wir jüngeren Schweizer mussten noch nie mit Verzicht umgehen. Wir leben, oder lebten in purer Fülle. Das ist schon ein unglaublich, riesiges Glück.

Wie ist es hier in Ecuador? Erst noch im Oktober musste das ganze Land durch den Generalstreik wegen der Strassenblockaden hungern. Es gab keine Gasflaschen mehr zu kaufen, also machten die Menschen auf den Strassen oder vor dem Haus Feuer um zu kochen, die Lebensmittelpreise explodierten, weil es nichts mehr zu kaufen gab. Die meisten haben sich mit Reis, Tomanten und Eiern über die Runden gebracht. Was will ich damit sagen? Viele Ecuadorianer leben von der Hand in den Mund. Sie haben keine fetten Bankkonten oder Geldanlagen. Wie schon gesagt, sie haben eher Schulden. Sie sind es geübt im Mangel zu leben oder Krisen zu bewältigen. Daher spüre ich hier die Menschen ruhig und hilfsbereit. Gerade heute kam der Gemeindepräsident mit einem Sack voll Lebensmittel zur alleinerziehenden Tante mit vier Kindern. Sie hat kein Geld für Gas, Windeln oder eben Lebensmittel. Der Gemeindepräsident verschenkt seinen ganzen Monatslohn um den ärmeren Leuten in Rio Negro zu helfen. Was für eine schöne Geste.

In den Städten, vor allem an der Küste herrscht aber auch Panik. Es wird berichtet, dass die vielen Toten von den Familien einfach auf die Strasse gebracht und dort zum Teil angezündet werden. Die Angst angesteckt zu werden ist zu gross. Die Spitäler in Guayaquil, der Notdienst und Bestatter sind völlig überfordert. Somit bringt sie niemand ins Krematorium…Ob die Menschen am Virus sterben oder eine andere Todesursache vorliegt wissen wir nicht. Guaya, die Küstenregion ist zum Glück isoliert. Niemand darf die Provinz verlassen.

Viele Fake News sind im Umlauf, die offiziellen Medien berichten nicht wahrheitsgetreu. Wie schon beim Landesstreik, gelten die sozialen Medien als vertrauenswürdiger. Es ist sehr schwer sich hier ein klares Bild zu machen. Was wir aber wissen ist, dass sich der Präsident auf den Galapagosinseln aufhält und kaum bis nichts über die Krise berichtet. Erst am letzten Donnerstag hat er sich das erste Mal richtig im TV zu Wort gemeldet.

Hier in Rio Negro ist die Welt noch heil. Wir geniessen unsere täglichen Spaziergänge um unsere Hektare Land. Unsere Nachbarn sind die Mutter und der Bruder von Leo sowie auf der anderen Seite der Vater mit seiner neuen Frau und die Tante mit den vier Mädchen. Wir verbringen nun viel Zeit miteinander, da ja niemand von ihnen arbeiten kann/darf. Um zu uns nach Rio Negro zu gelangen führt nur der Weg von Baños nach Puyo oder umgekehrt. Baños ist auch isoliert und hat noch keine Fälle verzeichnet. In Puyo, der grösseren Stadt Richtung Amazonas (40min. von uns) sind bis jetzt 9 Fälle registriert. Auf der ganzen Strecke zwischen den zwei Städten sind keine Fälle bekannt. Wir sind also sehr zuversichtlich, dass in Rio Negro weiterhin Ruhe herrscht. Wir sind im Vertrauen, auf das Schlimmste gefasst und hoffen das Beste.

Ich vermisse euch und freue mich, euch im Spätsommer wieder zu sehen.

Hebed Sorg und bleibt gesund.

Es war einmal…

Genau vor 8 Jahren entschied ich mich für eine Reise, eine Reise die mein Leben verändern würde. Eine Reise für mich alleine die mich so fest zu mir selber brachte und meinen grössten Herzenswunsch erfüllte. Angefangen in Kolumbien mit wunderschönen Erlebnissen mit Mensch und Natur. Viel Lebendigkeit, Lebensfreude und Salsarhythmen . Die weiterreise nach Ecuador folgte bald mit dem Höhepunkt eines Bootstrips auf die Galapagos Inseln. Dieses Naturparadies durfte ich in seiner vollen grünen Pracht kennen und lieben lernen. Selten sind die Inseln so grün und voller Leben wie damals. Die meiste Zeit sind die Inseln trocken und dürr.

Wegen meiner kaputten Fotokamera entschied ich mich für eine Reiseplanänderung. Ich flog zurück nach Quito, um die Kamera zurück zu bringen und dann den ecuadorianischen Dschungel kennen zu lernen. Wie immer auf meinen Reisen, geschah alles sehr spontan. So machte ich mich am Abend auf nach Baños. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück entschloss ich mich in ein Tourbüro zu gehen um nach einer Dschungeltour zu fragen. Der Chef sagte: «Ja, in 20 min. geht die 3 Tagestour los». Isabelle packte ihre Sachen, rannte zum Hostel, meldete sich für 3 Tage ab, hetzte zum Bankomaten und schaffte es vor Abfahrt noch den Bus für die Tour zu erwischen. Im strömenden Regen fuhren wir also richtung Puyo und in den Dschungel. Im voll bepackten Bus stand er also…mein Reiseführer. Ein junger, kleiner Ecuadorianer, der eine Frisur hatte wie damals der Justin Bieber. Schon 8 Jahre ist es her, seit dieser unvergesslichen Reise durch Südamerika und durch den Dschungel mit meinem kleinen Tarzan namens Leo. Sein Lachen, seine Sanftheit, sein Grossherzigkeit, seine Fürsorge, seine Sichtweise auf das Leben, seine Leichtfüssigkeit, seine Kochkünste und seine ausserordentliche Kreativität hat mir das Herz geraubt. Eine Umarmung dieses kleinen, damals 23 jährigen, Justin Bieber Tarzans war ein «nach Hause kommen», ein nach Hause kommen in eine warme Stube, wo du immer willkommen bist.

Lieber Leo, ich bereue keine Sekunde für die wir um unsere Liebe und unser gemeinsames Leben gekämpft haben. Das erste Jahr in der Schweiz war hart, hat uns aber nur stärker gemacht. Mit so viel Fleiss hast du die Lehre durchgebissen, mit so viel Liebe zur Schweiz hast du dich integriert. Mit so viel Liebe hast du mich unterstützt, mich zu dem Menschen gemacht der ich heute bin, hast mir nicht nur dein Herz geschenkt sondern auch einen gesunden, lichtvollen Sonnenschein namens Inti. Mit so viel Liebe füllst du deinen Sohn. Egal wo wir sind und was wir gerade machen, jeden Tag schreit er manchmal aus dem Nichts und aus tiefstem Herzen: «Leoooo, te amo mucho, mucho!!» Jedes mal zerspringt mir fast das Herz vor Freude. Ihr beide seht nicht nur gleich aus, ihr habt eine wunderschöne, tiefe Verbindung. Nein, ihr seid nicht nur Vater und Sohn, ihr seid viel mehr als das.

Es war einmal…vor 8 Jahren, da änderte sich mein Leben. Seit dem darf ich das grösste Geschenk, die wahre Liebe,  mit dir erleben. Ich hoffe unser Abenteuer gemeinsam durchs Leben, Hand in Hand wird noch viele Jahre dauern. Ich freue mich, wenn unser zweites Kind seinen Papi das erste Mal in den Armen spürt. Es kann jetzt schon mächtig stolz sein. Auch dieses Kind wird in deiner warmen Stube, in deinem grossen Herzen Platz finden und immer willkommen sein. DANKE für diese wundervollen, abenteuerlichen, nicht einfachen 8 Jahre. Danke, dass ich so sein darf wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, mit meinen Depressionen, Ängsten und meiner Euphorie und Lebensfreude. Danke, dass ich bei dir immer willkommen bin, so wie ich bin. Leo, te amo mucho, mucho !!!

Fotos von damals…

Nichts für schwache Nerven

Liebe Leser/innen. Falls ihr Mühe habt mit Würmern, Larven und dergleichen in der Haut, dann bitte nicht mehr weiter lesen. Wie der Titel schon sagt, dieser Blog-Eintrag ist nichts für schwache Nerven oder Leute die gerade am Essen sind. Warnung, ganz unten hat es Fotos.

Letzt Woche war Inti sehr unruhig, aggressiv und provozierend. Ich vermutete schon, dass er krank werden könnte. Siehe da, eine Nacht war er wirklich nur am Übergeben. Aber das lag eher an einer schlechten Mayonnaise als an etwas anderem. Er war also nach der Nacht wieder fit und doch sehr ungewohnt unruhig und aggressiv. Dann bemerkten wir, dass er eine Entzündung hinter dem Ohr hatte. Das kam ab und zu vor, weil er viel schwizt und sich somit dort Pilze bilden können. Wir strichen also die Pilzcreme hinters Ohr. Einen Tag später war die Entzündung so gross, dass er vor Schmerzen weinte. Er konnte nicht mehr auf diesem Ohr liegen, geschweige denn schlafen. So fragten wir den Nachbarn, ob wir sein Auto ausleihen dürfen um ins Spital in Baños zu fahre . Um 23Uhr kamen wir im Spital an. Nach einer Stunde Wartezeit schaute die Ärztin kurz auf das Ohr. Inti wollte nicht mal, dass wir sein Haar berühren, so fest tat es ihm weh. Nach Beurteilung der Ärztin sei es ein starker Infekt, der mit 9 Tagen Antibiotika behandelt werden sollte. Um  eins in der Nacht waren wir wieder zu Hause. Endlich schlief Inti vor lauter Müdigkeit ein. Wir waren skeptisch gegenüber der Antibiotkaeinnahme und entschlossen uns noch bis zum Morgen zu warten. Am Morgen wachte Leo auf und wollte das Ohr begutachten, als er plötzlich sah, wie sich etwas hinter Intis Ohr in der Haut bewegte. Er sah auch zwei Löcher. Da war es ihm plötzlich sonnenklar. Inti hatte keinen Infekt sondern «Tupe» auf Deutsch «Schraubenwurmfliegen-Larven». Diese Fliege legt ihre Eier in die Haut von Warmblüter. Die Larven ernähren sich dann vom Gewebe des Wirtes. Häufig kommen sie hier in diesem Gebiet bei Kühen, Schweinen, Hunden und Katzen vor. Wir fuhren also gleich wieder nach Baños, dieses Mal aber zu einem Privatarzt. Dieser konnte unter lautem, schmerzerfüllten Gebrüll von Inti 5 Larven entfernen. Ich wartete im Wartezimmer und mein Mami-Herz hat es fast zerrissen beim anhören des schmerzerfüllten weinens von Inti. Auch überkam mich eine grosse Übelkeit und ein Ekel, da wir diese Fliege oder solche Insekten Gott sei Dank in der Schweiz nicht kennen. Der Arzt gab uns eine Antibiotikacreme für hinter das Ohr mit. Wir waren froh, dass wir ihm keine sonstige Antibiotika geben mussten. Rasch merkten wir, dass es Inti besser ging und er wieder «normal» erschien. Leider fing er in der Nacht wieder an zu weinen und sagte uns, dass sein Ohr schmerzte. Weitere 9 Larven konnte Leo hinter dem Ohr zählen. Die Fliege kann 20-30 Eier legen. Die Eier können sich innert eines Tages in Larven entwickeln. So gingen wir am nächsten Tag zum Sub-Centro (kleines Gesundheitszenter in Rio Negro) wo sie nochmals ca. 3 Larven und Eier rausdrückten. Die Ärztin meinte, ein anderes Mädchen hätte diesen Monat an der Stirn das gleiche gehabt. Wenn wir herumgefragt haben, gab es sicher min. eine Person die das selber schon hatte oder jemanden kennt, der diese Fliegenlarven im Körper hatte. Das Ohr von Inti war durch das viele Drücken geschwollen und gerötet. Wir entschlossen uns, dass es für den weiteren Heilungsprozess ratsam war, seine geliebten langen Haare zu schneiden. Nach viel Überzeugungskraft und gutem Zureden konnte die einzige Coiffeuse von Rio Negro die Haare so gut es ging abschneiden. Wir erkannten unseren Inti fast nicht mehr. Ein neuer Mensch. Wir müssen uns wirklich daran gewöhnen. Aber ihm gefallen auch die kurzen Haare und er mustert sich liebend gerne oft im Spiegel. Wie kommen jetzt die restlichen «Würmer» noch raus? Hinter dem Ohr befanden sich ja Löcher. Diese werden für die Larven und Eier zum Atmen genutzt. Es gibt zwei Techniken, welche wirksam sind. Entweder mit viel Vaseline die Löcher verschliessen oder mit Rauch die Löcher bequalmen. So kommen die Larven aus dem Loch um zu atmen. Wir versuchten es mit Vaseline und siehe da, 11 weitere Larven konnte Leo entfernen. Jetzt glauben wir alle Larven erwischt zu haben. Heute war Inti wie ausgewechselt. Glücklich, fröhlich, aktiv und keine Spur von aggressivem Verhalten. Wir hoffen nun das Gröbste überstanden zu haben. Leo handelte in dieser Situation völlig korrekt und wieder einmal bin ich mächtig Stolz auf meine zwei Männer.

Vorletzte Woche sind 4 Kühe vom Cousin ausgebüxt und um unser Haus herumgetrampelt. Inti war natürlich sehr interessiert an den Tieren und wir gingen nah an sie heran. Wir vermuten, dass die Fliege dort bei den Kühen lauerte und auf einen neuen Wirt (Inti) wartete. Nun weiss ich, dass Kühe anschauen nur noch in der Schweiz möglich ist.

Nach diesem Schreck hatte ich natürlich gleich Heimweh. So mussten wir in Baños ins Swiss Bistro um Fondue, Rösti und Älplermagronen zu essen. Intis erstes Fondue. Er hats sehr genossen und ich natürlich noch mehr.

Also, heute habt ihr mal etwas anderes gelesen als nur Corona-Virus. Ich hoffe ihr könnt dem ganzen Trubel mit Vertrauen und Gelassenheit entgegenwirken. Auf jeden Fall wisst ihr jetzt, dass ihr Glück habt wenigstens keine invasion von Schraubenwurmfliegen in der Schweiz zu haben.

Hebed Sorg. Alles Liebe, Familie Alvarado

Fühl ich mich noch als Sünderin und lang ersehnte Ferien

Bevor ich über die verschiedenen Transportmittel in Ecuador berichte, möchte ich euch, nach einigen Erkundigungen meiner tollen Blog-Leser, gestehen, dass ich mich nicht nur als «Sünderin» fühle, sondern die gefährliche Freiheit auch zum Teil geniesse. Ohne Helm auf einem Motorrad zu sitzen hat schon etwas befreiendes (nein Mami, jetzt in meiner fortgeschrittenen Schwangerschaft mache ich solche «gspässli» nicht mehr). Auch ist das Reisen im Taxi oder Auto mit Inti viel entspannter, wenn er sitzen darf wo er will und bei einer längeren Reise auch seine Turnübungen vornehmen darf oder einfach auf unserem Arm einschlafen kann. Jetzt wo mein Bauch schon recht gross ist, reise ich aber nicht mehr gerne. Die Busse rasen manchmal wie verrückt durch die kurvigen Strassen oder veranstalten im schlimmsten Fall gegenseitige Rennen. Ausserdem hat es an vielen Orten in den Dörfern Tempo-Schwellen die recht gross gebaut sind. Wenn so eine Schwelle übersehen wird oder mit grosser Geschwindigkeit überfahren wird, dann fliegt der Bus oder das Auto schon 1 m durch die Luft. Also auch als Nichtschwangere war das schon unangenehm.

Kommen wir also zum Busfahren. Das ist das häufigste und günstigste Transportmittel in Ecuador. Von Rio Negro bis Baños bezahlen wir für die halbstündige Fahrt 1.25$, eine 3.5h fahrt nach Quito kostet 4$. Laut Fränzi und Mäsi kostete eine Tageskarte mit dem Bus durch Quito 0.25$. Der Betrag wird vom Kassierer im Bus beim Sitz verlangt. Es gibt viele verschiedene Busunternehmungen. Die meisten Busse sind wie Reisecars ausgestattet und auch mit Klimaanlage sowie TV versehen. Ja, den lieben Bildschirm in den Bussen hätte ich manchmals verfluchen können. Leider werden dort grösstenteils nur Amiverherrlichende, gewalttätige und blutige Kriegsfilme, Kampf- oder Sexszenen gezeigt. Egal ob der Bus mit Babys, Kindern oder Minderjährigen besetzt ist. Inti hält sich von selbst manchmal schon die Augen zu, wenn wir sagen, es sei kein Film für Kinder. Leider genügt es auch nicht einfach nicht hin zu schauen, der Film wird in voller Lautstärke gezeigt. Als der Ex-Präsident an der Macht war, wurden solche Filme verboten…Neuer Präsident, alte Regeln – Leider. Das gute ist aber, dass jeder Bus eine Nummer hat und falls der Chauffeur nicht artig fährt, kann dort reklamiert werden und der Fahrer kann, je nach Verstoss, entlassen werden. Daher sind die Busrennen zwischen den verschiedenen Anbietern viel weniger geworden.

Wie funktioniert es denn mit ein- und aussteigen? Gibt es Haltestellen? Gibt es Fahrpläne und werden diese überhaupt eingehalten?

Bei uns in Rio Negro gibt es zwei Bushäuschen. Dort warten wir bis ein Bus kommt und halten unsere Hand raus und winken. So weiss der Chauffeur, dass wir mitfahren wollen. Gibt es keine Bushäuschen warten wir einfach am Strassenrand und winken dem Bus zu. Das gleiche gilt fürs Aussteigen. Jederzeit kann ausgestiegen werden. Es ist wichtig frühzeitig zum Chauffeur zu laufen und zu sagen «aqui no mas», das heisst «bis hierhin, nicht weiter». Wenn der Bus durch die kurvigen Strassen rast, ist es echt schwierig aus dem Sitz zu kommen und sich bis zum Chauffeur durchzukämpfen. Aber eben, all das funktioniert und haben wir bis jetzt überlebt. Dann gibt es natürlich die grösseren Busbahnhöfe. Das sind dann die Anfangs- oder Endpunkte. Bei grösseren Busreisen gibt es Abfahrtszeiten wo genau steht wann ein Bus losfährt. Das wird auch mehr oder weniger eingehalten. Bei uns in Rio Negro gibt es keine Fahrpläne. Wenn wir einen wichtigen Termin in Baños haben, gehen wie einfach schon 1- 1.5h früher aus dem Haus. Dann setzen wir uns zum Bushäuschen und warten bis ein Bus kommt. In der Regel hat es alle 30min einen Bus. Manchmal gibt es aber erst nach einer Stunde einen Bus und dann kommen gleich zwei hintereinander oder der Bus ist schon voll und wir müssen auf den nächsten warten. Das Warten wird mit Bekannten oder Dorfbewohnern mit einem Schwätzchen verkürzt. Das Reisen ist natürlich viel entspannter als in der Schweiz. Dort wusste ich, zu dieser und dieser Uhrzeit fährt mein Zug. Hopp galopp, 5min vor Abfahrt aufs Velo schwingen und hoffen, dass ichs in dieser Zeit zum Bahnhof schaffe. Das geht hier nicht und niemand springt gestresst auf den Bus. Das gibts hier einfach nicht. Leute die herumhetzen oder herumspringen habe ich noch nie gesehen. Vielleicht in den Städten, aber das konnte ich bis jetzt noch nicht beobachten.

Weitere beliebte Transportmittel sind die Taxis. Auch da gibt es Taxistationen oder sie werden einfach auf der Strasse abgewunken. Eine Taxifahrt von ca. 10min kostet ca. 1.25$- 1.50$. Eine halbstündige Fahrt zu uns nach Rio Negro kostet 10$. Dann gibt es Transporttaxis die beladen werden können. Mit voller Beladung bezahlen wir 15$. Diese Taxifahrten geniesse ich meist sehr, weil der Taxichauffeur gerne über das Leben, Gott und die Welt spricht. Auch die neusten Gerüchte werden ausgetauscht. Ecuadorianer lieben «Chismes», Gerüchte und Telenovelas. Telenovelas könnten wir schon wieder haufenweise schreiben. Das Leben hier ist manchmal so kurios, dass es schon wieder sehr Witzig ist.

Dann gibt es noch diverse touristische Zugreisen. Diese sind aber nicht für den öffentlichen Verkehr gedacht, sondern  nur für Luxustouristen. Die Dampflock tukelt mit ca. 20km/h entlang der Vulkane richtung Guayaquil. Früher durfte auf dem Dach sitzend mitgereist werden. Das ist heute verboten. (Diesen Zug gibt es seit der Pandemie nicht mehr, aktualisiert am 21.01.2024)

Was mir auch aufgefallen ist, ist wie ruhig der Himmel über Rio Negro ist. Bei uns in der Schweiz hört man ständig Flugzeuge oder Helikopter. Hier fliegt vielleicht 1x im Monat ein Helikopter über unsere Köpfe.

Da ich nicht mehr gerne herumreise, haben wir uns entschlossen mit dem Taxi 5 min. von uns Ferien zu machen. Wir tauchten in eine komplett andere Welt ein, obwohl es nur ein Katzensprung von uns entfernt war. Wir waren an einem Ort ohne Empfang und Internetverbindung und weit weg von Familiendramas oder Telenovela. 5 Tage die sich angefühlt haben wie einen Monat. 5 Tage Yoga, Meditation, wunderbar feines Veganes Essen und jeden Tag im glasklaren Wasserfall baden gehen. Inti hat die Hunde und Katzen sowie die pure Natur auch genossen. Jeden Tag konnte er mit dem Hundewelpen Chandra «fangis» spielen und sie hat ihm immer die Hosen runter gezogen. Auch die Menschen die dort arbeiten und leben, haben sich in Inti verliebt und er hatte genug Unterhaltung. Viele hier meinen er sei schon 3 oder 4 Jahre alt und vor allem wenns ums flirten geht mit hübschen Frauen ist er schon ein Profi. Auch braucht er seine Sprache gekonnt. Er switcht zwischen Spanisch und Schweizerdeutsch und manchmal fragt er mich mit grossen Augen auf Englisch «what are you doing?» Dann muss ich immer so lachen. Wir können unser Glück kaum fassen, dass wir so viel Zeit mit ihm und als Familie hier geniessen dürfen. Auch geht es mir momentan in der Schwangerschaft sehr gut. Das Baby bewegt sich viel und entwickelt sich planmässig. Leider haben wir noch keinen Namen. Falls also jemand einen schönen Namensvorschlag hat, sind wir sehr dankbar darüber.

Wir wünschen euch allen einen restlichen, schönen Sonntag und herzliche Grüsse aus Ecuador